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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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Genau genommen …«
    Wieder trat Stille ein, und ich hielt den Atem an, um nur kein Wort zu verpassen.
    »Genau genommen was?«
    »Ich nicht, aber vielleicht wärst du dazu fähig.«
    »Was zum … Du willst es mir in die Schuhe schieben! Du hast sie umgebracht, und jetzt …«
    »Sei mal still, ja? Ich glaube, ich habe was gehört.«
    »Nachts hört man immer irgendwelche Geräusche«, höhnte Jared.
    Abrupt wurde die Tür auf der Vorderseite des Verschlags aufgerissen. Glücklicherweise stand ich in pechschwarzer Finsternis und verschmolz mit dem Gestrüpp, das den kaputten Zaun säumte.
    »Da draußen ist niemand«, sagte Jared in die Nacht hinein. Mit einem dumpfen Knall wurde die Sperrholztür wieder geschlossen. Ich wartete einen Moment, ehe ich auf meinen Posten zurückkehrte.
    »Okay«, sagte Jared da gerade. »Wenn ich es nicht war und wir annehmen, dass du es auch nicht warst – wer zum Teufel hat mir dann die SMS geschickt? Jemand, der auf der Party war, jemand, der dein Telefon in die Finger kriegen konnte. Einer deiner sogenannten Freunde, so sieht’s aus.«
    »Das bezweifle ich ernsthaft.« Bruce Wiederkehrs Stimme klang nun zurückhaltend. »Aber ich halte es für möglich, dass es jemand war, der an diesem Tag in dem Haus war. Eine Reinigungskraft, ein Caterer, ein Gärtner …«
    »Ja, klar. Oder vielleicht einer deiner reichen Busenfreunde, oder eines ihrer Kinder oder – oder dein eigenes Kind. Was hältst du davon, Wied? Es könnte deine heiß geliebte Sarah gewesen sein.« Der Name Sarah fiel in einem abfälligen und zugleich aufreizenden Ton.
    »Hör auf. Hör sofort auf. Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, Jared, meine Familie ist tabu. Ich toleriere deine neunmalklugen Sprüche, ich gehe auf deine albernen Erpressungen ein. Aber eines werde ich nie …«
    »Ja, ja. Eines werde ich nie hinnehmen . Das habe ich alles schon tausendmal gehört. Und diesen Mist mit der Erpressung kannst du dir auch schenken. Das findest du albern? Wenn nicht einer deiner Kumpels oder Verwandten oder wer auch immer mich erpressen würde, dann hätte ich dich nicht bitten müssen …«
    »Ach, hör doch auf, Jared. Jemand droht ununterbrochen, uns zu outen, wenn du nicht zahlst? Ich weiß nicht, ob ich dir davon überhaupt ein Wort glauben soll. Wenn du …«
    »Ich habe dir die Briefe gezeigt, oder etwa nicht?«
    »Gefälscht. Da bin ich ziemlich sicher, Jari.«
    »Verpiss dich doch. Such dir jemand anderen für deine kranken kleinen Spielchen, alter Mann!«
    Dieses Mal wurde die Tür so heftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand krachte, und ich hörte, wie Jared murrend zu seinem Wagen ging. Gleich darauf raste er mit dröhnendem Motor und quietschenden Reifen die Auffahrt hinunter.
    Erpressung. Jemand wusste also von Jared und Bruce und nutzte dieses Wissen, um sich ein bisschen Geld zu verschaffen. Ein bisschen Geld – und vielleicht auch ein bisschen Spaß, indem er die Daumenschrauben fester anzog.
    Kurz darauf presste ich das Ohr wieder an den Spalt und hörte ein sonderbares Geräusch. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen: Bruce Wiederkehr, der allein in dem Holzverschlag zurückgeblieben war, weinte.
    »Jaymie Zarlin.« Zave lächelte mir über seinen fußballfeldgroßen Mahagonischreibtisch zu. »In der Höhle des Löwen.«
    »Hi, Zave.« Scherzhaft verbeugte ich mich. »Sehr gütig, dass du mir eine Audienz gewährst.« Die Wände bestanden von einer Ecke zur anderen, vom Boden bis zur Decke aus vorhangfreiem Glas. Langsam drehte ich mich im Kreis und genoss den Dreihundertsechzig-Grad-Panoramablick auf die Tondachziegel, die Terrakottaberge und das dunkelblaue Wasser des Kanals.
    »Das muss die schönste Aussicht in der ganzen Stadt sein.«
    »Ich dachte, du willst mich nicht im Büro besuchen. War dir das nicht immer zu öffentlich?« Zave wanderte den weiten Weg um seinen Schreibtisch herum und griff nach mir.
    »Ich musste dich dringend sprechen«, entgegnete ich und entzog mich seiner Umarmung. »Kein Vorspiel, ja? Ich bin in einer ernsten Angelegenheit hier.«
    »Was immer du sagst.« Zave unterbrach seine Bemühungen und reckte beide Hände hoch, die Handflächen mir zugewandt. »Das mit Armenta tut mir übrigens leid. War es Selbstmord? Ich hörte, es wäre vielleicht doch keiner.«
    »Definitiv nicht.«
    »Hm. Heißt das, die Polizei will etwas vertuschen? Überrasch mich und sag nein.«
    »Vielleicht. Aber vielleicht wollen sie auch nur nicht zugeben, dass sie einen

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