Ein schneller Sieg
Schulter.
»Wenn Sie keine Zeit übrig haben«, sagte er, und mit einem Mal war alle Neckerei aus seiner Stimme verschwunden, »würden Sie dann gern heute abend mit mir essen?«
Honors Augen weiteten sich. Nur ein kleines bißchen, kaum bemerkbar, doch Nimitz setzte sich stocksteif auf, und seine Ohren zuckten.
»Nun, ich weiß nicht recht …« begann sie fast instinktiv und verstummte. Sie stand da, fühlte sich unbeholfen und unsicher, und schließlich sah sie Tankersley forschend ins Gesicht. Honor hatte einige Mühe darauf verwenden müssen, Nimitz beizubringen, sie nicht unvorbereitet die Emotionen anderer Menschen spüren zu lassen, doch diesmal wünschte sie sich, die Fähigkeit des Baumkaters zu besitzen und lesen zu können, welche Gefühle hinter Tankersleys Miene am Werk waren. Und wo sie schon dabei war, auch ihre eigenen Gefühle hätte sie sich sehr gern erklären lassen, denn ihre gewohnte kühle Distanz schien an den Rändern bereits schwere Abnutzungserscheinungen aufzuweisen. Stets hatte sie alles vermieden, was auch nur den Anschein einer intimen Beziehung zu einem untergebenen Offizier erweckt hätte – hauptsächlich, weil sie auf solche beruflichen Komplikationen gut verzichten konnte, aber vor allem auch, weil ihre Erfahrungen allgemein weniger als erfreulich gewesen waren –, und doch war dort etwas in seinen Augen und um seinen Mund …
»Ich würde mich freuen«, hörte sie sich antworten, und frische Überraschung durchflutete sie, denn sie begriff, daß sie diese Worte ernst gemeint hatte.
»Klasse!« Sein Lächeln umkränzte seine Augen mit Lachfältchen, und Honor spürte, wie in ihr ein merkwürdiges, stilles Lachen wie zur Antwort aufstieg. »Darf ich Sie dann gegen achtzehn Uhr erwarten, Lady Harrington?«
»Das dürfen Sie, Captain Tankersley.« Sie warf ihm ein weiteres Lächeln zu, dann ging sie zu den Barren, klaubte Nimitz auf und begab sich in den Umkleideraum.
11
Der Admiral der Grünen Flagge Sir Thomas Caparelli, Erster Raumlord der Königlich-Manticoranischen Admiralität, war ein Mann mit einem breiten, gewölbten Brustkorb und der Statur eines Gewichthebers, die man auf die Beine eines Sprinters gesetzt hatte. Obwohl er in letzter Zeit ein wenig Fett ansetzte, war der einstige Athlet noch immer wahrnehmbar, dessen zupackender, körperbetonter Stil Hamish Alexanders Fußballmannschaft – nicht nur einmal – in den Schlamm von Hopewell Field gestampft hatte. Im Augenblick jedoch war seine Miene angespannt und die für ihn als Kommandanten und jungen Flaggoffizier so typische unerschrockene Großspurigkeit vorübergehend außer Kraft gesetzt.
Er und seine Offizierskameraden erhoben sich, als Allen Summervale, der Herzog von Cromarty, Anführer der Zentralistischen Partei und Premierminister Ihrer Majestät Königin Elisabeth III., den Konferenzraum betrat. Der PM war wie alle Summervales hochgewachsen und schlank, und trotz Prolong-Behandlung schimmerte sein Haar silbern und war sein gutaussehendes Gesicht tief zerfurcht. Cromarty war seit mehr als fünfzig T-Jahren in der Politik und hatte davon in fünfzehn der letzten zweiundzwanzig Manticores Regierung vorgestanden. Und jedes einzelne dieser Jahre hatte seine Spuren hinterlassen.
Der Premierminister bedeutete seinen uniformierten Untergebenen mit einem Winken der Hand, sich wieder zu setzen. Caparelli biß die Zähne zusammen, als er sah, wer hinter Cromarty in den Raum trat. Lady Francine Maurier, die Baronin von Morncreek, besaß jedes Recht hier zu sein, denn sie war ziviler Erster Lord der Admiralität. Auch gegen den Lordschatzkanzler des Sternenkönigreichs von Manticore, Lord William Alexander, dem zweithöchsten Regierungsmitglied, hatte Caparelli nichts einzuwenden. Gegen Alexanders älteren Bruder schon – denn offiziell hatte Hamish Alexander hier nichts verloren. Der Erste Raumlord versuchte, den Earl von White Haven nicht anzufunkeln, als dieser auf einem Stuhl Platz nahm.
»Bevor wir beginnen, Sir Thomas, möchte ich darauf hinweisen, daß Admiral White Haven auf meine Bitte hier ist und nicht auf seine.« Cromartys ausdrucksstarker Bariton war weich wie guter Whiskey und stets eine wirkungsvolle politische Waffe gewesen, und seine höfliche Ankündigung lenkte Caparellis Blick auf sich. »Wie Sie wissen, hat er erst kürzlich im Auftrag von Admiral Webster eine Inspektion der Grenzstationen durchgeführt. Unter den gegebenen Umständen glaube ich, daß seine Vorschläge uns von Nutzen
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