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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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notgedrungenerweise, parallel in mehreren Kneipen zu arbeiten, quasi rund um die Uhr. Damit was zum Futtern übrigblieb, kleidete ich mich bei »Urban« ein. Im Sommer machte ich dann zusätzlich noch Flohmarkt, das frühere Ebay praktisch. Harte Zeiten, aber ganz ehrlich: Ich liebte mein Leben und gab mir Mühe, alles hinzukriegen. Krank sein ging natürlich mal gar nicht, weil wenn krank, keine Kohle und wenn keine Kohle, dann …!

Vom Out ins Radio
    Eines Tages kam der Kabarettist Jürgen Becker in mein Out-Wohnzimmer. Ich kannte ihn zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht und war mir nicht sicher, ob er einen an der Waffel hatte, denn er saß immer in einer Ecke, schrieb und kicherte leicht irre vor sich hin. Für mich war also klar: Der muss ja wohl auch aus der Tagesklinik sein, so wie der sich verhielt! Wenig später hatte das Out große Probleme mit der Nachbarschaft wegen Lärmbelästigung. Also spielten wir keine Musik mehr, sondern nur noch Brunftgesänge der Buckelwale, Reden von Heinrich Lübke oder Pippi Langstrumpfhörspiele. Da es so was wohl bisher in keiner Kneipe gegeben hatte, war die Hütte bald darauf noch voller als rappelvoll, und das Fernsehen wurde auf uns aufmerksam. Und ausgerechnet jener Jürgen Becker, der da immer saß, schrieb und kicherte, machte einen Bericht für die WDR -Sendung »hier und heute«! Er wollte ein Interview, aber meine Chefs wollten nicht vor die Kamera und fragten mich. Und ich machte es! Ich muss wohl sehr lustig gewesen sein, denn Jürgen Becker fragte mich nach dem Interview, ob ich nicht auch mal Nummern für seine diversen WDR -Radiosendungen schreiben wollte. Wollte ich zwar schon, aber ich hatte auch große Angst, dass meine Sachen nicht gut genug sein würden. Aber der gute Jürgen war geduldig und hartnäckig, und irgendwann hab’ ich mich dann doch getraut, weil er immer wieder hartnäckig nachfragte, ob ich denn schon was geschrieben hätte. Ich fühlte mich dann immer »erwischt« wie früher in der Schule, wenn ich die Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Ich schrieb alle meine ersten Sachen auf meiner ollen Reiseschreibmaschine, unter die ich immer ein feuchtes Tuch legen musste, weil sie sonst auf dem Tisch herumgehüpft wäre. Jürgen fand die geschriebenen Nummern gut und sagte sehr resolut, dass wir die jetzt im Studio aufnehmen würden und der ganze Kladderadatsch dann nächste Woche gesendet werden würde. Ich dachte: Wat solls, sind eh alle pikloppt, Studio, jaja sicher im Radio gesendet und tralala!
    Gesagt, getan: Wir nahmen also alles auf und nächste Woche in der Sendung sollte es gesendet werden. Da ich aber am Ausstrahlungstag arbeiten musste, tauschte ich meinen Dienst mit einem Kollegen und baute mich abends mit einem Piccolöchen auf meinem Teppich vor dem Radio auf. Ich weiß noch, es war Donnerstag und tatsächlich, meine erste Nummer wurde wirklich gesendet. Ich konnte es kaum fassen und war überglücklich und stolz! Später gingen wir dann nicht mehr ins Studio, sondern sprachen alles live »on air« ein. Das war schon komisch, denn man wusste, dass Leute am Radio saßen und zuhörten, aber es gab im Studio natürlich keine Resonanz auf den Spaß, den man sagte! Sehr gewöhnungsbedürftig, aber es machte jede Menge Spaß!
    Später machte ich auch selber Radio-Sendungen, auch mit Kalle Pohl. Wir hatten jede Menge Spaß, und ich habe viel lernen dürfen beim Herrn Becker! Wir stellten auch selber die Musik zusammen, das machte mir auch viel Laune, alles war schön sorgfältig auf die Sketche abgestimmt. Heute gibt es das so nicht mehr, denn heute gibt es fertige Playlisten, und die Moderatoren lesen mehr Staus als Beiträge vor, leider!!! Jürgen und ich schlüpften oft in verschiedene Rollen und endlich hatte ich das untrügliche Gefühl: Jetzt weiß ich endlich, was ich machen möchte! Warum habe ich das nicht schon eher gemacht? Aber selbst wenn ich vorher gewusst hätte, dass das so viel Spaß macht, wo hätte ich hingehen sollen? Wen hätte ich fragen sollen? Keine Ahnung!
    Jürgen Becker nahm mich später auch mit zur berühmten Kölner Alternativ-Karnevalsprunksitzung, der legendären STUNKSITZUNK ! Dort lernte ich meinen späteren Mann und den Papa von Donald, Herrn Dr. Thomas Köller kennen, den Regisseur der STUNKSITZUNK .
     
    Ich habe vielen Menschen beruflich viel zu verdanken. Aber für den Anfang und Einstieg danke ich besonders dem hartnäckigen Jürgen Becker! Und meinem Freund Kalle Pohl, mit dem ich auch viel Quatsch

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