Ein schneller Sieg
Schultern.
»Unglücklicherweise halten wir nichts in Händen, was vor einem Gericht Bestand hätte. Die Signaturen der Impellerkeile gehören definitiv zu einem Leichten Kreuzer und zwei Zerstörern, und die Gravitationsmuster passen zu Schiffen, wie man sie in der Volksrepublik baut, aber die anderen Emissionen passen nicht zu Schiffen der Volksflotte. Nach meiner Meinung – und nach Auffassung der meisten Experten beim ONI – handelte es sich trotzdem um Havie-Schiffe, die absichtlich ihre Signaturen verzerrt haben. Aber wir können nichts beweisen, und die Havies haben so viele Schiffe an diverse ›Verbündete‹ verkauft, daß noch sehr viele andere als Verdächtige in Frage kommen.«
Wieder wartete Givens einen Augenblick, dann legte sie den Kopf schräg. Ihr Blick wurde hart.
»Das gleiche gilt für die Zwischenfälle bei Ramon, Clearaway und Quentin. In jedem dieser Fälle verloren unsere Verbündeten Schiffe und Menschen an die ›Raider‹, ohne nahe genug für eine eindeutige Identifizierung an sie heranzukommen. Sowohl die Geheimdienstarbeit, die erforderlich ist, um die Überfälle so minutiös zu planen, daß wir nie rechtzeitig ein Schiff auf Abfangkurs bringen konnten, als auch der Zeitpunkt, zu dem sie begannen, deutete darauf hin, daß die Haveniten darin verwickelt sind. Aber auch das können wir eben nicht beweisen. Ebensowenig können wir beweisen, daß die starken Verluste an Patrouillen- und Vorpostenbooten des Kalifats von Sansibar nicht auf das Konto der BFS gehen, sondern auf das der Havies. Genau genommen können wir nicht einmal beweisen, daß zwischen all diesen Vorfällen überhaupt ein Zusammenhang besteht – außer natürlich bei den bestätigten havenitischen Beteiligungen an den Zwischenfällen bei Candor, Klein Station und Zuckerman.
Dennoch, Euer Gnaden«, fuhr sie direkt an Cromarty gerichtet fort, »ist das ONI nach sorgfältiger Abwägung zu der Ansicht gelangt, daß wir es mit einem Flechtwerk absichtlich herbeigeführter und aufeinander abgestimmter Provokationen zu tun haben. Die Vorfälle sind zu weit voneinander entfernt, als daß es sich mit diesem ausgezeichneten Timing noch um Zufälle handeln könnte. Die Unterschiede verblassen angesichts eines gemeinsamen roten Fadens: jeder einzelne Zwischenfall ist eine Bedrohung oder verursacht Schaden in einem Sonnensystem, das in den letzten vier bis fünf Jahren im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen dem Königreich und der Volksrepublik gestanden hat. Wenn wir annehmen, daß alle Zwischenfälle von den gleichen Leuten geplant und ausgeführt worden sind – und ich denke, das müssen wir –, dann ist die VRH der einzige Verdächtige. Nur die Havies besitzen die Mittel, um eine dermaßen groß angelegte Operation durchzuführen, und sie haben auch als einzige ein nachvollziehbares Motiv, uns auf diese Weise zu provozieren.«
Die braunhaarige Admiralin schaltete den Zeiger ab und setzte sich wieder. Die Holowand leuchtete weiterhin. Cromarty studierte die Karte mit überschatteten Augen, und einige Sekunden lang herrschte Schweigen. Dann zupfte der Premierminister sich an einem Ohrläppchen und seufzte.
»Vielen Dank, Admiral Givens.« Er legte den Kopf schräg und schaute Caparelli an. »Wie ernsthaft ist die Bedrohung durch diese Zwischenfälle, Admiral?«
»Jede für sich allein genommen, nicht sehr groß, Euer Gnaden. Die Verluste an Menschenleben sind schmerzhaft, aber es hätte viel schlimmer kommen können; unsere strategische Position hat sich nicht geändert. Darüber hinaus war von den Streitmächten, die wir zu Gesicht bekommen haben, keine einzige stark genug, um mehr als eine lokal eng begrenzte Bedrohung darzustellen. Zugegeben, man hätte unseren Verband bei Zuckerman vernichten können, hätte man es darauf angelegt. Doch Zuckerman ist weit entfernt, und man hat dort die bislang stärkste der beobachteten Streitmächte eingesetzt.«
»Was hat der Gegner dann vor?« fragte die Baronin von Momcreek. »Welchen Sinn hat das Ganze?«
»Man will uns in die Ecke drängen, Mylady«, antwortete Caparelli unumwunden. »Uns absichtlich unter Druck setzen.«
»Dann spielt Haven mit dem Feuer«, stellte William Alexander fest.
»Ganz genau, Mylord«, stimmte Givens zu. »Beide Seiten haben die Stellungen eingenommen, die nach unserem Wissenstand die endgültigen Ausgangspositionen bei Kriegsbeginn sein werden. Wir haben auf beiden Seiten der Front eine gewisse ›Bunkermentalität‹ entwickelt. Bedenkt man
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