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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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hören.«
    Chuy schob sich an seinem großen Bruder vorbei in das Studio. »Du hast einen eigenen Fernseher – hast du’s gut !«
    Das Studio sah inzwischen wirklich bewohnt aus. Offenbar warf Danny nur ungern etwas weg. Sein Müll lag säuberlich gestapelt auf dem Tisch – Wegwerfteller und -becher und sogar ein kleiner Haufen Hühnerknochen. Auch sein Klamottenstapel in der Ecke sah sehr ordentlich aus. Aber es würde nicht mehr lange dauern, dann würden Dannys Ansammlungen den ganzen Raum ausfüllen.
    »Kriegst du auf dem Fernseher Coco, der neugierige Affe rein?«, fragte Chuy.
    »Wahrscheinlich«, sagte Danny. »Welcher Kanal?«
    »Zwölf, glaube ich. Oder vielleicht zehn.«
    Danny holte die Fernbedienung vom Bücherregal und reichte sie seinem Bruder. »Versuch es.« Dann sah er mich an. »Dexter … ist er wieder hier?«
    »Noch nicht, aber bald. Die Tierärzte wollen ihn noch zwei oder drei Tage dortbehalten. Vielleicht schicken sie ihn am Samstag nach Hause.«
    »Was … was ist mit ihm passiert?« Danny sah verwirrt aus. Er hatte diese Frage schon einmal gestellt, und ich wiederholte meine Antwort gewissenhaft.
    »Also, als Dexter fortgelaufen ist, wurde er von einem Wagen erfasst. Das ist schlimm, denn leider hat er ein Hinterbein verloren. Aber der Tierarzt sagt, er kommt wieder in Ordnung. Ich bin heute bei ihm gewesen, und er konnte schon wieder stehen. In Nullkommanichts wird er auf drei Beinen herumrennen.«
    Chuy hatte sich auf den Boden gesetzt und verfolgte gebannt eine Zeichentricksendung. »Vielleicht hat ein böser Mann Dexter entführt und auf ein Raumschiff gebeamt, und dann hat Dexter mit den Pfoten die Tür aufgedrückt und ist rausgesprungen.«
    »Nette Geschichte, Chuy, aber so ist es nicht passiert.«
    »Vielleicht« , antwortete er.
    »Danny, können wir eine Minute rausgehen? Ich möchte dich etwas fragen.« Es war Zeit, ein ernsthaftes Gespräch mit ihm zu führen, und ich wollte nicht, dass der kleine Kerl mit den großen Ohren uns belauschte.
    Es war Abend, und als wir zur Tür hinaustraten, erhob sich auf einer nahen Zypresse ein großer weißer Schemen in die Luft und flog davon wie ein Stück vom Mond.
    »Was … was war das?«
    »Eine Schleiereule. Sie sind wunderschön, und es ist gut, dass sie da sind – sie halten die Ratten im Zaum.«
    »Ratten … in unserem anderen Haus hatten wir Ratten.«
    Ich nickte im Halbdunkel. »Santa Barbara ist voller Ratten.« Ich faltete die Hände hinter dem Rücken. »Danny, ich möchte dir eine Frage stellen. Wir werden nicht lange darüber reden, weil es wehtut, darüber nachzudenken, aber es gibt etwas, das ich wissen muss.«
    »O… okay.«
    »Es geht um den Tag, an dem Lili gestorben ist. Ich weiß, dass du das nicht getan hast, Danny. Ich will herausfinden, wer es war.« Ich wandte den Blick ab und schaute auf den immer dunkler werdenden Kanal hinaus. Die Lichter auf den Ölplattformen funkelten wie Sterne im Wasser. »Du hast gesagt, Lili wäre reingekommen und hätte dir hallo gesagt, während du gezeichnet hast, und dann ist sie in die Garderobe gegangen, richtig?«
    »Ja-a …« Seine Stimme war leise und klang zögerlich, so, als würde es ihm große Mühe bereiten, etwas zu sagen.
    »Okay. Also, erzähl mir, warum du später auch in die Garderobe gegangen bist.«
    »Jemand … jemand hat mich gerufen.«
    Ich neigte den Kopf, um ihn besser zu hören. Näher an ihn herantreten wollte ich nicht, weil ich fürchtete, er könnte sich bedroht fühlen.
    »Jemand hat dich gerufen? Hat dieser Mensch deinen Namen gerufen?«
    »Ja … er hat meinen Namen gesagt.«
    »War es Lili? Hat Lili dich gerufen?«
    »Lili?« Steif schüttelte er den Kopf. »Nein, das war ein Mann.«
    »Okay, ein Mann hat deinen Namen gerufen. Hast du seine Stimme erkannt? War es jemand, den du schon gekannt hast?«
    »Ich … ich glaube nicht.«
    »Bist du sicher? Könnte es vielleicht Jared gewesen sein – Jared Crowley?«
    »Jared?« Wieder spiegelte sich Verwirrung in seinen Zügen. »Das war kein Junge, es war ein Mann. Er hatte eine komische Stimme. So hat er gerufen: Danny, komm her. Lili braucht deine Hilfe .« Danny hielt die Hände um den Mund und sprach mit tiefer Stimme.
    »Okay, danke, Danny. Das hast du gut gemacht. Tut mir leid wegen der letzten Frage, aber ich musste das wissen. Und du bist sicher, dass die Stimme real war? Nicht nur eine Stimme in deinem Kopf?«
    »Es war ein realer Mensch, richtig laut. Aber …«
    »Ja?«
    »Die

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