Ein schmutziges Spiel
finster, nur um gleich darauf in Gelächter auszubrechen. »Aber Sie haben schon recht. Wissen Sie was? Ich mag Leute, die kein Blatt vor den Mund nehmen.«
Mit geübter Hand schenkte sie Kaffee in zwei türkisblaue Tassen ein. »Also, worum geht’s? Vielleicht beantworte ich Ihre Fragen, vielleicht auch nicht. Erst mal, wer ist dieser Danny?«
»Haben Sie von der Vergewaltigung und Ermordung von Lili Molina oben in Santa Barbara gehört? ›Sonnenwendmord‹ sagen die Leute dazu.«
»Klar. Das kam ja in sämtlichen Nachrichten. Und Vince hat mir auch davon erzählt, direkt bevor wir …« Mitten im Satz unterbrach sich Crystal. »Darum interessieren Sie sich für Vince. Es geht um dieses Gremium, dem er angehört, richtig?«
»Die Triune der Apollogilde, richtig.« Ich kostete den Kaffee. Er war gar nicht so übel. »Danny Armenta war der Junge, der wegen des Mordes festgenommen wurde.«
Crystal kippte vier gehäufte Teelöffel Zucker in ihre Tasse und rührte um. »Er hat sich umgebracht, nicht wahr? Selbstmord begangen.«
»Nein, das ist nicht wahr.« Ich stellte die Tasse auf die Untertasse. »Danny wurde ebenfalls ermordet. Und es ist meine Aufgabe, herauszufinden, wer die beiden umgebracht hat.«
»Okay, jetzt mal langsam mit den jungen Pferden.« Sie wedelte vor mir mit dem Teelöffel. »Passen Sie auf, ich hasse Vince leidenschaftlich, okay? Aber ich muss Ihnen leider sagen, er war das nicht, falls Sie das denken. Unmöglich!«
»Warum?«
»Oh, er kann bösartig sein, wenn es ihm einen Vorteil bringt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Er ist gemein zu seinem armen kleinen Frauchen und zu mir auch, wenn ich es zulasse. Es läuft immer alles so, wie er es will, oder es läuft gar nicht. Aber .«
»Aber?«
»Schauen Sie, Vince würde nie irgendetwas töten . Zu sentimental. Ich hatte da mal eine alte Katze, die von einem Auto angefahren wurde. Ich war bereit, Ziggy einzuschläfern, aber Vince nicht. Oh nein, er hat ich weiß nicht wie viel bezahlt, um das Bein richten und die Schulter nähen zu lassen. Ziggy war von da an natürlich völlig irre und hat auf alles gepinkelt, auf die Couch, das Bett, was immer Sie wollen. Aber Vince war das egal.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Mann könnte nicht mal eine Ratte töten, das schwöre ich bei Gott.«
»Okay, verstanden. Aber manchmal töten Männer nach einer Vergewaltigung, weil sie nicht wollen, dass die Frau sie anzeigt …«
»Schluss damit, sofort. Vergewaltigung? Nicht Vincent Stellato. Nie.«
»Crystal, ich weiß, dass Vince ein Tyrann ist. Wie kön nen Sie so sicher sein, dass er niemanden vergewaltigen würde?«
»Schauen Sie, ich hasse es, den Mistkerl zu verteidigen, aber das ist die Wahrheit. Vince würde niemanden vergewaltigen, weil er dazu keinen Grund hat. Wenn sich irgendeine Frau weigert, mit ihm ins Bett zu steigen, dann denkt er sich einfach, dass sie irgendein Problem hat.«
»An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht gerade, was?«
»Schätzchen, Vince hält sich für unwiderstehlich. Seine Mom war, soweit ich gehört habe, ganz ähnlich wie Maryjune. Und Vinnie war ihr kleiner Liebling … er glaubt, alle Frauen müssten ihn zum Fressen gernhaben. Was sie wirklich an ihm mögen, ist sein Geld.« Irgendetwas ging ihr durch den Kopf, und sie lachte laut.
»Was ist?«
»Sie müssen das so sehen, Vince kapiert nicht, an welchem Teil seiner Hose die Frauen interessiert sind. Es ist nicht der Reißverschluss, wie er sich einbildet, es ist die Gesäßtasche, in der seine Geldbörse steckt.«
»Er wäre nicht der erste alte Junge, der diesem Irrtum unterliegt.«
»Glauben Sie mir, Herzchen, als Kellnerin lernt man verdammt viel über Männer.« Crystal nippte an ihrem kalorienreichen Kaffee. »Wollen Sie sonst noch was wissen?«
»Sind Sie je seinem Sohn begegnet? Lance?«
»Ja. Vince hat Lance dann und wann ins Nonni’s mitgenommen. Der Junge hat nie geahnt, wer ich bin, zumindest glaube ich das. Wissen Sie, Vince hat gern über den Jungen gesprochen, und er wollte, dass ich ihn sehe, damit ich ein Bild von ihm im Kopf habe.«
»Und Maryjune? Sind Sie ihr mal begegnet?«
»Schwester Maryjune? Ja, ich habe dafür gesorgt, dass wir uns ein- oder zweimal über den Weg gelaufen sind. Und ich muss zugeben, ich habe ein paarmal bei ihnen angerufen, um Ärger zu stiften. Einmal habe ich sie sogar angerufen und ihr geradeheraus gesagt, dass ich seine Freundin war.« Crystal verzog das Gesicht. »Ich bin nicht stolz darauf, wissen
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