Ein schmutziges Spiel
Stimmen, die ich in meinem Kopf höre, die sind auch real.«
Die ganze Nacht wälzte ich mich hin und her und rang mit den Einzelheiten im Zusammenhang mit dem Mord an Lili und dem brutalen Angriff auf Dex. Endlich, gegen fünf Uhr morgens, schlief ich ein. Um halb sieben drang das Quäken des Weckers in meine Ohren. Als ich schließlich in mein Büro kam, war ich in einer Stimmung, die man mit Fug und Recht als gereizt bezeichnen durfte.
»Guten Morgen, Miss Jaymie«, rief meine PA vergnügt. »Gerade habe ich mit Señorita Darlene am Telefon gesprochen.«
»Morgen«, grunzte ich, ging in die Küche, öffnete meine Tasche und nahm ungefähr ein Dutzend Tatortfotos heraus, die ich von der CD , die Celeste Delaney mir gegeben hatte, ausgedruckt hatte. »Ach ja? Und was will die reiche Zicke?«
»Sie will herkommen. Miss Jaymie? Dieses Wort habe ich ja noch nie von Ihnen gehört.«
Ich klebte das erste Foto an die Wand. »Mein Wortschatz ist wohl umfangreicher, als Sie gedacht haben.« Ich trat in die Tür und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich habe eine Aufgabe für Sie, Gabi. Rechnen Sie die Ausgaben in dem Hundeentführungsfall zusammen. Ziehen Sie sie von den zehntausend Dollar ab, schreiben Sie über die Differenz einen Scheck aus, ausgestellt auf Dagoberta Duck.«
»Dago… wer?«
»Ich rede von Darlene Richter.«
»W-was? Miss Jaymie, entschuldigen Sie bitte, aber das hier ist ein Geschäft, oder? Seit Mrs Richter haben wir nur zwei weitere Fälle reinbekommen, die Kimuras, deren Sohn seit acht Jahren verschwunden ist und den Sie nicht gleich morgen finden werden, und noch einen vermissten Hund.«
Ich verzog das Gesicht. »Von dem Hund haben Sie mir noch gar nichts erzählt.«
»Ich wollte den passenden Zeitpunkt abwarten. Die Nachricht, dass Sie Minuet gefunden haben, hat die Runde gemacht. Jetzt ist Ihre Stunde gekommen.«
» Bitte! Keine Fälle mehr, die etwas mit vierbeinigen Kreaturen zu tun haben. Mein Leben ist so schon absurd genug.«
»Absurd oder nicht, Mrs Richter will jedenfalls heute Morgen herkommen, um Ihnen zu danken, hat sie gesagt. Sie ist so glücklich, dass sie ihren Hund wieder zurückhat.«
»Dann machen Sie besser die Abrechnung fertig.« Ich verzog mich in die Küche und ergriff das nächste Foto von meinem Stapel.
»Okay, Sie sind der Boss«, rief Gabi laut, und ich hörte, wie etwas auf den Schreibtisch krachte.
Fünf Minuten später kam sie in die Küche. »Okay, hier ist … Dios m í o! « Ihre Hand öffnete sich, und ein Bogen Papier flatterte unbeachtet zu Boden. »Nein. Oh, nein.«
»Tut mir leid, Gabi. Ich hätte Sie warnen sollen.«
»Ich … ich … diese Bilder sind ja schrecklich!«
Ich schob eine Hand unter ihren Ellbogen. »Nicht aufregen. Gehen wir nach draußen.«
»Nein. Ich will mich nicht so anstellen.« Mühsam holte sie Luft, zog ein Taschentuch aus der Tasche und schnäuzte sich hörbar. »Ich … ich dachte, diese Ermittlungssachen würden irgendwie Spaß machen, aber das ist kein Spaß mehr, das ist nur … nur …«
»Manchmal macht es Spaß, und manchmal ist es furchtbar schlimm.«
»Oje, das arme Mädchen!« Auf der Schwelle zu der kleinen Küche stand Darlene Richter mit einem großen Feinschmecker-Geschenkkorb auf den Armen. Und zu ihren Füßen, angetan mit einem blauen, mit Strass besetzten Halsband, saß adrett niemand anderes als Minuet.
Nach einem ausgedehnten Augenblick fand ich meine Stimme wieder. »Hallo, Mrs Richter. Das ist doch nicht nötig, dass Sie extra vorbeikommen.«
»Das ist mir klar.« Sie streckte mir den Korb entgegen. »Minni und ich wollten Sie nur wissen lassen, wie sehr wir Ihre Hilfe zu schätzen wissen.«
»Danke.« Gabi sprang auf. »Stellen Sie ihn einfach auf den Tisch.«
»Wie furchtbar traurig.« Darlene Richter starrte erneut die Fotos von Lili an und schien kaum zu merken, wie Gabi ihr den Präsentkorb aus den Händen nahm.
»Gehen wir besser nach nebenan, Mrs Richter, einverstanden?« Ich bückte mich und hob die Rechnung auf. »Ich habe eine Rückerstattung für Sie.«
»Eine Rückerstattung?« Die Frau schien immer noch außerstande, den Blick von den Bildern zu lösen.
»Bitte«, sagte ich standhaft. »Gehen wir nach nebenan.«
Statt Darlene Richter den Besucherstuhl anzubieten, nahm ich schamlos selbst darauf Platz und ließ ihr keine andere Möglichkeit, als stehen zu bleiben. »Ich habe meine Assistentin gebeten, unsere Auslagen in Ihrem Fall zusammenzurechnen.« Ich musterte
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