Ein schneller Sieg
Admiral eine neu eingetroffene Schlachtkreuzerkommandantin nicht zu einem Höflichkeitsbesuch zu sich bittet, Honor. Wenn diese Kommandantin noch dazu die Flaggkommandantin seiner wichtigsten Abschirmungseinheit ist und sie auch nicht zu einer einzigen Flaggschiffkonferenz gebeten wird, dann ist es schon mehr als seltsam.«
»Vielleicht.« Honor nippte an ihrem Wein, dann seufzte sie und stellte das Glas beiseite. »Nein, ›vielleicht‹ ist eine Ausflucht«, gab sie schließlich zu. »Zuerst dachte ich, ich hätte wegen Fusion Drei bei ihm verschissen, aber das kann schon seit Wochen nicht mehr der Fall sein.«
»Ganz genau. Ich weiß nicht, welches Problem er hat, aber ganz bestimmt hat er eins. Und unsere Leute reden bereits darüber. Sie sind nicht sehr glücklich darüber, daß ihr Captain vom Admiral abgelehnt wird.«
»Das fällt nicht auf sie zurück!« erwiderte Honor scharf.
»Sie machen sich auch nicht darüber Sorgen, daß etwas auf sie zurückfallen könnte«, entgegnete Henke ruhig, und Honor rutschte unbehaglich im Sessel hin und her.
»Na ja, was soll ich schon daran ändern. Er ist mir im Rang ein paar Lichtmonate voraus, vielleicht erinnerst du dich daran.«
»Hast du schon mit dem Chef darüber gesprochen?«
»Nein – und das werde ich auch nicht tun! Wenn Admiral Parks mit mir ein Problem hat, dann ist das mein Problem, und nicht Admiral Sarnows!«
Henke nickte. Nicht, weil sie Honor zustimmte, sondern weil sie bereits gewußt hatte, was Honor erwidern würde.
»Na, wenn das so ist … was steht morgen auf dem Programm?« fragte sie.
»Mehr Simulationen«, antwortete Honor und bedankte sich mit einem flüchtigen Lächeln für den Themenwechsel. »Eine Geleitschutzübung. Zuerst müssen wir einen Konvoi gegen ›Angreifer unbekannter Stärke‹ verteidigen, dann werden wir umdrehen und ihn angreifen – gegen eine Dreadnoughtdivision als Eskorte.«
»Autsch! Ich hoffe, dieser ›Geleitzug‹ transportiert wenigstens etwas, das uns die Beulen versüßt.«
»Es ist nicht unsere Sache, nach dem Warum zu fragen«, antwortete Honor feierlich, und Henke lachte leise.
»Na, wenn wir die Einladung erhalten haben, morgen für Königin und Vaterland das größte Opfer zu bringen, dann eifere ich lieber Nimitz nach und nehme eine Mütze Schlaf.« Sie wollte aufstehen, doch Honor hob die Hand und hielt sie zurück. »Noch etwas?« fragte Henke erstaunt.
»Um ehrlich zu sein …« setzte Honor an, doch bei den Worten verlor sich ihre Stimme allmählich. Sie senkte die Augen auf das Leinentischtuch und spielte nervös mit einer Gabel.
Henke lehnte sich zurück; Spekulationen stiegen unvermittelt in ihr auf – das Gesicht ihrer Kommandantin war rosarot angelaufen.
»Du erinnerst dich doch noch, wie ich auf Saganami Island deinen Rat brauchte?« fragte Honor nach einem Augenblick.
»Meinen Rat? Meinst du in Multi-D-Mathematik?«
»Nein.« Honors Erröten vertiefte sich. »Persönlichen Rat.«
Henke gelang es, die Augen nicht aufzureißen. Nach nur kurzem Zögern nickte sie, und Honor hob unbehaglich die Schultern.
»Nun, ich brauche noch mehr davon. Da sind einige … Dinge, die ich nie gelernt habe, und nun wünschte ich mir, es wäre anders.«
»Was für Dinge denn?« fragte Henke behutsam.
»Alles mögliche!« Honor erstaunte sie erneut durch ein atemloses, leises Lachen und ließ die Gabel fallen, dann fuhr sie mit den Händen durch die Luft. Noch immer leuchtete ihr Gesicht vor Röte, doch lächelte sie breit, als hätte das Lachen eine Art innerer Barriere niedergerissen. »Ganz präzise gesagt, Mike: Ich brauche ein wenig Hilfe beim Make-up.«
»Beim Make-up?« rief Henke. Die Frage wollte zuerst grell vor Entgeisterung klingen, doch gerade noch rechtzeitig gelang es Henke, die.Ungläubigkeit in ihrer Stimme niederzukämpfen. Und das Funkeln in Honors dunklen Augen verriet ihr, daß sie gut daran getan hatte, sich ihre Verblüffung nicht allzu offensichtlich anmerken zu lassen.
»Ich hätte meine Mutter deswegen jederzeit um Rat fragen können, und sie wäre entzückt gewesen, mir das alles beizubringen. Vielleicht habe ich sie gerade deswegen nicht darum gebeten. Sie hätte gefolgert, die ›eisige Jungfrau‹ sei endlich dahingeschmolzen, und nur Gott weiß, wozu das geführt hätte!« Wieder lachte Honor. »Habe ich dir je erzählt, was sie mir zum Abschluß der Akademie schenken wollte?«
»Nein, ich glaube nicht«, antwortete Henke, die tief in ihrem Innern erstaunte
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