Ein schmutziges Spiel
wälzte sich ein noch größerer Mann, ein Schlägertyp, den ich zuvor noch nie gesehen hatte, zur Beifahrertür heraus, ging um die Limousine herum und baute sich neben Ken auf.
Celeste pochte mit ihrem Stock an die Scheibe und ließ sie zwei Zentimeter weit herab. Ken beugte sich hinab und führte sein Ohr an den Fensterspalt. Dann richtete er sich wieder auf und sagte etwas zu dem Fleischberg an seiner Seite, ehe sie beide auf mich zugingen.
Ich war in Versuchung, die Kerle einfach zu überfahren, und vielleicht hätte ich das auch tun sollen. Stattdessen trat ich aufs Gas und brauste an ihnen vorbei.
Die Limousine stand quer vor der Ausfahrt, aber da war eine Lücke zwischen dem Wagen und dem Mauerpfeiler – leider erkannte ich zu spät, dass sie dreißig Zentimeter zu klein für Gabis Kombi war. Ich rammte den Fuß auf die Bremse und kam kurz vor Celeste Delaneys Tür zum Stehen. Die Frau hatte Nerven aus Stahl: Die ganze Zeit hatte sie mich nicht aus ihren schwarzen Augen gelassen.
Offenbar hatte ich den Knopf für die Zentralverriegelung nicht getroffen, denn nun riss Ken plötzlich meine Fahrertür auf. Ich wirbelte herum und schaffte es, ihm einen raschen Tritt in den Bauch zu verpassen. Zwar hatte ich tiefer gezielt, aber das schien auch zu funktionieren, denn er wankte zurück. Derweil öffnete der andere Schläger die Beifahrertür, und als ich mich zu ihm umdrehte, krachte der Knauf einer Waffe auf meinen Wangenknochen, und ich schrie auf vor Schmerz.
»Was ist los, Utman? Hat das kleine Mädchen dir wehgetan?« Fleischberg lachte.
»Aussteigen, Zarlin«, knurrte Ken hinter mir, packte meine Schulter und zerrte mich auf den Boden. Ich mühte mich wieder auf die Beine, aber der andere Kerl hatte den Kombi bereits umrundet und richtete die Waffe auf mich.
Kens Gesicht war vor Zorn rot angelaufen. Er filzte mich grob, nahm mir mein Handy weg und steckte es in seine Tasche. Dann schleifte er mich zu der Limousine.
»Sie will, dass wir dich nett behandeln – vorerst«, spie er mir ins Ohr. »Aber mir bist du scheißegal, also benimm dich, oder es wird einen kleinen Unfall geben.«
»Vergiss nicht, Ken, sie ist der Boss.« Ich hoffte, dass meine Stimme unverfroren klang, aber wahrscheinlich tat sie das nicht. Ich hatte Angst.
Der Kerl mit der Waffe öffnete eine Tür der Limousine, und Ken schob mich auf den Sitz gegenüber von Celeste. »Soll Hurley sich dazusetzen, Miss Delaney?«
»Auf keinen Fall. Ich kann den Anblick dieses Mannes nicht ertragen. Haben Sie den Schmuck?«
»Sie hat ihn nicht bei sich. Und er ist zu groß, als dass sie ihn in ihrer …« Ken unterbrach sich. »Wir kommen später wieder und durchsuchen den Wagen. Aber vielleicht hat sie ihn auch auf dem Weg irgendwo im Garten versteckt.«
»Wenn Sie das Grundstück betreten, gehen Sie diskret vor.« Dann wandte sie sich mir zu. »Wie geht es Ihnen, meine Liebe?« Ihr Lächeln war sanft, jedenfalls für einen blutgierigen Tyrannosaurus.
»Wunderbar, wenn man bedenkt, dass ich gerade entführt werde.« Ich war entschlossen, mich nicht einschüchtern zu lassen. Celeste Delaney gegenüber Angst zu zeigen, war keine gute Idee. Immerhin war sie die Tante von Sutton Frayne.
»Sie sind wirklich tapfer, nicht wahr? Sehr lobenswert, wenn Sie mich fragen.«
Die beiden Vordertüren knallten zu, und die gläserne Trennscheibe surrte empor. Die Limousine glitt so sanft zurück auf die Straße, als würden wir auf einer ebenen Stahlplatte rollen.
»Ich muss gestehen, ich bewundere Sie, Jaymie. Sagen Sie, diese Sache mit dem Schmuck, woher wussten Sie, wo Sie ihn finden können?«
Mir war klar, dass ich nichts dazu sagen sollte. Aber mein Zorn wurde größer und größer, und offensichtlich war ich außerstande, den Mund zu halten. »Sarah hat verraten, dass sie einen Liebhaber hat – einen älteren Mann. Ich nahm an, dass Frayne sie am Haken hatte. Denn was könnte man einer Familie auch Fieseres antun, als die Frau und die Tochter eines Freundes zu ficken? Ich wusste, dass Lilis Mörder das Medaillon als Trophäe behalten hatte, und als ich mir dann zusammengereimt habe, dass Ihr Neffe der Mörder ist, musste ich nur noch zwei und zwei zusammenzählen. Macht bestimmt Spaß, einen Teenager dazu zu bringen, den Schmuck des Mordopfers zu tragen, während man das Mädchen vögelt – meinen Sie nicht auch?«
»Obszönität steht Ihnen nicht, Jaymie. Ich finde, dadurch verlieren sie nur Ihre Coolness, wie man so sagt. Aber unter den
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