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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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nicht, was ich als Nächstes tun soll.«
    »Immer langsam, Jaymie. Tässchen Kaffee?«
    »Nein, danke, Charlie, heute nicht. Ich verrate dir was: Ich glaube, ich weiß, wer Lili und Danny umgebracht hat.«
    »Gut.« Der Vorhang bewegte sich. »Wie hast du es herausgefunden?«
    »Ein Quäntchen Intuition und Hilfe von Freunden. Aber wenn ich mich an die Behörden wende und sage, ich habe den Fall aufgrund von Intuition und freundschaftlichem Geplauder gelöst, lachen die mich zur Tür raus.« Ich ließ den Kopf auf die Hände sinken. »Was mache ich jetzt bloß?«
    »Die Antwort kennst du schon.«
    Ich hatte das Gefühl, eine Narrenkappe hätte mir nun gut zu Gesicht gestanden. »Ich muss … Beweise finden?«
    »Jep. Du musst losziehen und irgendwelche Beweise finden. Hast du schon eine Idee, wo?«
    »Hm, na ja …« In diesem Moment überwand ein Gedankenfunke einen Synapsenspalt in meinem Hirn, und die Lichter gingen – endlich – an. »Rein zufällig habe ich die.«
    Beweis. Lilis Medaillon. Hatte ich es nicht von Anfang an gewusst? Wenn ich die Virgen de Guadalupe fand, dann hatte ich auch den Mörder gefunden. Die Sache war die: Ich hatte das Pferd von hinten aufgezäumt. Ich kannte die Identität des Mörders, hatte aber das Medaillon nicht gefunden. Und ich brauchte es. Ich brauchte es als Beweis.
    Sein Versteck hatte ich noch nicht entdeckt … aber ich hatte da eine verdammt gute Idee.
    »Sie geben einfach nicht auf, was?« Cynthia Wiederkehr stand vor einem der schmalen Fenster im Brunnenhaus und rauchte. Mehrere zerdrückte Kippen lagen zu ihren Füßen. Als ich eintrat, warf sie mir einen kurzen Seitenblick zu, ehe sie wieder zum Fenster hinausblickte.
    »Hi, Cynthia.« Ich zog die Tür hinter mir zu. »Ich dachte, Sie hassen Zigarettenrauch.«
    »Richtig. Mit all dem Hass, den ein Süchtiger auf dem Weg der Besserung nur aufbringen kann.« Cynthia war wie stets klassisch-elegant gekleidet, dennoch sah sie von Kopf bis Fuß zerknautscht und wirr aus, ganz so, als hätte jemand sie ergriffen und heftig durchgeschüttelt.
    »Erklären Sie mir etwas, Ms Zarlin. Warum habe ich zugestimmt, Sie heute zu treffen?« Sie ließ die Zigarette auf die rohen Holzbohlen fallen und zertrat sie mit der Spitze ihres auf Hochglanz polierten Pumps. »Masochismus, nehme ich an.«
    »Das bezweifle ich. Sie sind eine kluge Frau, und ich vermute, dass Sie versuchen, das Puzzle zusammenzusetzen. Sie wollen die ganze Wahrheit erfahren.«
    »Die Wahrheit?« Sie lachte wiehernd. »Welche Wahrheit soll das sein? Die Wahrheit, dass meine Tochter eine Affäre mit einem älteren Mann hat und ich nichts davon weiß? Die Wahrheit, dass mein Mann eine Schwuchtel und verknallt in eine blondierte Tussi von einem Jungen ist?« Sie drehte sich halb zu mir um und bedachte mich mit einem finsteren Blick. »Dank Ihnen kenne ich bereits mehr Wahrheiten, als ich verdauen kann.«
    »Ich bin nicht am Sexleben Ihres Mannes interessiert.« Ich bemühte mich um einen möglichst sanften Ton. »Sondern daran, einen Mörder zu identifizieren. Und wie der Zufall will, haben alle Verdächtigen auf meiner kurzen Liste Sie und Ihre Party als Alibi benutzt.«
    »Sie nennen sich eine Detektivin?« Sie warf mir einen zornigen Blick zu. »Wenn Sie den Mörder finden wollen, dann sehen Sie sich Jared Crowley an. Ich lag etwas daneben, als ich ihn gerade als Tussi bezeichnet habe. Crowley ist schlau, ein echter Bauernfänger, bestimmt nicht der Chorknabe, der er auf den ersten Blick zu sein scheint.«
    »Ich weiß eine Menge über Jared. Und er sieht schuldig aus – weil man ihm so geschickt die Schuld in die Schuhe geschoben hat.«
    Ich sah zu, wie Cynthia durch den Raum kreiste. Sie war verletzt, aber da war noch mehr. Sie wirkte beinahe verängstigt.
    Vor mir blieb sie stehen. »Also gut, ich weiß, dass Sie etwas von mir wollen, sonst wären Sie nicht hier. Spucken Sie es aus und gehen Sie.«
    »Ich möchte, dass Sie mir Sarahs Schmuckkasten zeigen.«
    Cynthia erbleichte, und ihr Unterkiefer klappte herab. »Sarahs … aber warum …« Das Blut kroch wie eine dunkle Flut an ihrem Hals empor. »Nein. Ich werde nicht zulassen, dass Sie Ihre schmutzigen Finger an meine Tochter legen. Da ziehe ich die Grenze. Sie werden Sarah nicht in diese Sache hineinziehen.«
    Wenn es ein Gefühl gibt, dem man mit großem Respekt begegnen sollte, dann ist es die Leidenschaft, mit der eine Mutter ihren Nachwuchs beschützt. Ich musste eine Möglichkeit finden, Cynthias

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