Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Neureiche im Adelskalender, aber trotz allem eine Gräfin.
    Das Flackern des Positionsanzeigers verlangsamte sich, als die Kapsel sich ihrem Bestimmungsort näherte, und Young schaffte es – er wußte nicht, wie –, das Zähnefletschen aus seinem Gesicht zu verbannen. Vier Jahre. Vier lange, endlose T-Jahre hatte er die Beschämung erduldet, das demütigende dreckige Grinsen seiner Untergebenen, während er sich unter dem Unwillen der Admiralität über das Basilisk-Desaster wand. Auch dafür schuldete er der Schlampe etwas, und eines schönen Tages würde er – wie auch immer – zusehen, daß sie bekam, was sie verdiente. Aber jetzt mußte er eine weitere Erniedrigung über sich ergehen lassen und vorgeben, es wäre niemals etwas zwischen ihnen beiden vorgefallen.
    Die Tür öffnete sich, und Young holte tief Luft. Dann trat er in die Galerie des Raumdocks hinaus. Bitterer, frischer Haß flackerte kurzzeitig in seinen Augen auf, als er das herrliche Schiff erblickte, das im Dock trieb. HMS Nike , der Stolz der Flotte. Ihm hätte sie gehören sollen, nicht Harrington, doch auch das hatte das Miststück ihm genommen.
    Er richtete den Degen an seiner Seite gerade und ging steifbeinig auf die Marineinfanterieposten vor der Zugangsröhre der Nike zu.
     
    Honor stand neben der Seitenmannschaft an der Eingangsschleuse und wartete, während Young durch die Röhre schwamm. Ihre Handflächen waren feucht. Übelkeiterregende Abscheu brodelte ihr in der Magengrube, und sie hätte sich gern die Hände abgewischt. Doch das ließ sie sein. Sie stand einfach da, das Gesicht absolut ohne Regung. Ihre Schulter fühlte sich unnatürlich leicht und seltsam verwundbar an ohne Nimitz’ warmes Gewicht. Nicht einmal in Erwägung gezogen hatte sie, den Baumkater zu dieser Begegnung mitzunehmen.
    Young erschien an der letzten Biegung. Er trieb langsam durch die Schwerelosigkeit in der Röhre. Honors Mund zog sich beinahe unmerklich zusammen, als sie seine Galauniform erblickte. Paßt zu ihm, daß er sich zu fein anzieht , dachte sie verächtlich. Fast zwanghaft neigte er von jeher dazu, niedere Kreaturen durch Reichtum und Einfluß seiner Familie zu beeindrucken.
    Young erreichte die scharlachrote Warnlinie und packte die Haltestange, an der man sich über die Grenzfläche in das interne Schwerefeld der Nike schwang. Die Scheide seines Degens verfing sich zwischen seinen Beinen. Er taumelte unbeholfen vor und wäre fast gestürzt, während die Bootsmannspfeifen bereits schrillten und die Seite mit steinernen Gesichtern in Habt-acht-Stellung ging. In Honors Augen glühte kurz die Schadenfreude auf, als Youngs Gesicht vor Beschämung rot anlief. Doch dann erlangte er die Balance zurück, und Honor verbannte jede Befriedigung aus ihrem Gesicht, wenn auch nicht aus ihren Emotionen. Mittlerweile hatte er den Degen wieder zurechtgerückt.
    Mit noch immer hochrotem Kopf salutierte er vor ihr, und sie bedurfte nicht Nimitz’ Vermittlung, um seinen Haß zu spüren. Nach dem Dienstalter war er ihr Vorgesetzter, aber er besuchte ihr Schiff, und sie wußte genau, wie bitter das für ihn sein mußte, als sie seine Ehrenbezeugung erwiderte.
    »Bitte um Erlaubnis, an Bord zu kommen, Captain.« Jede Betonung fehlte der Tenorstimme, die so ähnlich und doch ganz anders klang als die von Admiral Sarnow.
    »Erlaubnis erteilt, Captain«, antwortete Honor mit gleicher Förmlichkeit, und er trat durch die Luke der Schleuse. »Wenn Sie mit mir kommen würden, Captain, der Admiral erwartet Sie in seinem Besprechungsraum.«
    Young nickte knapp zur Bestätigung und folgte ihr in den Lift. Er stellte sich mit dem Rücken zur Wand an die gegenüberliegende Seite der Kabine, während sie das Ziel in die Kontrolleiste eingab. Das Schweigen hing zwischen ihnen wie eine Wolke aus Giftgas.
    Er beobachtete sie und schmeckte seinen Haß wie einen seltenen, alten Wein. In das bittere Bukett mischte sich heiß und süß das Versprechen, daß sein Tag noch kommen würde. Sie schien sich seines Blickes nicht bewußt; die Hände hinter dem Rücken verschränkt, stand sie völlig ungerührt da und betrachtete die Positionsanzeige. Sie ignorierte ihn, und er verkrampfte die Hand wie eine Klaue um den Degengriff.
    Die reizlose Schlampe, an die er sich von Saganami Island erinnerte, war verschwunden; Young begriff, daß er die hochgewachsene, schöne Frau, die an ihrer Stelle stand, noch viel mehr haßte als das gehemmte Mädchen. Die zurückgenommene Eleganz kunstvoll

Weitere Kostenlose Bücher