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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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geschwiegen, und das ist kein Wunder. Wie man weiß, ist die afghanische Heroinproduktion explosionsartig angestiegen, seitdem die amerikanischen Truppen im Land sind.«
    Per Knopfdruck am Schlüssel öffnete Timo die Zentralverriegelung des silbernen Passat. Für einen kurzen Moment blieb er stehen, um frische Luft einzuatmen. Die Sommernacht war bewölkt und schwül, ein Gewitter kündigte sich an.
    »In Afghanistan gibt es zigtausend amerikanische Soldaten, aber sie unternehmen nichts, um die Opiumfelder zu vernichten. Warum?«, sagte Åsa, nachdem sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. »Weil ein Teil des Gewinns aus diesem riesigen Geschäft an die CIA geht. Damit werden dubiose Projekte finanziert, für die der Geheimdienst keine legalen Mittel vom Kongress bekommt.«
    »Diesen Unsinn habe ich schon einmal gehört, ich kann das nicht glauben.«
    »Meinen Quellen zufolge ist es tatsächlich so. Und vielen Personen, die im Dienst der CIA und der Armee stehen, bietet sich nebenbei die Gelegenheit, große Gewinne zu machen. Auch an Bord der C-1 7-Transportmaschine , mit der Jennifer nach Deutschland fliegen sollte, befanden sich anscheinend Drogen.«
    Timo warf Åsa einen kurzen Blick zu. Er erkundigte sich gar nicht erst nach ihren Quellen, aber er wusste, dass sie über erstklassige Kontakte verfügte. Der Wahrheit entsprachzumindest, dass eine deutsche Firma, die für den Wäsche- und Abfalldienst der NATO-ISA F-Truppen zuständig war, Drogen aus Afghanistan geschmuggelt hatte. Ein ehemaliger amerikanischer Generalleutnant, der in der Logistikeinheit LOGCAP gearbeitet hatte, war in die Leitung der Firma aufgestiegen. Die Untersuchung des Vorfalls hatte verschwindend wenig Platz in den U S-Medien bekommen. Das Militärflugnetz der Amerikaner umspannte weit größere Gebiete als dasjenige vieler internationaler Fluggesellschaften, und niemand kontrollierte die Flüge. Man konnte alles überall hinschmuggeln.
    »Meinen Kontakten zufolge hatte Jennifer geplant, in Deutschland die Drogenflüge der CIA zu verraten«, sagte Åsa. »Sie wollte nicht mehr mitmachen, weshalb die Amerikaner mit einer Inszenierung dafür sorgten, dass sie als Schuldige dastand. Und wie es scheint, versuchten sie im Gefängnis in Kabul durch Folter herauszufinden, was sie bereits wem erzählt hatte. Die Frau hat sich schließlich umgebracht.«
    »Und Herman?«
    »Herman wusste offenbar von den Drogengeldern, die an die CIA gingen. Aber die Amerikaner waren sich wohl nicht sicher, ob Herman in die Schmuggel- und Enthüllungspläne seiner Freundin eingeweiht war. Sie konnten keine zu offensichtlichen Nachforschungen anstellen, weshalb sie Herman von den Vorwürfen ausnahmen. Wohl auch wegen dem Ansehen der Armee, natürlich, aber vielleicht war es auch der Preis für Hermans Schweigen. Vielleicht redete man ihm ein, die Amerikaner würden Jennifer aus der Haft befreien.«
    Diese Informationen rückten Herman für Timo in ein anderes Licht.
    »Nach dem Tod seiner Freundin verschwand Herman jedenfalls«, sagte Åsa. »Sein damals dreijähriger Sohnflog von den Vereinigten Staaten nach Karatschi in Pakistan. Gerüchten zufolge hat Herman dann als Söldner im Dienst von Drogenclans in Afghanistan und Pakistan gestanden. Er war auch anderswo in Asien sowie in Afrika tätig, zuletzt im Kongo. Anscheinend versammelte er um sich eine starke Truppe von Fremdenlegionären. Und wahrscheinlich kennt er seine Komplizen auf der
Sigyn
von jener Zeit her.«
    »Auch Patrik Vasama?«
    »Zumindest ist Vasama im Kongo gewesen.«
     
    Zwanzig Minuten später klingelte Timo an der Tür eines Reihenhauses in Espoo-Mankkaa. Åsa war im Wagen geblieben, um ein paar dringende Telefonate zu erledigen.
    »Wer ist da?«, fragte eine Männerstimme hinter der Tür.
    »Polizei.«
    Die Tür ging auf. Vor Timo stand ein etwa fünfzig Jahre alter Mann in Hemd und Anzughose. Er hatte eindeutig nicht geschlafen.
    Timo zeigte seine Dienstmarke. »Sind Sie Jorma Laine, Abteilungsleiter im Strahlenschutzzentrum?«
    »Ja.«
    »Wir haben Sie telefonisch nicht erreicht.«
    »Ich schalte das Telefon nachts aus. Worum geht es?«
    »Sie schalten das Telefon aus, obwohl Sie wissen, was gerade im Finnischen Meerbusen los ist?«
    »Wir haben bei unserer Behörde einen Bereitschaftsdienst. Aber kommen Sie herein.«
    Timo trat in den Flur. »Wir haben mit dem Strahlenschutzzentrum Kontakt aufgenommen, weil aus dem Behälter auf der
Sigyn
eine kleine Menge Atommüll entnommen und in

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