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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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worden.
    Ich blätterte erneut in den Fotos, um nachzuschauen, ob ich etwas übersehen hatte. Plötzlich beschleunigte mein Puls, eine Dosis Adrenalin raste durch meine Adern.
    Mein Blick war auf ein Bild von drei kostümierten Kerlen gefallen, die übertrieben vor der Kamera herumalberten. Ganz am Rand des Bildes war Shawna zu sehen, den Blick nach rechts gewandt. Und sie war gerade dabei, mit ihrem eigenen Handy ein Foto zu machen. Erwischt!
    Ich kontrollierte meine Unterlagen, um ganz sicher zu sein: Shawna hatte der Polizei nichts übergeben. Also hatte sie fotografiert, sich aber der Aufforderung, die Handys abzugeben, widersetzt. Warum?
    Vielleicht hatte Shawna in ihrem Handy etwas gespeichert, das auf Jared hindeutete. Möglicherweise Fotos von Jared – mit Lili.
    Ich widmete mich erneut den dreiundzwanzig Fotos, die andere Kinder von Jared Crowley geschossen hatten. Auf sechs davon telefonierte er. Aber es gab keinen Hinweis darauf, dass er auch fotografiert hatte – und warum auch? Jared interessierte sich für niemanden außer sich selbst. Dennoch waren alle Gildeangehörigen aufgefordert worden, ihre Handys abzugeben, und Jared hatte sich dieser Aufforderung genauso widersetzt wie Shawna.
    Kürzlich, im Lagerhaus, hatte Jared das French Press Café erwähnt. Ich suchte die Nummer im Telefonbuch und tippte sie ein. Eine geckenhafte Stimme meldete sich: »Hallooo. Frrrench Prrress.«
    Ich hob meine Stimme um eine Oktave an und hoffte, dass ich mich wie eine Siebzehnjährige anhörte. »Ja, kann ich mit Shawna sprechen?«
    »Shawna? Äh, die arbeitet nur vormittags. Von neun bis zwölf, glaube ich.«
    »Okay, danke.« Ich legte auf. Morgen früh würde ich mir irgendein angesagtes Kaffeegetränk einverleiben. Nun war es Zeit, nach Hause zu gehen.
    Ich ertappte mich dabei, zu spekulieren, was auf El Balcón wohl im Ofen sein mochte. Trotz ihrer Depression schaffte es Alma, zu kochen wie ein Engel. Und nach dem Abendessen ließ ich mich regelmäßig zu einer Runde Wiffleball in der Dämmerung überreden: Kinder plus Hund gegen mich.
    Heute Abend würden wir vielleicht sogar einen weiteren Mitspieler begrüßen können. Gestern Abend war Danny erstmals aus dem Studio gekommen, um uns beim Spielen zuzuschauen.
    Am nächsten Morgen reichte die Kundenschlange im French Press bis vor die Tür. Dies war ein Ort, der einfach jeden anlockte: Ein paar scharfzüngige Bürotussen mit hohen Absätzen standen Schulter an Schulter mit einem Obdachlosen mit Dreadlocks und einem anderen Kerl, der aussah wie ein Filmstar. Getreu den Traditionen von Santa Barbara wurde der Schauspieler gezielt ignoriert.
    Während ich wartete, beobachtete ich eine missmutige Shawna. Sie nahm keine Bestellungen entgegen, was, bedachte man ihre Sozialkompetenz, keine Überraschung war. Aber sie war gut im Umgang mit der Espressomaschine. Sie arbeitete schnell und präzise. Ein glückloser Kollege stieß versehentlich gegen sie, und sie fauchte den milchgesichtigen Jungen an, er solle gefälligst Abstand halten.
    Shawna war kräftig, und mir fiel auf, dass sie keine kleinen Hände hatte. Ich hatte angenommen, eine Frau hätte Lili die Verletzungen, die ihren Leichnam zeichneten, nicht zufügen können. Nun überdachte ich diese Annahme noch einmal.
    Ich bestellte einen Cappuccino mit viel Milchschaum und wenig Milch und ging um die Ecke des Tresens zur Espressomaschine. Shawna blickte auf und ihre Miene wurde noch finsterer. Bis sie vierzig wäre, würde sie Stirnfalten haben.
    »Wollen Sie was?«, fragte sie eisig.
    »Ich bin nicht auf eine Extraportion Sahne aus, falls Sie das meinen. Ich möchte mit Ihnen reden, Shawna.« Ich sah zu, wie der Mut sie verließ. Am Ende war Shawna eben doch noch ein Kind.
    »Wer sind Sie? Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Ich bin Jaymie Zarlin, und ich untersuche den Mord an Lili Molina.«
    »Verdammt!« Shawna zuckte zurück, als eine Dampfwolke zischend aus der Maschine entwich. »Jetzt haben Sie mich abgelenkt!«
    »Shawna?« Eine ältere Frau mit einem wasserstoffblonden Pferdeschwanz, allem Anschein nach die Geschäftsführerin, tauchte aus dem Hintergrund auf.
    »Alles unter Kontrolle«, sagte Shawna wütend.
    Die Frau wandte sich ab und sah sich gleich darauf über die Schulter um. Ich hatte das Gefühl, Shawna würde nicht den ganzen Sommer lang im French Press arbeiten.
    »Warum sollte ich mit Ihnen reden?«, murmelte sie. Ihr Gesicht war tiefrot angelaufen.
    »Versuchen Sie es damit: Weil es besser

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