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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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sprechen. »Es hat mich gefreut, dass ihr bei mir gewohnt habt. Wenn ihr zurückkommt, dann kommt ihr wieder zu mir, ja?« Ich streichelte Aricelas seidenweiche Wange und klatschte Chuy ab. Eigentlich wollte ich noch etwas über Danny sagen, aber meine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.
    Stille kehrte ein. Dann war Aricela die, die zuerst die Sprache wiederfand. »Jaymie? Danny hat Mom gesagt, er möchte für immer bei dir bleiben. Er hat dich wirklich gern gehabt, das weiß ich genau.«
    Aber die letzten Worte, die fielen, sprach Alma, als sie in den Bus stieg. »Wissen Sie, wie die Gangs die Stadt immer genannt haben? Santa Bruta . Ich glaube, das ist der passende Name für diesen Ort.«
    Das Haus war nur noch eine leere Hülle, still wie eine Gruft. Meine Arbeit war kaum noch mehr als eine grausame Farce, niemandem mehr von Nutzen. Zeit, meine Zelte abzubrechen und weiterzuziehen.
    »Jaymie Zarlin! Wie geht es Ihnen, Herzchen? Wirklich, wie lange ist es her, dass ich Ihnen den süßen kleinen Bungalow verkauft habe – fast drei Jahre?« Tiffany Tangs Stimme hatte sich nicht verändert und sie genauso wenig. »Ich war ja so überrascht, als ich Ihre Nachricht erhalten habe. Wollen Sie sich endlich verbessern?«
    »Nicht ganz, Tiff. Eigentlich will ich die Stadt verlassen.«
    »Wirklich? Aber Herzchen, wo wollen Sie denn hin? Wo kann man noch hin, wenn man einmal hier gelebt hat?«
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vielleicht New Mexico.«
    »New Mexico? Ist das nicht ein bisschen weit im Landes inneren ? Herzchen, Sie machen mir Angst. Ich sage ja immer, wir kleben wie die Seepocken an unseren Klippen und man bräuchte Stemmeisen, um uns runterzuhebeln.« Dann schwieg Tiffany für einen außergewöhnlich langen Moment. »Oh, jetzt hab ich’s«, sagte sie nach einer Weile. »Sie haben einen Mann kennengelernt. Herzlichen Glückwunsch!«
    »Nein.« Ich starrte aus dem Fenster. Santa Cruz Island hüllte sich in seinen weißen Nebelschal. »Um einen Mann geht es nicht.«
    »Sicher nicht? Weil niemand die Stadt verlässt, es sei denn, er ist verliebt. Oder pleite, natürlich. Aber falls Sie pleite sind, machen Sie einfach, was alle machen. Holen Sie sich Untermieter ins Haus. Sie könnten doch ins Studio ziehen, nicht wahr? Hey, bei dem Ausblick, ein Haus mit zwei Schlafzimmern auf der Mesa? Sie könnten mindestens dreieinhalbtausend im Monat einnehmen.«
    »Tiff? Ich will einfach raus aus der Stadt.«
    »So was habe ich wirklich noch nie gehört.« Ihr Ton klang nun ein wenig beleidigt. »Das ist das Paradies hier, Herzchen.«
    »Dann hab ich wohl einfach die Nase voll vom Paradies.«
    »Hm. Ich habe da was in der Zeitung gelesen. Es geht um diesen Sonnenwendmord, richtig? Schwere Zeit für Sie, Herzchen. Ich sage Ihnen was: Wir verkaufen Ihren Bungalow, und Sie werden von dem Erlös so überwältigt sein, dass Sie gleich kehrtmachen und, mal sehen, eine nette kleine Eigentumswohnung kaufen? Keine großen Unterhaltskosten, Jaymie. Ich habe da eine tolle …«
    »Tiff? Nein, danke.«
    »Na schön, Herzchen. In Ordnung, ich sehe mir ein paar Vergleichsobjekte an, dann reden wir. Wann soll ich das Schild aufstellen?«
    »Gestern«, antwortete ich.
    Mike entdeckte das Schild am Fuß des Hügels und trat in die Eisen. EL BALCÓN 12, ZU VERKAUFEN . Eine übertrieben zuversichtliche Tiffany Tang, Vermittlerin besten Grundbesitzes an der amerikanischen Riviera, strahlte von dem Schild herab. Dank des raffinierten Druckbildes war es, als würde ihr Blick Mike folgen, als er den Wagen wendete und die steile Strecke hinaufjagte.
    Die schief hängende Garagentür war weit aufgerissen und gab den Blick auf einen leeren Raum frei. Kein El Camino, also war Jaymie nicht zu Hause. Trotzdem fuhr er weiter und parkte vor dem Haus.
    Mike ließ die Seitenscheibe herunter und schaltete den Motor ab. Das Bellen eines Seelöwen drang, vermutlich von einem unbeaufsichtigten Boot im Jachthafen aus, in den Wagen.
    Unbehagen ergriff Besitz von ihm, als er das Haus betrachtete. Die Vorhänge waren zugezogen, obwohl es noch hell war. Hatte Jaymie heimlich das Weite gesucht?
    Er zog sein Telefon hervor und wählte ihre Nummer. Keine Antwort. Stattdessen sagte eine künstliche Stimme: Die Mailbox ist leider voll .
    »Scheiße!« Plötzlich war ihm, als hätte ihm jemand die Faust in den Magen gerammt. Mike öffnete die Tür und stieg aus.
    Einen Moment stand er nur still da und lauschte dem Wind, der durch die abgeflachte

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