Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
stehen.
»Sie haben wohl noch nie etwas von Arbeit gehört?«, herrschte er den ungepflegt aussehenden Mann an. »Von mir werden sie noch nicht mal einen einzigen Cent bekommen, da ich Faulheit definitiv nicht unterstütze.«
»Ist ja schon gut, Meister«, bekam er beruhigend zur Antwort. »Dann wird es bestimmt auch zwecklos sein, wenn ich dich um eine Fluppe bitte.«
»Sehe ich denn aus, wie einer der raucht?« regte sich Hendrik Maurer auf. »Ich verrate ihnen mal etwas. Auch wenn ich es täte, dann würde ich ihnen auch dann, noch nicht mal den kleinsten Stummel davon übrig lassen. Genussvoll würde ich ihn mit meinen Füßen zertreten, damit ein nutzloser Kerl wie sie, sich nicht daran bereichern könnte.«
»Alles klar … Bruder.« Für einen Moment blieb Hendrik mit zusammengekniffenen Augen vor dem bärtigen, langhaarigen Mann stehen, danach stapfte er wütend davon.
So schnell seine Füße ihn trugen, ging er mit einer dunklen ledernen Aktentasche in der Hand haltend durch die belebte Fußgängerzone. Hendrik konnte es einfach nicht fassen, dass sich das verlauste Pack, mittlerweile auch schon in der Stadtmitte breitmachte. Auf jeden Fall wird er so etwas nicht unterstützen. Unmutig schüttelte er mit dem Kopf, so als ob er irgendeinen Ballast loswerden wollte, da ihn die blaugrauen Augen des Obdachlosen einfach nicht losließen.
Endlich war er an seinem Ziel angekommen. Voller Elan betrat er eine Drehtür, die ihn ins Innere eines Geschäftshauses gelangen ließ.
»Guten Morgen Herr Maurer«, wurde er aufmerksam von einem der Pförtner begrüßt. »Wünsche ihnen einen angenehmen Tag.«
»Danke Paulsen«, und schon war er im Aufzug verschwunden, der ihn zur neunten Etage bringen sollte.
Aufmerksam musterte er seine sportgestählte Gestalt im Aufzug befindlichen Spiegel. Okay, er sah trotz seiner zweiundvierzig Jahre noch immer passabel aus, das kam aber nicht von ungefähr, dafür musste er schon etwas tun. Deshalb verbrachte er auch einen großen Teil seiner ohnehin schon knapp bemessenen Freizeit regelmäßig in einem Fitnessstudio, was seine Frau nicht gerade glücklicher machte. Nervös zupfte er an seiner braunen Krawatte, die haargenau auf sein braunes Hemd sowie seinen braunen Anzug abgestimmt war. Noch schnell die dunklen Haare überprüft, die wie immer perfekt saßen, die überdimensionale schwarze Hornbrille nochmals zurechtgerückt, dann war es auch schon so weit. Der Aufzug war an seinem Ziel angelangt …
Augenblicklich begab sich Hendrik Maurer ins Konferenzzimmer. Mit Sicherheit warteten schon einige der Herren ungeduldig auf ihn. Auf den Manger dieser Bank.
Schon nach kurzer Zeit schauten sich die dort Anwesenden irritiert an, da Maurer der normalerweise stets souverän rüberkam, sich immer wieder bei seinem Vortrag verhaspelte und auch immer wieder den Faden verlor. Man fragte sich, was nur mit Maurer los wäre? Sehr wahrscheinlich war er wie so viele von ihnen hier, einfach nur überarbeitet.
Irgendwann nach pausenlosen Diskussionen ließ sich Hendrik Maurer völlig erschöpft in seinen Schreibtischsessel sinken. Er fühlte sich so etwas von ausgelaugt wie schon seit langem nicht mehr. Er müsste unbedingt mal wieder Urlaub machen, aber im Moment war das unmöglich, weil er die Bank, die wie so viele andere Banken auch in der Krise steckte, nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen konnte …
Kurz nach achtzehn Uhr verließ er wieder das Gebäude. Heute würde er ausnahmsweise mal sein tägliches Fitnessprogramm ausfallen lassen. Sandra würde sich gewiss darüber freuen.
Auf der Stelle wurde Hendrik wieder wütend, da er abermals den Obdachlosen erblickte, der zwischenzeitlich auf einer Bank saß und grinsend die Hand zum Gruß hob. So als wollte er ihn provozieren, so kam es zumindest Hendrik vor, setzte dieser nun mit zittrigen Händen die Schnapspulle an den Mund.
»Was für ein Abschaum«, regte sich Hendrik auf. »Wieso war bisher noch keiner auf den Gedanken gekommen, die Stadt zu säubern? Sprich, raus mit dem Unrat. Am Stadtrand würde sich gewiss ein Plätzchen für dieses Pack finden.« Den Verwahrlosten mit bitterbösen Blicken attackierend lief er eilig weiter.
»Schatz, ich bin zu Hause«, rief er gutgelaunt, kaum, dass er das schmucke Einfamilienhaus betreten hatte.
»Hendrik, du bist schon hier?« Darüber war Sandra seine bildhübsche Ehefrau in der Tat verblüfft. »Ich hoffe doch, dass es nichts Ernstes ist, weil du schon so
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