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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Schiff entkommen lassen.
    Das würde sich in Helsinki nicht wiederholen. Er würde auf keinen Fall wegen eines Finnen vor das Kriegsgericht treten.
    »Sie werden sich nicht ergeben, zögert also nicht. Eliminiert jeden Entführer, wenn ihr die Gelegenheit dazu habt«, sagte Rockwell mit Nachdruck.
    »Warum hat sich McQuinn in Afghanistan abgeseilt?«, wollte einer der Männer wissen.
    »Er war ein Verräter. Er ist abgehauen, weil er nur hinter Geld her war.«
    Die schwere Metalltür glitt langsam und geräuschvoll zur Seite. Vor dem Licht des bewölkten Morgens zeichnete sich eine dunkle Gestalt ab.
    »Es ist höchste Zeit, den Plan durchzugehen«, sagte der Mann mit tiefer Stimme. Rockwell erkannte den Chef des finnischen Sondereinsatzkommandos an der Stimme.
     
    Timo reichte Jorma Laine den Telefonhörer. Er war müde und gereizt, hatte keine Minute Schlaf gehabt, und Laine benahm sich halsstarrig.
    »Ich habe den Lautsprecher eingeschaltet, wir wollen auch hören, was Vasama sagt.«
    Laine wirkte überrascht. »Ich möchte allein mit ihm sprechen.«
    Timo sah ihn scharf an. »Warum?«
    »Ich glaube, Vasama will mit mir persönlich reden.«
    »Haben Sie denn etwas Persönliches zu besprechen? Gerade konnten Sie sich kaum an ihn erinnern.«
    »Natürlich nicht   …«
    »Gut, denn wir hören das Gespräch auf jeden Fall mit, und es wird selbstverständlich aufgezeichnet.«
    Laine nickte, aber sichtlich verunsichert.
    »Sprechen Sie in aller Ruhe so lange wie möglich«, sagte Timo. »Wir analysieren seine Verfassung und seine taktischen Absichten. Je mehr er redet, desto besser.«
    Laine nickte erneut, und Timo stellte die Verbindung her. Es läutete mehrere Male.
    »
Hallo.
« Vasamas Stimme klang angespannt.
    »Hier ist Jorma Laine   …«
    »
Gut. Übergib das PFS 4-Datenmaterial den Behörden. Ich will innerhalb von drei Stunden die Ergebnisse der Überkreuzdurchläufe zu den Felsgrundfaktoren
«, sagte Vasama und legte auf.
    Timo sah Laine verdutzt an, als dieser zögernd den Hörer zurückgab.
    Timos Verblüffung wich jedoch sofort gespannter Aufmerksamkeit. »Und jetzt die Erklärung«, forderte er, Laine fixierend.
    »Vasama bezieht sich auf alte Computersimulationen, die bei der Endlagerplanung für Atommüll gemacht wurden.«
    »Und was will er damit?«
    »Das müssen Sie ihn fragen.«
    »Nein. Ich frage Sie, und Sie erklären mir detailliert, wovon Vasama spricht.«
    Laines Hals färbte sich rot. »Er meint eine Simulation namens PFS, Permafrost Simulation, bei der geklärt wurde, bis in welche Tiefe sich der Permafrost während der nächsten Eiszeit erstrecken wird.«
    »Und?«
    »Vasama hat die Daten manipuliert, um ein Resultat zu bekommen, das sich mit seinen Forschungen deckte. Das war sehr unethisch. Ich war sein Vorgesetzter und musste ihm kündigen.«
    »Warum will er noch immer in der Angelegenheit herumstochern? Weshalb will er das Material von den Computerdurchläufen?«
    Es hatte den Anschein, als überlegte Laine fieberhaft, was er sagen sollte, aber er schwieg.
    »Wir werden das Thema gründlich durchleuchten«, sagte Timo. »Nichts wird unangetastet bleiben. Entweder Sieerzählen jetzt alles freiwillig, oder wir klären es auf andere Weise.«
    Laine blieb noch eine Weile stumm, dann räusperte er sich und sagte nervös: »Ich will mit ein paar Leuten reden.«
    »Mit wem?«
    »Mit meinen damaligen Vorgesetzten.«
    »Wir haben jetzt wirklich keine Zeit für Massenkundgebungen. Wo befindet sich das Datenmaterial, von dem Vasama gesprochen hat?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Timo kam so dicht an Laine heran, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.
    »Erzählen Sie mir keinen Scheißdreck«, flüsterte er. »Dafür geht es im Moment um zu große Dinge. Wir haben keine Zeit für Sperenzchen.«
    Laine wich keinen Zentimeter zurück, sondern erwiderte den Blick. »Große Dinge?«
    Timo verbarg seine Überraschung über Laines plötzliche Dickhäutigkeit. Allmählich begriff er, welcher Dimension die Probleme in Vasamas Vergangenheit womöglich waren.
    »Sie arbeiten doch in Brüssel«, sagte Laine. »Auch unsere Tätigkeit wurde dort verfolgt   … Glauben Sie, dass nur finnischer Atommüll nach Olkiluoto kommen soll? An Ihrer Stelle würde ich die Nase nicht in Angelegenheiten stecken, von denen ich nichts verstehe«, erklärte Laine.
    Timo blieb die Luft weg.
    »Wollen Sie mir etwa drohen?«
    »Nein. Ich gebe Ihnen nur einen Rat.«

52
    Eine Stunde nach dem Treffen mit Laine saß Timo

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