Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
verließ er den Raum. Das war nun der Dank für all die schönen, sorgenlosen Jahre, die er seiner Familie bereitet hatte, ab sofort würde sich das ändern. Wäre bestimmt nicht schlecht, wenn Sandra endlich die Realität kennenlernen würde. Denn gerade in der heutigen Zeit war es nicht so einfach einen einigermaßen gutbezahlten Job zu bekommen und schon gar nicht, wenn man wie Sandra keinerlei Reverenzen vorzuweisen hatte. Tja, dann müsste sie sich eben durch Putzarbeiten ihren Lebensunterhalt verdienen. Schließlich mussten das Andere auch. Von ihm würde dieses undankbare Geschöpf mit Sicherheit keinen einzigen Cent mehr erhalten.
Nach einer endlos scheinenden schlaflosen Nacht, kroch Hendrik, der in einem feudalen Hotel eingecheckt hatte, völlig ermattet aus den Federn. Mit Müh und Not bekam er seine allmorgendliche Pflege in den Griff.
Ohne gefrühstückt zu haben, obwohl das Frühstücksbuffet für jeden noch so verwöhnten Gaumen etwas zu bieten hatte, machte sich Hendrik, nachdem er hastig einen Espresso getrunken hatte, wieder auf den Weg.
»Moin Kumpel«, wurde er abermals, zu seinem Empören beim eiligen Gang durch die Fußgängerzone, von diesem leidlichen Penner angesprochen, der ihm auch noch dreist zuwinkte. Sah ja beinahe so aus, als ob sie allerbeste Freunde wären. Schon blieb Hendrik wutentbrannt stehen.
»Was bilden sie sich eigentlich ein? Sie tun ja gerade so, als ob wir beide uns kennen würden. Ich warne sie, sollten sie sich mir gegenüber weiterhin so vertraulich aufführen, dann werde ich sie von hier polizeilich entfernen lassen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, stapfte er verstimmt weiter.
»Was bist du doch nur für ein armer Wicht«, murmelte der Obdachlose, bevor er wie so oft einen kräftigen Schluck aus der Pulle nahm. »An deiner Stelle möchte ich wahrhaftig nicht stehen, denn du bist in der Tat noch ärmer als arm dran.« Mühsam erhob er sich, er hatte schließlich auch noch etwas zu tun, z. B. nach Pfandflaschen zu suchen. Zumal diese Tätigkeit hin und wieder auch etwas einbrachte.
»Guten Morgen Herr Maurer, sie sind in der Tat spät dran«, wurde Hendrik von seiner langjährigen Sekretärin missbilligend empfangen. »Gewiss wird der Vorstand von ihrer Verspätung nicht gerade erfreut sein.«
»Was erlauben sie sich eigentlich«, fuhr er Heide Römer unbeherrscht an. »Offensichtlich ist ihnen bislang noch nicht bewusst geworden, wen sie vor sich haben.«
»Meine Güte Herr Maurer, was sind sie in letzter Zeit empfindlich geworden«, beschwerte sich die etwa fünfzig Jahre alte Frau.
»Das geht sie überhaupt nichts an«, fing Hendrik zu schreien an. »Sehen sie zu, dass sie ihren Kram zusammenpacken und so schnell wie möglich aus meinem Blickfeld verschwinden.«
»Aber … Herr Maurer«, stammelte Heide Römer vollkommen verdattert, »so kenne ich sie ja gar nicht.«
»Was ist hier eigentlich los?« Schon steckte einer der hohen Herren seinen Kopf durch die Tür.
»Diese unfähige Kreatur bildet sich ein mich maßregeln zu dürfen. Das geht nun doch zu weit. Aus diesem Grund habe ich auch, ihr gegenüber die fristlose Kündigung ausgesprochen.« Hendrik fühlte sich völlig im Recht.
»Ich habe überhaupt nichts getan«, fing Heide Römer zu schluchzen an.
»Nun beruhigen sie sich mal wieder Frau Römer, selbstverständlich werden wir sobald wir nur etwas Zeit erübrigen können, das Thema Kündigung, noch in aller Ruhe gemeinsam erörtern.«
»Jetzt hört sich aber alles auf«, empörte sich Hendrik. Unkontrolliert trat er nach seinem Schreibtischstuhl, der krachend zu Boden fiel.
»Herr Maurer«, nun war auch noch der Personalchef auf dieses unschöne Intermezzo aufmerksam geworden. »So langsam reicht es uns mit ihnen und ihrem Gehabe. Entweder sie reißen sich augenblicklich zusammen und erinnern sich an ihre Pflichten oder wir werden sie auf ungewisse Zeit von ihrem Amt entheben müssen.«
»Wisst ihr was«, tobte Hendrik, dessen anziehendes Gesicht sich jäh in eine starre Maske verwandelte. »Ihr könnt mich alle mal. Ihr glaubt doch nicht, dass ich auf eure Gnade und Barmherzigkeit angewiesen bin. Ich gehe!«
»Gut«, bekam er mit ruhiger Stimme zu hören. »Ganz wie sie möchten. Ich kann ihnen nur den gutgemeinten Rat mit auf den Weg geben, konsultieren sie so schnell wie möglich einen Facharzt, da es um ihre psychische Konstellation nicht gerade wohl bestellt ist.«
»Sagen sie doch gleich«, regte sich Hendrik lautstark
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