Ein schmutziges Spiel
fertig miteinander.« Seine Augen schimmerten in einem harten Glanz wie kleine Obsidiansplitter. »Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde dir nicht länger hinterherlaufen.«
Ich hatte mit einer Standpauke gerechnet, aber nicht damit. »Mike, ich glaube wirklich nicht …«
»Du hast nicht an mich gedacht, nicht mal eine Minute, als du beschlossen hast, abzuhauen.« Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter. »Damit hast du mir eine wirklich gute Vorstellung davon vermittelt, wie viel ich dir bedeute.«
»Mike, ich …«
»Ich habe meinen Job für dich riskiert, ist dir das klar? Ich war so dumm, dir Informationen zu geben. So verdammt dumm. Aber ich habe dir vertraut, Jaymie. Vertraut, verdammt noch mal!«
»Und habe ich dein Vertrauen enttäuscht? Wie? Ich habe niemandem davon erzählt.«
»Wie? Ich werde dir sagen, wie. Irgendwas geht schief, und plötzlich verschwindest du aus der Stadt. Ohne mit mir zu sprechen, ohne mich auch nur vorzuwarnen.« Jede Spur von Mikes eherner Gelassenheit war wie fortgewischt. Stattdessen hallte seine wütende Stimme durch den Rosengarten. »Als würde ich dir gar nichts bedeuten. Als wäre ich für dich nur ein Mittel zum Zweck.«
»Mach mich nicht dafür verantwortlich. Ich bin dir nicht nachgelaufen.« Allmählich wurde ich selbst warm. »Warum hast du Gabi überhaupt meine Karte gegeben? Gib es zu, all das Gerede darüber, jemand müsse für Gerechtigkeit sorgen, war reiner Blödsinn. Das Ganze war nur ein Trick, um wieder an mich ranzukommen!«
»Ein bisschen von beidem.« Plötzlich ernüchtert zuckte Mike müde mit den Schultern. »Aber was macht das noch? Es ist vorbei, das ist alles. Nicht, dass es je richtig angefangen hätte.«
Ich sah mich zu Dexter um, der flach auf dem Bauch lag und eifrig in der weichen Erde des Rosenbeets buddelte. »Wenigstens er hat seinen Spaß.«
Abwehrend zuckte Mike erneut mit den Schultern. »Dex, Zeit zu verschwinden.« Der Hund bohrte seine Schnauze in den Boden, zog sie wieder heraus und sah uns an. Kleine Maulwurfspfoten wedelten zu beiden Seiten seiner Kiefer.
»Mike, bitte, können wir …«
»Was, Freunde bleiben?« Seine Stimme klang hart, und seine Lippen waren angespannt. »Nein, das können wir verdammt noch mal nicht. Und das weißt du.«
Dexter stand mit seiner Beute neben uns, sah erst mich an und dann Mike, der mit gesenktem Kopf, die Hände in den Taschen seiner Windjacke vergraben, davonstolzierte.
»Geh, Junge«, sagte ich sanft. »Er braucht dich im Moment mehr als ich.«
Eine nervös wirkende Cynthia Wiederkehr wachte gleich jenseits des alten Teakholztores. Sie trug eine beige Leinenhose und ein Seidentop in Taupe, akzentuiert von einer schwarzen Perlenkette mit passenden Ohrringen. Ein Hauch ihres dezenten, eleganten Parfüms drang in meine Nase.
»Haben Sie hinter der Hecke geparkt, wie ich Sie gebeten hatte?« Die Frau faltete die Hände, als fürchtete sie, sie könnten davonfliegen. »Ich bin nicht besonders erpicht darauf, dass meine Familie von unserem Treffen erfährt.«
»Meinen Wagen habe ich versteckt, Mrs Wiederkehr. Allerdings war da hinten ein Gärtner.«
»Bestimmt Armando. Musste wieder rauchen.« Cynthia rümpfte die Adlernase. »Rauchen ist auf dem Gelände nicht gestattet, und ich glaube, er ist ziemlich nikotinsüchtig.« Sie drückte die Klinke herab und winkte mich zum Tor herein. »Wir gehen zum Brunnenhaus. Ich möchte, dass wir uns ungestört – und vorzugsweise kurz – unterhalten können.«
Ich folgte Cynthia durch einen naturbelassenen Teil des Grundstücks, an den sich ein schmaler Kiesweg anschloss. Insekten brummten, Schmetterlinge flatterten träge durch die Luft. Zwar wirkte der Bereich wild und überwuchert, doch war jeder einzelne Strauch und jeder Baum perfekt platziert worden.
»Ein wunderschöner Garten«, teilte ich Cynthias Kehrseite mit. Gewiss, die Frau hatte eine ganze Armee Arbeitsbienen. Trotzdem verdiente sie eine gewisse Anerkennung.
»Zwei Morgen mit heimischen Pflanzen, weiter nichts.« Cynthia stolzierte weiter und belehrte die Luft. »Die Montecito Elementary School benutzt diesen Bereich für den Naturkundeunterricht. Die einheimischen Pflanzen locken natürlich einheimische Insekten und Vögel an.«
Wir umrundeten eine uralte Eiche und betraten eine Lichtung. In der Mitte stand ein alter zweistöckiger Wasserturm aus Brasilholz, das so verwittert war, dass es eine silbrig-braune Farbe angenommen hatte. Cynthia blieb stehen und drehte
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