Ein schmutziges Spiel
Einwohner von Santa Barbara lebten in illegalen Unterkünften, und ich hatte schon Hunderte von umfunktionierten Garagen, Hütten und Gartenlauben gesehen, aber noch nie etwas wie das hier. Fünf Sperrholzboxen, nicht viel größer als Särge, standen hinter dem Haus. Jede Box hatte eine mit einem Vorhängeschloss gesicherte Tür, aber weder Fenster noch Lüftungsöffnungen im Dach.
Der lohfarbene BMW parkte auf dem asphaltierten Hof, und im Wagen saß Jared Crowley und telefonierte.
Trotzdem entdeckte er mich sofort. So viel zu meiner List.
Als ich näher kam, sprach Jared hastig etwas ins Telefon, warf es auf den Beifahrersitz und startete den Motor.
Ich beugte mich zu dem offenen Fenster hinab. »Hi, Jared. Ich bin Jaymie Zarlin«, sagte ich in einem lässigen Ton.
»Niemand von Bedeutung, soweit es mich betrifft. Was wollen Sie hier?«
»Sie haben der Polizei diese Adresse genannt. Angeblich ist das hier Ihr Wohnsitz.« Ich setzte eine unschuldige Miene auf. »Aber Sie leben gar nicht hier, stimmt’s? Das sieht mehr nach Lagerschuppen aus.«
»Als würde Sie das etwas angehen. Was zum Teufel wollen Sie?«
Ojemine, der war aber selbstsicher. »Nur reden. Haben Sie eine Sekunde Zeit?«
»Nicht für Sie, nein.«
»Vielleicht sollten Sie das noch einmal überdenken. Mein Besuch steht im Zusammenhang mit dem Mord an Lili Molina.«
Damit hatte er offenbar gerechnet, denn sein Gesicht verriet keinen Funken von Überraschung. Jared Crowley war ein schwieriger Kunde. Seine einzige Schwäche war anscheinend sein Kinn: zart und spitz wie das eines jungen Mädchens.
»Was haben Sie damit zu tun?« Dann wurde sein Ton sanfter. »Sind Sie ein Cop?«
»Nein. Ich arbeite aber mit der Polizei zusammen.« Leider Gottes eine ausgemachte Lüge.
Jared hängte den Arm aus dem Fenster und pochte ungeduldig auf das Türblech. »Sie haben eine Minute, Lady.«
Seine Chuzpe brachte mich unweigerlich zum Lachen.
Er drehte den Kopf und musterte mich finster. Der Knabe schäumte vor Wut.
»Passen Sie auf, ich bin sicher, Sie haben viel zu tun, Jared, also fasse ich mich kurz. Wir haben inzwischen Beweise dafür, dass Danny Armenta Lili nicht getötet hat. Darum müssen wir die Leute erneut befragen, um mehr Informationen zu sammeln.« Ich hoffte, ich hörte mich amtlich an. Und ich hoffte, Jared würde sich irgendwie verraten. Ich hielt ihn nicht für schuldig, jedenfalls nicht des Mordes. Aber irgendetwas war da.
»Wenn Armenta es nicht getan hat …« Jared kam aus der Deckung und begegnete meinem Blick, und ich stellte fest, dass ich durch zwei blaue Fenster in etwas sah, das eigentlich eine Seele hätte sein sollen. Stattdessen erblickte ich nur einen Hohlraum.
Rasch wandte er sich wieder ab. »Tja, ich habe sie jedenfalls bestimmt nicht umgebracht. Lili und ich waren Freunde.« Er legte eine Hand auf den Schlüssel im Zündschloss. »Okay, Lady, die Zeit ist um. Und jetzt treten Sie zurück. Ich möchte Ihnen nicht über die Zehen fahren.«
Ich folgte dem BMW auf dem Cabrillo Boulevard nach Osten, vorbei an einer Schar Volleyballspieler, und auf den Highway 101 in südlicher Richtung. Brods El Camino fiel auf wie ein bunter Hund, aber Jared wusste glücklicherweise nicht, was für einen Wagen ich hatte.
Er fuhr auf der mittleren Spur und schien es nicht eilig zu haben, wo auch immer hinzukommen. Ich hoffte, er wollte nach Carpinteria, nicht nach Los Angeles. Andererseits musste ich zugeben, dass dies ein großartiger Tag war, um den Pacific Coast Highway entlangzurauschen. Die Meeresbrise zupfte an meinem Haar, die Sommersonne wärmte meine Wange. Und das, man stelle sich vor, nannte ich Arbeit.
Ich konnte nicht genau sagen, warum ich dem großen Gott Apollo folgte oder was ich zu erfahren hoffte, aber der Bursche verheimlichte etwas, und ich wollte herausfinden, was das war.
Zu meiner Enttäuschung fuhr Jared nicht bei Carp ab. Der nächste Halt war Ventura. Genieß die Fahrt, ermahnte ich mich im Stillen.
Dann, ein paar Meilen südlich von Carp, fuhr Jared abrupt über den Mittelstreifen und überquerte auf höchst gefährliche Weise die nach Norden führenden Fahrspuren in Richtung der kleinen Gemeinde La Conchita. Das Dorf war so winzig, ich hatte ganz vergessen, dass es überhaupt existierte.
Ich hatte keine Chance, dem BMW zu folgen, also fuhr ich noch zwei oder drei Meilen weiter nach Süden, bis ich Gelegenheit hatte, relativ sicher zu wenden und wieder nach Norden zu fahren. Dann bog ich zu einer
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