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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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Ansammlung salzgebleichter kleiner Häuser ab und hielt vor einem Tante-Emma-Laden.
    Wenn es je eine Gemeinde gegeben hatte, die man schlicht als tragisch bezeichnen konnte, dann war es La Conchita. 2005 war die Klippe über dem Dorf abgebrochen, hatte Häuser unter sich begraben und neun Menschenleben gefordert. Und man musste sich nur ein Satellitenbild ansehen, um zu erkennen, dass dieser Erdrutsch nicht der letzte gewesen sein dürfte, dass Lage um Lage des Sandsteins sich lösen und auf den schmalen Landstreifen am Meeresufer herabstürzen würde. La Conchita war eine Art verkleinertes Modell der kalifornischen Küste, räumlich verdichtet, zeitlich konzentriert.
    Ich öffnete die Fliegengittertür des Ladens, deren Aluminiumrahmen erbärmlich quietschte. Ein riesiger Mann in einem hawaiischen Muumuu saß hinter der Ladentheke auf einer Art handgemachtem Zweisitzer. »Kann ich helfen?« Sein Ton klang freundlich, aber seine Augen, die beinahe in dem fleischigen Gesicht untergingen, blickten scharf.
    »Nur eine Limonade.« Ich lächelte. Besser, dachte ich mir, ich kaufe etwas im Austausch für die Informationen, die ich zu erhalten hoffte.
    »Da hinten im Kühlkasten unter den Wurstbroten. Wir müssen die Brote kühl halten, sonst verderben sie zu schnell. Keine Konservierungsstoffe, wissen Sie. Möchten Sie nicht eins zu ihrer Limo dazu?«
    Unter keinen Umständen würde ich so ein widerliches Wurstbrot essen. Aber vielleicht sollte ich trotzdem eines kaufen. Ich öffnete die schwere alte Glastür und holte eine Dose Limonade und ein in Folie gepacktes Wurstbrot heraus.
    »Also, was macht eine kleine Dame wie Sie hier?« Der Mann drückte Tasten auf einer Registrierkasse und addierte die Preise. »Wir haben hier nicht viele Gäste. Gerade ein paar Meter vom Strand entfernt, aber auf der falschen Seite des Freeways, Sie verstehen?«
    »Ja, ich verstehe, was Sie meinen.« Ich zog einen Geldschein aus meiner Börse und ließ das Wechselgeld, das er mir gab, in ein Glas fallen, auf dem ein Streifen Papier mit der verblassten Inschrift Für die Familien der Opfer der Katastrophe von La Conchita klebte.
    »Danke. Jedes bisschen hilft«, leierte er herunter.
    Wahrscheinlich, so nahm ich an, war das sein Bierfonds. »Kann ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Schießen Sie los«, sagte der Mann, und als er lächelte, wurden seine Augen noch schmaler und verschwanden dann gänzlich.
    »Ich wollte hier jemanden treffen, aber ich habe die Adresse vergessen. Mein Freund fährt einen lohfarbenen BMW . Sie wissen nicht zufällig, in welchem Haus ich ihn finde?«
    »Kennen Sie den Namen von dem Kerl, den Sie hier treffen wollen?«
    Eine durchaus angemessene Frage. »Klar. Jared Crowley.«
    »Wollte nur sichergehen. Man weiß ja nie.« Er griff über die Theke und tätschelte meine Hand. Mühsam unterdrückte ich den Impuls, sie wegzuziehen.
    »Jared und Summer wohnen an der Las Olas. Einen Block weiter rauf, dann rechts und vier Blocks geradeaus. Haben einen Haufen Pflanzen vor dem Haus. Summer steht auf Blumen. Tüte?«
    Summer. Schlecht für Shawna: Jared hatte eine heimliche Freundin. »Nicht nötig.« Ich schnappte mir meine Limonade und das Wurstbrot und wandte mich zur Tür. »Danke für die Info.«
    »No Problemo, kleine Dame. Ich glaube, nach diesem Jared hat mich bisher noch nie jemand gefragt. Aber Summer, es kommen ständig Leute her, die nach ihr fragen. Vor allem die männlichen Vertreter der Spezies, verstehen Sie?«
    »Schon möglich.« Ich hielt inne und drehte mich zu dem Ladenbesitzer um. Warum die Dinge nicht beim Namen nennen? »Wollen Sie damit sagen, sie ist eine Prostituierte?«
    »Teufel, nein, Summer ist Masseuse. Eine echte.« Eines seiner schweren Lider sackte zu einem einseitigen Zwinkern herab. »Und Sie, kleine Dame, könnten glatt ein echter Cop sein.«
    Kaum war ich auf der Las Olas, da sah ich den BMW . Einen Block entfernt fuhr ich an den Straßenrand und nahm mein Fernglas aus dem Handschuhfach. Jared saß auf dem Fahrersitz und stierte geradeaus.
    Als ich gerade überlegte, wie lange ich warten sollte, setzte ein glänzender, silberner SUV rückwärts aus einer Einfahrt weiter oben an der Straße, passierte dann Jared und fuhr auf mich zu.
    Der SUV war ein funkelnagelneuer Lexus. Der Fahrer, ein Mann in den Vierzigern, paffte grienend ein Zigarillo. Wenn ich je einen zufriedenen Kunden gesehen hatte, dann war es wohl dieser Bursche. Also war Jareds Mädchen eine Dame aus dem Gewerbe? Damit

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