Ein schmutziges Spiel
paar Einheimische spazierten über den harten Sand gleich oberhalb der Wasserlinie, während ihre Hunde in dem von Tang überzogenen Strandgut herumtobten. Vielleicht ging ein Dealer irgendwo in einer der Höhlen unterhalb der Klippe seinen Geschäften nach, aber das konnte Mike von seinem Platz aus nicht erkennen.
»Genau genommen bin ich hergekommen, um mit dir über Jaymie zu reden.«
»Dachte ich mir. Nettes Mädel. Was Besseres wirst du nicht finden.«
»Das weiß ich. Sie hat mir ziemlich den Kopf verdreht. Ich wünschte, es wäre umgekehrt genauso.«
»Geduld, Cowboy. Du bist der einzig Richtige für sie. Sie hat es nur noch nicht ganz begriffen.« Charlie hustete heftig. »Aber du hast noch was anderes auf dem Herzen, rich tig?«
»Ja. Ja, habe ich. Hast du gehört, was mit Jaymies Hund passiert ist?«
»Hab ich. Manche Leute sind schlimmer als Tiere. Kein Tier würde so was tun. Kommt er durch?«
»Der kleine Kerl ist zäh wie Scheiße«, sagte Mike. »Der Tierarzt musste ihm das Hinterbein amputieren, aber er wird’s überleben.«
»Dex war Brodies Kumpel. Um Jaymies willen bin ich wirklich froh, dass er durchkommt.« Wieder hustete Charlie, und dieses Mal klang es schmerzhaft, so, als würde man einen starken Klettverschluss aufreißen.
»Charlie? Folgendes: Was Dex zugestoßen ist, das war eine Warnung. Jaymie hat ihre Nase zu tief in den Fall Molina gesteckt. Sie hat gesagt, sie würde davon ablassen, aber ich weiß genau, dass sie das nicht tut. Ich habe Angst, dass ihr was zustößt.«
»Oh, Mann. Soll das heißen, der Mörder dieses Mädchens hat Dex so verletzt?«
»Höchstwahrscheinlich.« Mike stand auf und knallte den leeren Becher auf das Tablett. »Aber Jaymie hört einfach nicht auf mich. Je mehr ich dazu sage, desto mehr ignoriert sie mich.«
»Du weißt, warum.«
»Natürlich weiß ich das. Sie fühlt sich immer noch schuldig wegen dem, was Brodie zugestoßen ist.«
»Mit ihr hatte das gar nichts zu tun. Sie hat ihr Bestes getan, wie immer. Das war ein Verbrechen. Ein gottverdammtes Verbrechen.«
»Du sagst es.« Mike rammte die Hände in seine Taschen. »Sie versucht, es wiedergutzumachen, indem sie dem Armenta-Jungen hilft – und übrigens: Anfangs hab ich sie dazu ermutigt. Trotzdem, warum kommt sie nicht zur Vernunft? Sie fordert das Unheil regelrecht heraus.«
»Jaymie ist vernünftig, Mike. Und klüger als wir beide zusammen. Und sie ist tapfer.« Die vernarbte Hand schob sich durch den Vorhang und umfasste mit steifen Fingern den leeren Becher. »Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber das dürften ein paar von den Dingen sein, die dir an ihr so gefallen.«
»Kein Kommentar, Chief. Das ist zu persönlich.«
»Kein Kommentar nötig, Mike. Absolut nicht.«
Mike sah zu, wie eine wütende Möwe eine Krähe vom Strand verjagte. Die Krähe zog mit ihrer Beute ab, dem Anschein nach ein toter Krebs. »Sie hat mich verlassen, weißt du?«
»Was hast du gesagt?«
»Vor ein paar Jahren hat Jaymie mich verlassen.«
»Das wusste ich nicht, Cowboy. Ich dachte, ihr zwei würdet bloß mal eine Verschnaufpause machen.«
Mike schnaubte. »Verdammt lange Verschnaufpause, würde ich sagen. Und ich hab die ganze Zeit gebraucht, um nicht mehr sauer zu sein.«
»Sieht aus, als hättet ihr beschlossen, es noch mal zu versuchen.«
»Vor allem ich. Ich dachte, na ja, Brodie ist inzwischen schon eine Weile tot, verstehst du? Vielleicht hat Brodies Tod ihr beim ersten Mal zu sehr zu schaffen gemacht. Jedenfalls dachte ich, ich versuch’s noch mal.«
»Jep«, krächzte Charlie. »Weil sie es wert ist.«
»Ja, deswegen, und weil anscheinend keine andere Frau mit ihr mithalten kann. Aber, ich weiß nicht, Charlie … irgendwas ist immer noch im Weg.« Mike stand auf. »Aber wie ich schon sagte, das ist zu persönlich. Ich sollte nicht darüber reden, nicht mal mit dir.«
»Mach dir meinetwegen keine Gedanken. Ich ziehe nicht durch die Gegend und gehe damit hausieren.«
»Das weiß ich. Die Sache ist die, ich kann nicht ewig warten. Das Leben geht weiter, verstehst du?«
»Das Leben geht immer weiter«, grummelte Charlie. »Ob es dir passt oder nicht.«
»Danny? Ich bin’s, Jaymie.«
»Und ich!« Chuy hämmerte mit beiden Händen an die Tür.
»Nicht so laut, Chuy.« Danny ging es immer besser. Langsam wurde er wieder er selbst. Trotzdem war er immer noch äußerst verwundbar.
Doch als die Tür geöffnet wurde, lächelte Danny sogar ein bisschen. »Hey, Chuy, ich kann dich
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