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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Verwunderung empfand. Sie beide standen sich seit den Akademiejahren sehr nahe, doch hatte Honor Harrington stets einen wohlgeschützten Kern besessen – in den, wie Henke glaubte, nur Nimitz jemals vorgedrungen war –, und diese beinahe atemlose Honor mit den leuchtenden Augen war ihr fremd.
    »Sie wollte mir einen Abend mit einem der besten männlichen ›Begleiter‹ von Landing schenken.« Honor schüttelte den Kopf und prustete beim Anblick von Henkes Miene. »Kannst du dir das vorstellen? Ein großer, grobschlächtiger, hochaufragender Trampel von Ensign mit Flaum statt Haaren auf dem Kopf am Arm eines blendend aussehenden Kolosses in den Nachtclubs von Landing? Himmel, ich wäre gestorben ! Und überleg’ dir nur, was die Nachbarn gedacht haben würden, wenn sie das spitzgekriegt hätten!«
    Henke mußte selbst kichern, als sie sich die Situation ausmalte, denn unter den Planeten des Königreichs war Sphinx mit Abstand der sittenstrengste. Auf Manticore gehörten professionelle, lizensierte Kurtisanen beiderlei Geschlechts zum gesellschaftlichen Leben. Zwar galt es nicht gerade als angebracht, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, doch jeder wußte »jemand anderen«, der es schon einmal getan hatte. Selbst auf Gryphon stellte der Beruf nichts Außergewöhnliches dar, auf Sphinx aber gab es so gut wie keine Kurtisanen. Und doch war nach Henkes Meinung gerade Allison Harrington ein solches Arrangement sehr wohl zuzutrauen. Honors Mutter war eine Einwanderin vom Planeten Beowulf im Sonnensystem von Sigma Draconis, und die Sexualmoral dieser Welt hätte schon einem geborenen Manticoraner die Fußnägel aufgerollt – die Reaktion eines Sphinxianers darauf war gar nicht auszudenken.
    Die beiden Frauen sahen sich über den Tisch hinweg an, und als sie gegenseitig das beinahe spitzbübische Entzücken in den Augen der anderen erblickten, verwandelte sich ihr Kichern in einen gemeinsamen Ausbruch von Gelächter aus voller Kehle. Schließlich verebbte Honors Prusten langsam, und mit einem weiteren Seufzer lehnte sie sich zurück.
    »Manchmal wünschte ich mir ja, ich hätte sie einfach machen lassen sollen«, sagte sie wehmütig. »Ich hätte darauf vertrauen können, daß sie mir den Besten aussucht, und dann vielleicht …«
    Sie verstummte und machte eine vage Handbewegung. Henke nickte verständnisvoll. Seit beinahe dreißig T-Jahren kannte sie Honor, und in dieser ganzen Zeit hatte es im Leben der Freundin keinen einzigen Mann gegeben, nicht einmal den Anschein einer Beziehung. Im Lichte der Leichtigkeit, die Honor beim Umgang mit männlichen Offizieren an den Tag legte und mit der sie auch enge Freundschaften schloß, erschien dieser Umstand nur um so seltsamer.
    Und doch – vielleicht war das Ganze doch nicht dermaßen merkwürdig. Offenbar fühlte Honor sich als ›nur einer von den Jungs‹, doch schmerzhaft offensichtlich sah sie sich noch immer als den ›hochaufragende Trampel‹ oder das ›Pferd mit den schiefen Gesichtszügen‹ ihrer Jugend. Damit hatte sie zwar unrecht, aber Henke begriff dennoch, wie wenig ›recht‹ oder ›unrecht‹ in Begriffen des Selbstbildnisses zu bedeuten hatte. Und dann war da noch Pavel Young gewesen, der einzige Mann auf Saganami Island, der so etwas wie Interesse an Ms. Midshipman Harrington ausdrückte – und der versucht hatte, sie zu vergewaltigen, als sie dieses Interesse nicht erwiderte. Honor hatte diese Episode tief in ihr Innerstes verdrängt, doch Gott allein wußte, wie dieser Vorfall sich auf ein Mädchen ausgewirkt hatte, das schon vorher der Meinung war, es sei häßlich.
    Dennoch vermutete Henke, daß noch ein weiterer Grund für Honors Eremitentum existierte – ein Grund, dessen Honor sich nicht bewußt war –, und dieser Grund hörte auf den Namen Nimitz. Mike Henke erinnerte sich noch sehr gut an das schrecklich einsame Mädchen, das ihr auf Saganami Island als Stubenkameradin zugeteilt worden war; ihre Einsamkeit bezog sich nur auf ihr Verhältnis zu anderen Menschen. Was auch immer ihr widerfuhr, Honor besaß stets die Gewißheit – nicht nur den Glauben, sondern den Beweis –, daß in diesem Universum ein Geschöpf sie liebte … und dieses Wesen war ein Empath. Henke kannte mehrere Menschen, die von Baumkatzen adoptiert worden waren, und jeder einzelne davon schien in persönlichen Beziehungen mehr zu fordern als andere: Sie alle forderten Vertrauen. Vollkommenes, uneingeschränktes Vertrauen, und nur wenige menschliche Wesen sind bereit,

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