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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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grünen Fleck erkennen. Das musste die Segeltuchplane sein, mit der die Kriminaltechniker den Leichnam abgedeckt hatten.
    Als sein Telefon klingelte, zuckte Mike regelrecht zusammen. Er warf einen Blick darauf: wieder Deirdre. Er schaltete es aus und steckte es zurück in die Tasche. Ihm war klar, dass er sich jetzt um diese Sache kümmern musste, anderenfalls würde Krause selbst die schlimme Nachricht überbringen, also ging er weiter zum Haus.
    Jaymie musste es zuerst erfahren, überlegte er. Sie würde wissen, wie sie es der Familie beibringen konnten. Aber nun, da sie das Haus voller Gäste hatte, wusste Mike nicht, in welchem Zimmer Jaymie schlief. Das Risiko, einfach an ein Fenster zu klopfen und das falsche zu erwischen, wollte er nicht auf sich nehmen.
    Während er über seinen nächsten Schritt nachdachte, trat Mike auf die kleine betonierte Veranda. Dort hielt er inne und lauschte. Er glaubte, einen Fernseher zu hören. Anscheinend waren die Kinder schon wach und sahen sich mit leise gestelltem Ton eine Zeichentricksendung an. Mike zögerte, doch schließlich klopfte er sacht an die Tür. Was sollte er sonst auch tun?
    Oh, Mann. Der kleine Junge war derjenige, der die Tür öffnete.
    »Hi! Ich hab gedacht … ich hab gedacht, es wäre vielleicht mein Bruder.«
    »Hey, Kumpel. Nein. Nein, das bin nur ich.«
    »Jaymie, wach auf!«
    Als ich die Lider aufklappte, sah ich mich einem Paar großer, runder Augen gegenüber, die vielleicht drei, vier Zentimeter vor meinen eigenen hingen. »Was ist los, Chuy? Stimmt was nicht?«
    »Der Mann ist hier. Er will mit dir reden.«
    Plötzlich war ich hellwach. »Mann? Welcher Mann?« Ich setzte mich im Bett auf.
    »Der große Mann. Du weißt doch, dein Freund.«
    »Meinst du Mike?«
    »Ja, Mike.« Er nickte eifrig, machte kehrt und flitzte zur Tür hinaus.
    Ich nahm meine Jeans vom Stuhl und zog sie über die Unterhose, beschloss, dass das T-Shirt, in dem ich geschlafen hatte, reichen musste, und verzichtete darauf, meinen BH zu suchen. Verdammt, war das früh. Warum war Mike – und dann erstarrte ich. Ein Gefühl des Grauens breitete sich in meinem Körper aus. Er musste Neuigkeiten haben, und die konnten nicht gut sein.
    Die Vordertür stand offen. Ich schaute hinaus und sah Mike neben der Garage stehen. Er untersuchte die Scharniere, prüfte sie. Dann drehte er sich um und blickte zum Haus. Als sich unsere Blicke trafen, ließ er die Hände sinken.
    Rasch ging ich zu ihm, doch mir war, als würde ich mich in Zeitlupe bewegen. »Was ist los?«
    »Es ist Danny, Jaymie. Ich wurde gerade angerufen.«
    Das ergab keinen Sinn. Ich schaute zum Studio. »Was ist mit Danny? Der schläft vermutlich tief und fest.«
    »Er … er ist nicht im Studio, Jaymie. Er ist letzte Nacht rausgegangen. Und er ist nicht wieder nach Hause gekommen.«
    Wie konnte Mike das wissen? Aber dann kapierte ich es. Ich kapierte, dass Mike mich vorsichtig in eine böse Welt hineinführte, die ich schon früher betreten hatte, dass er mich zu einem schmerzvollen Ort führte, an dem ich nicht sein wollte. »Sag es, Mike. Sag es einfach.«
    »Danny ist tot, Jaymie. Sie haben ihn in der Dämmerung am East Beach gefunden. Er ist ertrunken.«
    Warum hielt Mike mich fest? Ich konnte alleine stehen. Aber dann spülte die Welle, der Tsunami, ein zweites Mal über mich hinweg.
    »Ich kann die Tür auch allein öffnen«, sagte ich, als wir beim Truck waren.
    »Jaymie, hör mir zu. Was passiert ist, ist nicht deine Schuld.«
    Ich musterte ihn finster, bis er sich endlich abwandte.
    »Wenn wir den Leichnam gesehen haben, holen wir Gabi ab. Und wir müssen uns beeilen«, sagte ich, als wir ein paar Minuten unterwegs waren. »Ich will nicht, dass die Polizei Alma und die Kinder informiert. Ich muss zurück und das selbst tun.«
    »Ganz ruhig. Du hast alles getan …«
    »Warum passiert so was!«, explodierte ich.
    Mike fuhr auf den Parkplatz am Strand und griff nach mir. »Jaymie, hör zu …«
    »Nicht«, zischte ich. »Versuch gar nicht erst, mir was vorzumachen.«
    »Dir was vorzumachen?«
    »Mir vorzumachen, ich wäre nicht für Dannys Tod verantwortlich.«
    »Verantwortlich? Du warst diejenige, die versucht hat, ihm zu helfen.«
    »Versucht. Ja, versucht. Versuchen ist alles, was ich zustande bringe.« Tränen brannten in meinen Augen wie Nadelstiche. »Hätte ich es nicht so scheiß-hartnäckig versucht, wäre er noch am Leben.«
    Mit dem Ärmel wischte ich mir die Augen trocken, ehe ich die Wagentür

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