Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
zeitig hier bist.«
»Könntest du nicht zumindest ein einziges Mal etwas Freude zeigen, wenn ich nach Hause komme«, brüllte Hendrik los. »Das hat man nun davon, wäre wohl besser gewesen, wenn ich doch noch ins Fitnessstudio gegangen wäre.« Noch ehe Sandra sich dazu äußern konnte, war er auch schon wütend in seinem Arbeitszimmer verschwunden.
»Ist doch immer dasselbe mit dem Alten, wenn er nach Hause kommt«, regte sich die vierzehnjährige Anna-Lena auf, die durch das Geschreie und das laute Türzuschlagen ihres Vaters herbeigelockt wurde. »Zuerst macht er einen auf stinkefreundlich und danach zieht er eine Show ab, die sich wahrhaftig gewaschen hat. Wenn das nicht bald aufhört, dann bin ich weg. Das schwöre ich euch.«
»Papa meint es doch nicht so. Er ist einfach nur gestresst. Glaube mir Kind, ihm tut es bestimmt schon wieder leid, dass er so laut geworden war.« Obwohl Sandra die Stimmungsschwankungen ihres Mannes quasi auch nicht mehr ertragen konnte, hielt sie dennoch immer wieder zu ihm.
»Wenn du mich fragst«, entgegnete Anna-Lena patzig, »dann hat der Alte einfach nur eine an der Klatsche. Er sollte sich mal bei einem Psychiater auf die Couch legen, bestimmt würde er ihn schon nach seinem ersten Besuch in die Geschlossene einweisen lassen.« Seufzend blickte Sandra ihrer Tochter hinterher, die zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hoch lief. Gut, obwohl sie mit Anna-Lenas doch sehr dreisten Worten nicht einverstanden war, hatte sie dennoch nicht ganz Unrecht, da auch sie mittlerweile des Öfteren den Verstand ihres Mannes anzweifelte.
Etwa eine Stunde später spazierte Hendrik mit gelockerter Krawatte und die oberen Knöpfe seines Hemdes geöffnet, so als ob nichts gewesen wäre, ins Wohnzimmer hinein.
»Na Schatz, alles okay bei dir?«, mit einem kleinen Lächeln beugte er sich zu Sandra hinunter, die auf einem der schweren Ledersessel saß, und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund.
»Bei mir schon … fragt sich nur wie es dir geht.«
»Jetzt geht das schon wieder los«, ereiferte sich Hendrik. »Du solltest dich glücklich schätzen, dass du einen so gutmütigen Ehemann erwischt hast, ein anderer wäre dir bestimmt schon längst davongelaufen, weil er nämlich deine Launen nicht mehr ertragen könnte.« Wie schon des Öfteren fingen seine Arme an sich irgendwie selbständig zu machen, die sich dann meistens über seinem Kopf platzierten. Jäh strich er sich, so als ob er etwas übertünchen wollte, über sein Haar. Wäre ja auch kein Wunder, wenn er über kurz oder lang durchdrehen würde. Mit der Frau an der Seite konnte es ja auch nicht anders sein. Kommentarlos trat er den Rückzug an. Er musste raus aus diesem Haus, in dem sich alle gegen ihn stellten …
Unglücklich schaute ihm Sandra hinterher, langsam aber sicher wusste sie sich mittlerweile auch keinen Rat mehr. Nervös fuhr sie sich durch ihre kurzen blondgelockten Haare. Wenn sie doch nur wüsste, was sie tun konnte, damit ihre Ehe, die vor vielen Jahren so wunderschön begann, auch weiterhin Bestand haben würde …
Hendrik, der nun ziellos in seinem schwarzen BMW durch die Straßen fuhr, fragte sich, ob es nicht besser wäre, wenn er Sandra verlassen würde. Selbstverständlich würde er ihr und Anna-Lena das Haus überlassen und auch angemessen für sie sorgen. Gleich darauf verwarf er aber schon wieder diesen Gedanken. Weshalb sollte er für die beiden sorgen? Damit sie auch weiterhin wie im Schlaraffenland leben konnten? Immerhin war er es, der über seine Familie Wohlstand und Ansehen gebracht hatte. Entschlossen wendete er den Wagen, augenblicklich würde er wieder nach Hause fahren und unumwunden ein klärendes Gespräch führen.
»Hier bin ich wieder«, so als ob nichts geschehen wäre, setzte er sich Sandra gegenüber. »Habe ich dir eigentlich heute schon gesagt wie sehr ich dich liebe?«, fragte er sie lächelnd.
»Nicht, dass ich mich erinnern könnte«, erwiderte Sandra verhalten, die seine sprunghafte Art zwischenzeitlich als viel zu anstrengend empfand, aber dem lieben Frieden zuliebe, spielte sie sein doch irgendwo zermürbendes Spiel mit.
»Ich liebe dich«, schon war er auf den Beinen und zog sie stürmisch vom Sessel hoch. Leidenschaftlich suchten seine Lippen ihren Mund. Hendrik war so etwas von berauscht, sodass er noch nicht mal bemerkte, dass Sandras Körperhaltung buchstäblich Abwehr signalisierte. Mit sich und seinem Umfeld zufrieden, ließ er sie kurze Zeit später
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