Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
vorgehen. Er hoffte, dass Pearson keine verzweifelten Pläne schmiedete, denn jeder Versuch wäre in dieser Situation und bei dieser Bewaffnung zum Scheitern verurteilt.
    »Ich will nicht ständig dieselbe Platte auflegen, aber wir brauchen einen Lotsen, um nach Helsinki zu kommen«, sagte der am Steuermodul stehende Kapitän.
    »Du schaffst das auch alleine«, erwiderte Dominik.
    »Der Kapitän weiß, wovon er spricht«, fuhr Herman ihn an. »Das Letzte, was wir wollen, ist auf eine Untiefe aufzulaufen. Nimm Verbindung mit Helsinki auf!«
    Wieder einmal stellte Patrik fest, dass Herman wesentlich rationaler veranlagt war als Dominik.
    Widerstrebend nahm Dominik das Telefon und teilte dem Mann, mit dem sie schon vorher Kontakt gehabt hatten, mit, dass sie einen Lotsen benötigten.
    »
Ihr braucht keinen Lotsen, weil ihr nicht nach Helsinki kommt
«, hörte man den finnischen Polizisten aus dem Lautsprecher sagen. Im Hintergrund ertönten Fahrzeuggeräusche und in der Ferne das Rattern eines Hubschraubers.
    Die Männer auf der Kommandobrücke sahen sich überrascht an.
    Dominik kam als Erster wieder zu sich: »Was   …«
    »
Sie wissen, wovon ich rede. Sie haben radioaktiven Müll bei sich, der aus dem Behälter stammt. Damit lassen wir Sie nicht nach Helsinki.«
    In Dominiks Gesicht stieg Zornesröte auf. Patrik versuchte, ruhig zu atmen.
    »Wenn das euer Standpunkt ist, beginnen wir mit der Hinrichtung der Geiseln«, konterte Dominik. »Eine pro Stunde.«
    Außer sich vor Wut unterbrach er die Verbindung.
    Herman streckte die Hand nach dem Telefon aus. »Gib es mir, wir müssen verhandeln.«
    »Worte wirken bei denen nicht, nur harte Maßnahmen. Wir müssen ihnen zeigen, dass wir es ernst meinen.«
    »Stimmt. Aber wir können es uns nicht leisten, auch nur eine Geisel zu töten.«
    »Wieso denn nicht?«, fragte Dominik aufgebracht. »Was fangen wir mit den Geiseln an, wenn wir unsere Drohungen nicht wahr machen können?«
    Herman antwortete nicht, und einen Moment lang starrten sich die beiden Männer schweigend an.
     
    Timo stand neben Åsa im Lift auf dem Weg in den zweiten Stock des Hauptquartiers der finnischen Zentralkripo, wo sich die Bereitschaftszentrale befand. Er war mit dem Hubschrauber gekommen, hatte einen Anruf der Geiselnehmer entgegengenommen und ihnen den negativen Bescheid über eine Hafeneinfahrt in Helsinki übermittelt. Die Entscheidung war im operativen Bereitschaftsteam getroffen worden, und dass es so schwierig gewesen war, zu dem Entschluss zu kommen, hatte gezeigt, wie sehr sich die Meinungsunterschiede innerhalb der Lageführung von Stunde zu Stunde vertieften.
    »Alles steuert auf ein Chaos zu«, sagte Timo und sahim Aufzugspiegel sein blasses, todmüdes Gesicht, in dem dunkle Bartstoppeln wuchsen. Der Unterschied zu der neben ihm stehenden gepflegten und energischen Åsa war frappierend.
    »Die Entführer befinden sich jetzt in einer Situation, in der sie nicht mehr zurückkönnen«, sagte sie. »Sie werden anfangen, Geiseln zu töten. Die Zeit läuft davon.«
    »Was sagst du dazu, dass sie zumindest eine kleine Menge Material aus dem Behälter entnommen haben?«
    »Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es Terroristen sind. Das Material ist ihre Sicherheitsgarantie. Eventuell auch Handelsware.«
    Die Aufzugtür ging auf.
    »Ich habe übrigens neue Informationen über Herman McQuinn«, sagte Åsa. »Sehr interessante   …«
    »Lass uns gleich darauf zurückkommen. Zuerst müssen wir wieder einen Verhandlungskontakt herstellen.«
    Sie betraten den Lageraum der Bereitschaftszentrale, wo ein Dutzend Experten des Innenministeriums, der Polizei und der Streitkräfte die nun völlig veränderte Lage vor Seekarten und Monitoren beurteilten.
    Timo tauschte sich kurz mit ihnen aus und stellte fest, dass er leider recht hatte: Der Krisenstab geriet immer mehr in die Blockade, weil jeder seine eigenen Ansichten verteidigte.
    Die Tür ging auf, und Brad Michaels kam in Begleitung eines Mannes namens Metsälä herein, er war der Chef des Sondereinsatzkommandos der finnischen Polizei. Die Gruppe trug den Namen »SEK Bär«.
    »Ihr spielt mit dem Leben der Geiseln«, sagte Michaels. »Der Botschafter der Vereinigten Staaten und ich, wir wollen so rasch wie möglich mit eurem Ministerpräsidenten sprechen.«
    Timo wurde unsicher. Ließ man das radioaktive Materialnach Helsinki kommen, bedeutete das ein konkretes und reales Sicherheitsrisiko für die Zivilbevölkerung. Es konnte etwas Überraschendes

Weitere Kostenlose Bücher