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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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du sonst noch gesehen?«
    »Die Jacke, Mike. Danny hat im Wasser gekämpft, so heftig, dass er sich buchstäblich selbst gefesselt hat.« Meine eigene Stimme hörte sich in meinen Ohren so ausdruckslos an wie die eines Roboters.
    »Okay, aber eines passt nicht.« Mike setzte aus der Parklücke zurück. »Wenn das kein Selbstmord war und er gestoßen wurde, warum ist er nicht zur Küste geschwommen? Vom Ende des Kais zum Strand hätte er es doch eigentlich schaffen müssen. Die meisten Kinder in Santa Barbara können schwimmen.«
    Plötzlich wurde mir von alldem einfach übel. Speiübel. Danny, seine leblosen, glasigen Augen, die zum Himmel hinaufstarrten … »Mike, fahr rechts ran.«
    Ich öffnete die Wagentür, beugte mich hinaus und übergab mich auf die Straße. Ich hatte nicht gefrühstückt, aber mir troff der saure Speichel aus dem Mund.
    Mike reichte mir ein Tuch. »Hier. Es ist sauber.« Ich schloss die Tür, nahm das Tuch und wischte mir Mund und Kinn ab.
    »Tja, jetzt nicht mehr«, versuchte er sich an einem Scherz.
    »Ich werde dir deine Frage beantworten. Danach will ich nicht mehr darüber reden. Ich bin geschafft.«
    »In Ordnung.« Mike strich mir das Haar von der verschwitzten Stirn, als wäre ich noch ein kleines Kind.
    »Ich bin ziemlich sicher, der Leichenbeschauer wird feststellen, dass Danny um sein Leben gekämpft hat und ertrunken ist, wozu auch eine Unterkühlung beigetragen hat.«
    »Das ist nicht die San Francisco Bay, Jaymie. Und Danny war jung. Es ist kalt, aber diese Distanz schwimmen alle möglichen Leute ohne einen Neoprenanzug.«
    »Ja. Und wie viele von diesen Leuten nehmen Antipsychotika? Die Medikamente können seine Körperkerntemperatur gesenkt haben. Um was wetten wir, dass Dannys Mörder genau damit gerechnet hat?«
    Zu dritt saßen wir dicht gedrängt in dem Pick-up. Niemand sprach viel. Gabi, die rechts neben mir saß, schien es vor Entsetzen die Sprache verschlagen zu haben.
    Im Schritttempo kroch Mike in meine Auffahrt. Wie ich fürchtete, was uns nun bevorstand! Wir hatten die schlimmste aller vorstellbaren Nachrichten zu überbringen.
    Chuys keckes Gesicht tauchte im Fenster auf und verschwand wieder. Einen Moment später riss er die Tür auf und stürmte in seinem rot-blauen Superheldenpyjama die Stufen herunter. »Hi!«, brüllte er. »Mom macht Pfannkuchen!«
    »Wie soll ich ihnen das beibringen?« Gabis Stimme überschlug sich. »Was sage ich ihnen nur?«
    »Wir machen das gemeinsam«, entgegnete ich.
    Wir stiegen alle drei aus. Mike hob Chuy hoch und nahm ihn ungestüm in die Arme, dann stellte er ihn sacht wieder auf die Füße und wandte sich ab. »Verdammt …« Allem Anschein nach stand er kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Mike, kannst du eine Weile mit Chuy hier draußen bleiben? Gabi und ich gehen rein.«
    »Ja. Ja, wir spielen ein bisschen Truckfahren.« Mike drückte meine Schulter. »Viel Glück.«
    Aricela saß an dem kleinen Küchentisch. Ihre Rechtschreibhausaufgaben hatte sie auf der Resopalplatte ausgebreitet. Mir kam in den Sinn, dass ich noch nie ein so strahlendes, sorgloses Lächeln gesehen hatte wie das, das sie uns in diesem Moment zeigte.
    Alma stand am Herd und drehte sich zu uns um. »Ihr kommt gerade rechtzeitig …« Sie brach ab und studierte unsere Gesichter. »Was … was … geht es um Danny ?«
    Als ich nickte, verzerrten sich ihre Züge, und der Pfannenwender fiel klappernd zu Boden.
    Eine Woche später machten sich Alma, Aricela und Chuy auf den Weg nach Mexiko.
    »Ich muss meine Kinder nach Hause bringen. In Santa Barbara gibt es zu viele schlechte Menschen. Böse Menschen«, murmelte Alma am Busbahnhof.
    »Ich weiß, wir haben schon darüber gesprochen«, flehte ich sie an. »Aber ich muss Sie noch einmal fragen: Glauben Sie nicht, es wäre besser für Sie, hierzubleiben?«
    »Warum, wegen des Geldes? Weil meine Kinder bessere Kleidung bekommen können?« Alma zuckte krampfhaft mit den Schultern. »Das kümmert mich nicht mehr. Ich muss nach Hause zurückgehen und meine Kinder dorthin bringen, wo sie geboren wurden.«
    Der Leichenbeschauer hatte sich geweigert, Dannys Leichnam freizugeben. Ich hatte Alma versprochen, mich, wenn es so weit war, seiner sterblichen Überreste anzunehmen und sie zur Beerdigung nach Michoacán überführen zu lassen. Gott sei Dank schien Alma mir nicht die Schuld an Dannys Tod zu geben. Aber im Grunde war das egal: Ich wusste es besser.
    Ich ging in die Knie, um mit Chuy und Aricela zu

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