Ein schneller Sieg
schleifen sich die scharfen Kanten ab, aber ich fürchte, Captain Dournet war nicht allzu erfreut, als Admiral Sarnow seine Absicht kundtat, die Agamemnon mit der Nike in die erste Division zu stecken.«
»Das ist ihm wohl zu dicht am Lametta?« lachte Tankersley. Honor schüttelte ernst den Kopf und legte die Stirn nicht tiefer in Falten.
»Nein. Ich fürchte, er macht sich Sorgen, weil die Nike noch an keiner einzigen echten Schießübung teilgenommen hat. Wir schlagen uns ganz gut in den Simulationen, aber er hat Angst, daß wir langsam einrosten und ihn schlecht aussehen lassen, wenn wir endlich mit dem Rest des Geschwaders fahren.«
»Wo Sie und Mike sich um das Schiff kümmern? Na klar!« schnaubte Tankersley.
Sein Ton war so scharf, daß Honor überrascht zu ihm aufsah. Schon vor Wochen hatte sie entschieden, daß es außerordentlich unfair von ihr gewesen war, Paul Tankersley mit Reserviertheit zu begegnen, nur weil er Pavel Youngs I.O. gewesen war. Aber er war dennoch ein Werftheini! Für die Werfttechniker war ein Schiff in aller Regel ein Projekt und kein lebendes, atmendes Wesen. Nur wenige von ihnen identifizierten sich persönlich mit den Schiffen, an denen sie arbeiteten, aber Tankersley klang beinahe zornig über die Vorstellung, Dournet könnte Vorbehalte gegen die Nike haben.
Oder weil Dournet Vorbehalte gegen ihre Kommandantin haben könnte?
Honor spürte, wie ihre Wangen sich bei dem Gedanken röteten, und erneut hob sie das Handtuch, um über ihr fast trockenes Haar zu fahren und mit den Enden ihr Gesicht verdecken zu können. Seit fünf Wochen waren sie und Tankersley nun Sparringspartner. Mittlerweile betrachtete sie ihn als einen Freund. Daß sie einander sportlich mehr als gewachsen waren, hatte dem Anfreunden nicht gerade im Wege gestanden. Sie besaß den Vorteil größerer Reichweite und schnellerer Reaktionsfähigkeit, aber sein untersetzter Körper war erstaunlich kräftig, ganz besonders für einen gebürtigen Manticoraner. Die Schwerkraft der Hauptwelt des Königreichs betrug kaum drei Viertel der sphinxianischen, und Honor war daran gewöhnt, daß dieser Umstand ihr normalerweise einen Vorteil gegenüber Manticores Bewohnern verschaffte. Aber als sie sich das erste Mal gegenüber Tankersley eine Freiheit herausgenommen hatte, war sie von ihm über die Matte gewirbelt worden.
Sie hatte auf dem Hinterteil gesessen und so erstaunt zu ihm aufgesehen, daß er in Gelächter ausgebrochen war. Überrascht hatte sie, daß sie in das Lachen einstimmte – dann allerdings war sie aufgestanden und hatte ihm einen kleinen Trick demonstriert, den sie an Bord ihres letzten Schiffes von einem gewissen Sergeant-Major Iris Babcock aufgeschnappt hatte, die in Coup mehr Erfahrung besaß als Honor und Tankersley zusammen. Er hatte überrascht gekeucht und dann erschrocken gejault, als er mit dem Bauch auf der Matte landete und ihre Knie im Kreuz spürte. Doch in diesem Augenblick war die letzte Befangenheit aus ihrem Umgang miteinander gewichen.
Allerdings hatte Honor bisher nicht begriffen, wodurch eine solche Befangenheit ersetzt werden konnte, und sie vergewisserte sich ihrer Gefühle mit Vorsicht und einer gehörigen Portion Schock.
»Nun, dann müssen wir Captain Dournet eben beweisen, daß er unrecht hat, nicht wahr?« sagte sie schließlich leichthin und senkte das Handtuch, weil sie wußte, daß ihre Röte verschwunden war. Sie lächelte Tankersley an. »Was wir natürlich nicht tun können, bevor ihr Werftheinis uns wieder zusammenflickt.«
»Autsch!« Er hob die Hand wie ein Fechter, der einen Treffer bestätigt. »Wir tun, was wir können, Ma’am. Wirklich. Auf Ehre und Gewissen.«
»Na ja, für einen Haufen herumfaulenzender Werfttypen kommt ihr gar nicht so schlecht voran«, gestand sie ihm mit einem Grinsen zu.
»Na, vielen Dank auch! Und wo ich schon daran erinnert werde, Sie haben nicht zufällig Zeit, mit einem untätigen Faulenzer ein wenig Sparring zu betreiben, hm?« Er lächelte drohend, und sie schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid. Ich habe seit meiner Rückkehr an Bord noch nicht einmal mit Mike gesprochen. Ich bin direkt hierhergekommen, um mich einweichen zu lassen, und nachdem das nun getan ist, muß ich mich um die drei Megabyte Papierkram kümmern, die auf meinem Computer auf mich warten.«
»Sie haben Angst.«
»Nein, vielmehr bin ich ein fleißiger Mensch«, versicherte sie ihm.
Sie winkte ihm leichtfertig zu und wollte gehen, doch er berührte sie an der
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