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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zahlreichen solcher Treffen gewesen, wenn auch nicht unter solch outrierten Umständen. Er würde nicht mehr in Panik geraten. Sein Puls beruhigte sich, als seine Ohren die Schrittgeräusche einem einzigen Paar Füße im Herzen der widerhallenden Echos zuzuordnen vermochten. Ein Lichtfleck erschien.
    Canning drängte sich gegen die Wand und beobachtete, wie der Lichtfleck zu einem Lichtstrahl wurde, der von einer Seite zur anderen schwang, während der Neuankömmling sich einen Weg die Stufen zum Halbgeschoß hinab suchte. Plötzlich zuckte der Lichtstrahl hoch und nagelte Canning förmlich an die Wand. Er beschirmte die Augen gegen die Helligkeit. Einen Moment lang hielt der Strahl ihn fest, dann wurde er wieder auf die geborstenen Trümmer der heruntergebrochenen Decke gerichtet, mit denen die Stufen übersät waren. Schließlich erreichte der Lichtfleck den Fuß der Treppe und kroch erneut zu Canning hinüber. Dann nahm Rob Pierre die Lampe in die linke Hand und streckte die rechte vor.
    »Gut, Sie zu sehen, Wallace«, sagte Pierre, und Canning nickte und lächelte, nunmehr ungezwungen.
    »Gut, Sie zu sehen, Sir«, antwortete er. Früher einmal wäre ihm allein bei dem Gedanken, zu einem Prole ›Sir‹ zu sagen, das Wort im Halse steckengeblieben, selbst wenn es sich um einen Dolisten-Manager handelte. Doch das war schon lange her; Wallace Canning war in Ungnade gefallen. Mit Mißerfolg und Demütigung hatte seine diplomatische Karriere geendet, und selbst seine legislaturistische Familie war nicht in der Lage gewesen, ihn vor den Konsequenzen zu bewahren. Versucht hatte sie es allerdings auch nicht.
    An Canning war ein Exempel statuiert worden – er war die abschreckende Warnung an alle, nur nicht zu versagen. Man hatte ihn um Amt und Stellung gebracht, in eine Prole-Behausung wie Hoskins Tower verbannt und ihn dazu verurteilt, jeden Monat in der Schlange anzustehen und sich den LHZ-Scheck abzuholen. Man hatte ihn zu einem Dolisten gemacht, und doch war er nicht wie die anderen Dolisten.
    Seine Wortwahl und seine Aussprache, die Art, in der er ging, in der er andere ansah, all das grenzte ihn aus als jemanden, der in den Augen seiner neuen Gleichgestellten ›anders‹ war. Von allen zurückgewiesen, die er früher kannte, fand er sich auch von denen gemieden, die nun seinesgleichen waren, und eine Weile lang hatte es so ausgesehen, als wären Haß und Selbstmitleid alles, was ihm blieb.
    »Sind die anderen schon da?« wollte Pierre wissen.
    »Ja, Sir. Nachdem ich mir das Ganze angesehen hatte, entschied ich, den Tennisplatz anstatt der Haupthalle zu benutzen, denn der Tennisplatz weist keine Dachfenster auf, und so mußte ich nur zwei Fensterflächen verdunkeln.«
    »Gut gemacht, Wallace.« Pierre nickte anerkennend und schlug dem jüngeren Mann auf die Schulter. Etliche unter den sogenannten ›Anführern‹, mit denen Pierre sich in dieser Nacht treffen würde, hätten über etwas so Einfaches wie die Verlegung des Versammlungsortes um dreißig oder vierzig Meter stundenlang diskutieren können. Canning war einfach hingegangen und hatte es getan. Nur eine kleine Sache vielleicht, aber Führungstalent und Initiative bestanden immer aus den kleinen Dingen.
    Canning drehte sich um und wollte vorangehen, aber eine Hand auf seiner Schulter hielt ihn zurück. Er wandte sich erneut zu Pierre um, und selbst die fremdartig anmutenden Schatten, die über das von unten beleuchtete Gesicht des Mannes zuckten, konnten dessen Besorgnis nicht verbergen.
    »Sind Sie sicher, daß Sie das wollen, Wallace?« Pierres Stimme war leise, fast sanft, doch der Beiklang der Dringlichkeit konnte nicht überhört werden. »Ich kann nicht hundertprozentig dafür garantieren, daß alle diese Leute sind, was zu sein sie behaupten.«
    »Ich vertraue auf Ihr Urteil, Sir.« Leicht fiel es Canning nicht, diese Worte auszusprechen, und noch schwerer war ihm gefallen, sie ernst zu meinen, doch er sagte die Wahrheit. Es gab viele Punkte, in denen er sich mit dem Mann nicht eins war, aber er vertraute ihm blind. Er zwang sich zu einem Grinsen. »Schließlich und endlich haben Sie wenigstens einen Spion des Sicherheitsministeriums gefangen. Ich hoffe, das bedeutet, Sie haben sie alle.«
    »Nun, ich fürchte, es gibt nur einen einzigen Weg, das herauszufinden«, seufzte Pierre und legte dem Ex-Legislaturisten den Arm um die Schultern. »Na los! Gehen wir’s an.«
    Canning nickte und zog eine riesige Matte Isolationsmaterial beiseite, die einen

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