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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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einen Zylinder gefüllt worden ist. Die Entführer sind bereit, uns den Zylinder zu übergeben,wenn wir ihre Forderungen erfüllen. Aber das SSZ ist trotzdem dagegen, das Schiff in den Hafen zu lassen.«
    »Das wäre mit großen Risiken verbunden.«
    »Mit welchen Risiken? Ist ein Zimmermann-Zylinder nicht sicher?«
    Timo reichte Laine ein Papier. »Hier sind die Angaben.«
    Laine nahm das Blatt entgegen. »Moment, ich hole meine Brille.«
    Timo bemerkte auf dem Tisch im Flur einen Autoschlüssel und ein Handy – das eingeschaltet war.
    Laine kam mit dem Blatt zurück. »Diese Angaben reichen nicht aus. Man darf den Zylinder nicht in den Hafen lassen.«
    »Eigenartig. Das Gleiche haben sie beim SSZ gesagt, aber wir haben auch bei Strahlenschutzexperten in den USA, in Schweden und in Großbritannien nachgefragt, und die sagen, Dichtigkeit, Undurchdringlichkeit und Stabilität des Zylinders garantierten die nötige Sicherheit.«
    Laine erwiderte nichts.
    »Auf dem Schiff befindet sich ein Finne«, sagte Timo. »Er heißt Patrik Vasama.«
    Laine blieb stumm. Sein steifes, ausweichendes Benehmen verärgerte Timo zunehmend – aber es weckte auch sein Interesse.
    »Sie kennen ihn, nicht wahr?«
    »Eine Person dieses Namens hat einmal unter mir gearbeitet, wenn ich mich recht erinnere.«
    Timo nickte. »Aber das war, bevor Sie zum Strahlenschutzzentrum gewechselt sind. Damals standen Sie noch im Dienst von Posiva.«
    »Stimmt.«
    »Eine von Vasamas Forderungen lautet, dass er mit Ihnen sprechen will. Wissen Sie, warum er das verlangt?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Kommen Sie mit mir!«
    »Sie haben doch nicht etwa vor, auf seine Forderungen einzugehen?«
    Timo musterte den Mann forschend. »Doch. Und Sie werden es auch tun.«

51
    Auf einem Betonpfeiler der unteren Ebene des Olympia-Kais im Südhafen von Helsinki erschien der rote Punkt eines Lasers.
    »Acht dreiundsechzig«, sagte der Amerikaner mit Blick auf die Digitalanzeige und ging mit dem Entfernungsmesser zurück in die Lagerhalle des Terminals. Sein Kollege trug den gemessenen Wert mit Bleistift in den Grundriss ein.
    Die ruhig und durchtrainiert wirkenden Männer der U S-Marine -Sondereinheit SEAL trafen in der Halle ihre Vorbereitungen. Sie zogen feuerfeste Nomex-Overalls an, Trekking-Schuhe mit niedrigem Schaft und Kampfwesten, in deren flexible Taschen sie Blendgranaten, die kurzzeitig das Hör- und Sehvermögen ausschalteten, steckten. Einige Männer überprüften ihre Bewaffnung: die Sonderanfertigungen von Sturm- und Präzisionsgewehren, die Maschinenpistolen und Pistolen. Auf Tischen lagen kugelsichere Westen, Pilotenhandschuhe, feuerfeste Hauben und Atemschutzmasken.
    »Wahrscheinlich wird McQuinn die Geiseln im Frachtraum des Schiffes in einen Bus umladen. Auf diesen Fall stellen wir uns ein«, hallten die Worte des zweiten Mannes der Gruppe zwischen Betonboden und -decke der kühlen Halle wider.
    Der Sergeant, der die Messung vorgenommen hatte, notierte den Wert auf einem riesigen Flip-Chart, wo aufden Zoll genau die Gebäude und die Entfernungen im Hafengelände aufgezeichnet waren. Neben Pfeilen waren Kreise mit Sekundenwerten zu sehen. Das eigene Leben oder das eines Kollegen oder einer Geisel konnte in einer Zugriffssituation von Sekundenbruchteilen abhängen. Jeder Mann hatte auf dem Flip-Chart sein eigenes Symbol und seine eigene Route.
    Diesmal waren die Geiseln extrem wertvoll. Ein einziger Fehlschuss konnte katastrophale Folgen haben. Die Geiseln von den Gegnern zu unterscheiden war inmitten des Chaos immer eine Herausforderung, und diesmal war sie besonders groß. Dennoch musste es unbedingt gelingen.
     
    »Macht euch auf Überraschungen gefasst«, sagte Tim Rockwell, der erste Mann der Gruppe. »McQuinn ist unberechenbar und gerissen.«
    Es fiel ihm schwer, den Namen McQuinn laut auszusprechen, denn er erinnerte ihn an einen Schandfleck in der Geschichte von SEAL.   Es war trotzdem eine Tatsache, dass Herman ein Elitesoldat gewesen war. Und darauf musste er hinweisen.
    Rockwell wandte sich an seine Leute. »Uns stehen Männer gegenüber, die eine Militärausbildung der Spitzenklasse erhalten und ihre Fähigkeiten in realen Gefechtssituationen unter Beweis gestellt haben. Denkt daran. Sie zu unterschätzen ist der schlimmste Fehler, den ihr machen könnt.«
    Rockwell ließ unerwähnt, dass er sich während der laufenden Operation selbst bereits dieses Fehlers schuldig gemacht hatte. Er hatte den Zeugen von Börjessons Exekution auf dem

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