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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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Zorn zu meinem Vorteil zu nutzen, oder aufgeben und meiner Wege ziehen.
    »Cynthia, ich werfe Sarah nichts vor. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Ich habe den Verdacht, dass Ihre Tochter ohne ihr Wissen dazu missbraucht wird, Beweise zu verstecken. Sie würden ihr helfen, wenn Sie mir ihren Schmuck zeigen.«
    »Aber wer …?« Dann keuchte sie auf. »Wie kann er es wagen. Wie kann Bruce sein eigenes Kind …« Sie zeigte mit einem ausgestreckten Finger direkt auf mein Gesicht. »Sie! Kommen Sie mit.«
    Sarahs Zimmer war sonderbar kleinmädchenhaft. Ganz in Gelb und Pink, mit fantasievollen Schmetterlingen und Vögeln dekoriert. In der Mitte stand ein großes Himmelbett, verhüllt von etlichen Morgen schamroten Netzstoffes.
    »Wir haben nicht viel Zeit.« Cynthia schloss die Tür hinter uns. »Sarah hat Sommerschule, aber die ist in zehn Minuten aus, und dann kommt sie direkt nach Hause, um sich umzuziehen.«
    Ich sah zu, wie Cynthia zum Nachttisch ging, die mittlere Schublade öffnete und einen winzigen Schlüssel herausnahm. »Sie schließt ihre Schmuckkassette natürlich immer ab. Um die Dienstmädchen nicht in Versuchung zu führen.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Immer das Ziel im Auge behalten, ermahnte ich mich. Konzentrier dich auf das Ziel.
    Die minzgrüne Schmuckkassette stand auf einer breiten Kommode. Ich baute mich neben Cynthia auf, als sie das Lederkästchen mit dem winzigen Schlüssel entriegelte und den Deckel aufklappte. Eine schwermütige Ballerina drehte sich zu einem klirrenden Walzer.
    »Ich sehe nichts Außergewöhnliches.« Cynthia wühlte mit einem Finger in dem Durcheinander aus edlem Schmuck. Ich sah drei oder vier diamantbesetzte Tennisarmbänder, einen Smaragdring aus Platin, Saphir- und Diamantanhänger und warm leuchtende Perlen.
    »Wollen Sie sich die Sachen genauer ansehen, oder sind Sie jetzt zufrieden?« Cynthia wirkte erkennbar erleichtert.
    Zufrieden? Enttäuscht war ich. So viel zu meiner hochgepriesenen Intuition. »Das ist der einzige Platz, an dem Sarah ihre Kostbarkeiten aufbewahrt, richtig?« Im Grunde nahm ich das so oder so an. Was ich gerade gesehen hatte, stellte ein kleines Vermögen dar. Mehr dürfte es doch eigentlich nicht geben?
    »Die wirklich wertvollen Stücke liegen in einem Tresor in der Stadt. Die Ohrringe, die sie im Alltag trägt, sind auf einem Ständer in ihrem Badezimmer, aber davon abgesehen … oh. Sarah hat eine Miniaturschatztruhe. Die hat sie als kleines Mädchen benutzt – ich glaube, sie hat sie seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet.« Cynthia klappte das Kästchen zu, schloss es ab und legte es zurück in die Nachttischschublade.
    »Wenn ich Ihnen die Schatztruhe gezeigt habe, müssen Sie aber gehen.« Sie öffnete eine Tür, die zu einem großen begehbaren Kleiderschrank führte, und schaltete eine Lampe an.
    »Ich muss ein ernstes Wort mit Lupe wechseln«, murmelte Cynthia. »Es sieht nicht so aus, als hätte sie in letzter Zeit hier sauber gemacht.«
    Ich folgte ihr in den schmalen, langen Raum. Kleidungsstücke waren in überfüllte Fächer gestopft worden, und der Boden war übersät mit einem Durcheinander aus Schuhen. Der Duft von Sarah hing in dem Schrank: ein aufdringliches Parfüm, das den miefigen Schweißgeruch übertünchte.
    »Sonderbar, ich dachte, ich würde suchen müssen, stattdessen steht es gleich hier im Regal.« Cynthia hob den Deckel des mit Schnitzereien verzierten Holzkistchens und hielt inne.
    »Wo um alles in der Welt hat sie das her?«
    Wie der Blitz stand ich neben Cynthia. Und da war es, mitten in einer kindlichen Schmucksammlung: ein goldenes Medaillon an einer goldenen Kette. Ich beugte mich vor: Das Medaillon zierte ein Bild der Virgen de Guadalupe.
    »Dieses Medaillon gehört Lili Molina. Sie hat es Tag und Nacht getragen.« Ich nahm es in die Hand. »Sehen Sie: Man kann erkennen, wo die Kette repariert worden ist.«
    »Bruce … wie konnte er? Wie konnte er?« Wilder Zorn flackerte in Cynthias Augen auf, und sie stieß einen schrillen Schrei aus.
    Schnell, ehe die Lage noch schlimmer werden konnte, widmete ich mich wieder der kleinen Kiste. Ich schob einige funkelnde Steine und alte Pennys zur Seite, Gegenstände, die ein junges und unschuldiges Mädchen gesammelt hatte. Einen Moment später raste mir ein Schauder mit aller Schärfe eines Skalpells durch den Leib.
    Dort, auf dem Boden der Schatztruhe, lagen drei weitere Schmuckstücke. Ich ergriff sie nacheinander. Ein goldenes Kreuz mit einer Gravur.

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