Ein schneller Sieg
sein könnten.«
»Selbstverständlich, Euer Gnaden.« Caparelli wußte, daß er knurrig klang. Nicht, daß er den Earl nicht leiden könnte, sagte er sich. Allerdings vermittelte Hamish Alexander ihm – außerhalb des Sports – stets das nagende Gefühl, oberhalb der eigenen Liga zu spielen. Daß der Kerl mittlerweile den Titel seines Vaters geerbt und im letzten Jahr durch die Eroberung des Endicott-Systems enorm an Prestige gewonnen hatte, machte alles nur noch schlimmer.
»Vielen Dank für Ihr Verständnis.« Cromartys Lächeln war so gewinnend, daß Caparelli in der Tat spüren konnte, wie ein Großteil seiner Vorbehalte einfach irgendwohin versickerte. »Und darf ich nun Ihre Schlußfolgerungen hören, Sir Thomas?«
»Jawohl, Sir.« Caparelli wies auf Patricia Givens, Zweiter Raumlord, Leiterin des Bureaus für Planung, dem der Nachrichtendienst der Navy, das ONI, unterstand. »Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, Euer Gnaden, wird Admiral Givens uns die wichtigsten Punkte vortragen.«
»Sicher.« Cromarty nickte und wandte sich Givens zu, die aufstand und hinter sich die Holowand aktivierte. Eine gewaltige Sternenkarte der Grenze zwischen der manticoranischen Allianz und der Volksrepublik Haven erschien darin. Givens stand mit dem Rücken zu der Darstellung und sah den Leuten am Tisch nacheinander ins Gesicht. Dann nahm sie einen Lichtzeiger aus der Tasche.
»Euer Gnaden, Lady Morncreek, Lord Alexander.« Sie nickte jedem der Zivilisten höflich zu und lächelte White Haven kurz an, doch sie begrüßte ihn nicht mit Namen. Sie waren zwar alte Kameraden und Freunde, aber Patricia Givens besaß einen ausgeprägten Sinn für Loyalität. Sie spielte nun in Caparellis Mannschaft, und trotz der Erklärung des Ministerpräsidenten war der Earl heute ein Eindringling.
»Wie Sie alle wissen, erreichen uns von allen Bezirken der Grenze Nachrichten über Zwischenfälle.« Sie betätigte die Fernbedienung, die in den Griff des Lichtzeigers eingebaut war, und in dem Display hinter ihr funkelten plötzlich zahlreiche blutrote Lichter wie eine gefährliche, unregelmäßige Reihe aus Rubinen. Sie bildeten einen Halbkreis mit Manticore im Mittelpunkt.
»Der erste Zwischenfall, der uns gemeldet wurde«, sagte Givens, drehte sich um und deutete mit dem Lichtzeiger auf einen der roten Punkte, »war die Zerstörung von Geleitzug Mike-Golf-Neunzehn, hier bei Jelzins Stern. Das war jedoch längst nicht der erste Zwischenfall, der sich ereignete . Wir haben nur deshalb davon zuerst gehört, weil die Transitzeit von Jelzin nach Manticore kürzer ist als von den anderen Sternen. Das erste bekannte Eindringen in Allianzgebiet geschah hier …« – der Lichtzeiger bewegte sich von Jelzin fort nach Südosten – »bei Candor. Vor neunzehn Tagen verletzte ein Geschwader Leichter Kreuzer, die von unseren Sensoren eindeutig als havenitisch identifiziert wurden und auf unsere Anrufe nicht reagierten, das Territorium des Candor-Systems. Unsere dort stationierten beweglichen Kräfte waren nicht in der Lage, rechtzeitig auf einen Abfangvektor zu kommen. Die Havies durchquerten die Außenbezirke des Sonnensystems in Raketenreichweite einer unserer Signalstationen, ohne einen Schuß abzugeben, dann verschwanden sie wieder – wortlos.«
Sie räusperte sich und bewegte den Zeiger erneut, zuerst nach Norden, und dann zurück zum Südwesten von Jelzin.
»Das gleiche grundlegende Muster war auch hier zu beobachten, bei Klein Station, und wieder hier, im Zuckerman-System.« Der Zeiger berührte die Sterne, die genannt wurden. »Der einzige bemerkenswerte Unterschied zwischen den beiden Vorfällen war, daß die bei Zuckerman eingesetzte Streitmacht erheblich größer war als jede andere, und daß sie Ortungsplattformen im Wert von neunzig Millionen Dollar zerstörte – und danach machte sie wie die anderen kehrt und zog sich ohne ein Wort zurück.
Darüber hinaus hat es jedoch noch weitere ernsthafte Zwischenfälle gegeben, vom gleichen Muster wie der Angriff auf Mike-Golf-Neunzehn«, sprach sie in die Stille, »aber wir können dabei nicht definitiv geltend machen, daß die Havies verantwortlich sind. Im Jelzin-Zwischenfall erhielt der graysonitische Kreuzer Alvarez Ablesungen der Raider. Erstaunlich gute Ablesungen sogar, wenn man die begrenzte Erfassungszeit in Betracht zieht, die der Alvarez zur Verfügung stand. Unsere Fachleute haben sie sehr sorgfältig ausgewertet.«
Givens unterbrach sich und hob leicht, beinahe entschuldigend, die
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