Ein schneller Sieg
einen gewaltigen Anteil unseres Gesamtbudgets verschlingt. Die Admiräle aber sind genauso korrupt und selbstsüchtig wie unsere politischen Herren und Meister. Und noch schlimmer, sie sind inkompetent!«
Den letzten Satz sprach Pierre grell und voller Schärfe aus; er ballte die Fäuste, und die Leute sahen einander an. Ransom hingegen war noch nicht zufriedengestellt.
»Schlagen Sie als Lösung unserer Probleme die Demontage unseres gesamten politischen Systems vor?« fragte sie, und Pierre schnaubte.
»Wir können das System nicht abreißen«, antwortete er und spürte, wie eine Welle der Erleichterung durch seine Zuhörerschaft ging. »Das kann niemand. Das System hat sich in mehr als zwei Jahrhunderten entwickelt. Selbst wenn wir wollten, könnten wir es vermutlich nicht über Nacht auflösen. Die LHZ ist ein Zustand, den wir akzeptieren müssen, und zwar auch in der vorhersehbaren Zukunft. Die Notwendigkeit, andere Welten auszuplündern – und seien wir ehrlich: genau das tun wir –, nur um überhaupt bei Kasse zu sein, wird uns wahrscheinlich noch in den kommenden Dezennien verfolgen, ganz gleich, welche Veränderungen wir an unserer Wirtschaft vornehmen. Das ganze Gebäude würde einstürzen, versuchten wir, zu viele marode Ziegel auf einmal zu ersetzen. Ohne Nahrungsquellen von außen könnte dieser Planet sich nicht einmal selbst ernähren! Was, glauben Sie wohl, würde passieren, wenn wir plötzlich ohne die Devisen dastünden, die wir brauchen, um unsere Nahrung zu kaufen?«
Schweigen war die Antwort, und er nickte grimmig.
»Ganz genau. Diejenigen unter uns, die radikale Reformen fordern, sollten von Anfang an begreifen, daß das Erreichen einer Reform eine lange und sehr schwierige Aufgabe sein wird. Und jene, die weniger an Reformen als an persönlicher Macht interessiert sind – und solche befinden sich im Augenblick unter uns«, warf er mit dünnem Grinsen ein –, »sollten bedenken, daß ohne Reformen binnen zehn Jahren nichts mehr übrig sein wird, über das man Macht haben könnte. Die Reformer unter uns benötigen Macht, um agieren zu können; die Machthungrigen brauchen Reformen, um zu überleben. Sie alle sollten diese einfache Tatsache im Hinterkopf behalten. Erst, wenn die Legislaturisten gestürzt sind, wird Zeit sein, über die Pfade der Politik zu streiten, vorher nicht. Haben Sie das alle verstanden?«
Er ließ einen kalten Blick über die Reihe schweifen und erhielt Nicken und zustimmendes Gemurmel zur Anwort.
»Sehr gut.« Pierre rieb sich über die Stirn und sprach dabei schon weiter. »Ohne Zweifel fragen Sie sich, weshalb ich Sie alle zusammengerufen habe, um Ihnen diese Dinge ausgerechnet jetzt zu sagen. Nun«, er senkte die Hand, und seine Augen funkelten vor Entschlossenheit, »es gibt einen Grund. Sie alle haben die Berichte von den Zwischenfällen gehört, die sich längs der manticoranischen Grenze ereignet haben, nicht wahr?« Erneut nickten die Köpfe, und Pierre schnaubte erbittert. »Selbstverständlich haben Sie das. Das Ministerium für Öffentliche Information reizt die Ereignisse schließlich bis ins Letzte aus und erzeugt mit allen Mitteln das Gefühl einer Krisensituation, um das Volk ruhig zu halten. Doch was das Informationsministerium uns verschweigt, ist die Tatsache, daß die Manticoraner für die Zwischenfälle gar nicht verantwortlich sind. Wir sind es, die diese Ereignisse absichtlich in Gang setzen, und zwar als Vorbereitung auf einen Großangriff gegen die Manticoranische Allianz!«
Jemand keuchte laut, und wieder nickte Pierre bestimmt.
»Jawohl – sie wagen es schließlich doch noch! Aber erst, nachdem sie den Manties genügend Zeit gegeben haben, immer stärker zu werden und sich schön tief einzuigeln! Was da auf uns zukommt, wird anders sein als unsere übrigen ›Kriege‹! Dafür sind die Manties viel zu zäh, und offen gesagt, ist unsere Admiralität zu feige und zu unfähig.« Jäh aufflammender Schmerz verzerrte seine Miene, doch er kämpfte das Gefühl zurück und beugte sich über den Tisch vor.
»Die Idioten im Oktagon haben einen ›Kriegsplan‹ zusammengeschustert und dem Kabinett verkauft. Ich kenne ihn nicht in allen Einzelheiten, aber selbst wenn es der allerbeste Plan wäre, den die Admiralität je ersonnen hat, würde ich trotzdem unserer Flotte nicht zutrauen, ihn auszuführen! Ich weiß nämlich genau, daß man bereits in der Anfangsphase mehrere Desaster hinzunehmen hatte – Fehlschlage, die man selbst dem Quorum
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