Ein schmutziges Spiel
wäre, mit mir zu sprechen, statt mit der Polizei. Die hat möglicherweise wenig Verständnis dafür, dass Sie Ihr Handy nicht wie gefordert abgegeben haben.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
»Aber sicher doch. Sehen Sie, ich verstehe durchaus, dass Sie Ihrem Freund helfen wollen, okay? Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.« Jared war nicht ihr Freund, das konnte jeder Idiot erkennen. Aber das war das, was Shawna hören wollte, und wenn ich ihr so die Zunge lösen konnte, war ich gern bereit, ihr ihre eigene Fantasievorstellung aufzutischen.
Shawna stierte mich noch einen weiteren Moment wütend an. Dann rief sie zur Geschäftsführerin hinüber, die gerade eine große Karaffe im Spülbecken säuberte: »Ich mache kurz Pause.«
Die Frau legte die Stirn in Falten. »In Ordnung, Shawna. Aber nächstes Mal fragst du mich, statt es mir nur zu sagen , klar?«
Ich folgte Shawna durch den Hintereingang hinaus in eine kleine Gasse. Es roch nach vergorenem Wein oder vielleicht auch nur nach dem Mageninhalt eines exzessiven Weintrinkers.
»Hier stinkt’s. Bringen wir’s schnell hinter uns.« Shawna zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche. Ohne mich anzusehen, zündete sie sich einen Glimmstängel an und nahm einen tiefen Zug.
»Und?«, sagte sie knapp. Noch immer hatte sie mir nicht in die Augen gesehen. »Mein Handy ist mein Privatbesitz. Wenn ich es nicht abgeben will, dann muss ich das auch nicht.«
»Sicher. Es ist nur so, dass alle anderen ihres auf der Stelle abgegeben haben. Ich meine, warum auch nicht, wenn das dazu beitragen kann, Lilis Mörder zu finden? So haben es jedenfalls die anderen Jugendlichen gesehen.«
Shawna scharrte mit dem Fuß auf dem Asphalt. »Ich habe nichts zu verbergen. Ich habe keine Fotos gemacht, okay?«
»Ich weiß, dass das nicht wahr ist. Passen Sie auf, die Polizei hat ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie Sie Jared fotografieren. Ich habe eine Kopie davon gesehen.« Tatsächlich war Jared auf dem Bild, das Shawna beim Fotografieren zeigte, gar nicht zu sehen. Aber wen hätte sie sonst fotografieren sol len?
Shawna warf ihre Zigarette auf den Boden und sah zu, wie sie niederbrannte. Eine Rauchfahne stieg in der Nähe ihrer Fußspitze auf. »Also gut, dann habe ich eben Bilder von ihm gemacht. Und?«
Ich spitzte die Ohren. Sie hatte »Bilder« gesagt, Plural. »Vielleicht haben Sie Bilder, die zeigen, wie Jared und Lili den Park zusammen verlassen«, sagte ich gleichmütig.
Shawna schlang die Arme um den Oberkörper und beugte sich vor. Ihre Schultern bebten. Sanft legte ich ihr eine Hand auf den Arm, aber sie drehte sich weg.
»Glauben Sie mir, Shawna, Sie haben nichts davon, Jared zu schützen. Sollte er etwas mit Lilis Ermordung zu tun haben, könnten Sie auch im Gefängnis landen.«
»Was denken Sie, wie das ist?«, platzte sie heraus. »Adoptiert zu sein und Asiatin, nur, dass man nicht dürr und süß ist und auch nicht sonderlich beliebt …« Tränen traten ihr in die Augen, doch dann hielt sie inne, machte dicht wie ein Wasserhahn, einfach so. »Jared liebt mich! Und ich liebe ihn. Reicht Ihnen das?«
»Sie denken, dass er der Täter ist, nicht wahr, Shawna?« So leid es mir auch tat, ich musste die Daumenschrauben fester anziehen. »Sie denken, er hat Lili umgebracht, aber das ist Ihnen ganz egal.«
»Das ist nicht wahr.«
»Ich werde Ihnen was verraten, Shawna. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich ziemlich sicher, dass Jared unschuldig ist.«
Überrascht schaute sie mich an.
»Ich glaube nicht, dass er schuldig ist, aber ich weiß, dass zumindest ein Cop genau das glaubt. Zeigen Sie mir, was Sie haben. Vielleicht kann ich helfen.« Ich verbog die Tatsachen ein wenig. Ich war ziemlich sicher, dass Jared Crowley unschuldig war, aber es war durchaus möglich, dass ich falschlag.
Einen endlosen Moment lang starrte Shawna mich nur an. Dann griff sie in die Tasche ihrer hautengen Jeans und zog ihr Handy hervor. »Ich zeige es Ihnen. Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie es nicht den Cops sagen. Und ich will nicht, dass Jared je erfährt, dass ich Ihnen das gezeigt habe.«
Umfasste »Cops« auch Mike? Nein, sicher nicht. Das war nicht sein Fall, und er war ein Freund. »Ich verspreche es.«
Shawna drückte ein paar Tasten und hielt das Telefon so, dass ich das Display sehen konnte. »Nein, Sie bekommen es nicht. Ich zeige Ihnen die Bilder, aber ich gebe mein Handy weder Ihnen noch sonst wem.«
Ich trat näher und schirmte das Display vor
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