Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
damals, als der legendäre Rudi Carrell bei dir angerufen hat? – Ah, gut, dass du fragst, Frau Köster – ich meine, es war hundertprozentig so – zumindest erzähle ich es immer so …
Rudi Carrell oder Wie ich durchs Fernsehen berühmt wurde
Im Winter 1995 klingelte in unserer alten Wohnung das Telefon, und da ich nichts Besseres zu tun hatte, ging ich ran – und wollte eigentlich gleich wieder auflegen, als ich eine mit holländischem Nuschelakzent sprechende Stimme hörte: »Hallow, hier ist Rüdi Carrell!«
Ich sagte: »Ja, näh, is klar! Und hier ist Frau Antje! Wat soll das?«
»Ist da Gaby Köster? Sie kennen mich doch, ich bin Rudi Carrell, der aus dem Fernsehen!«
Ich: »Is gut jetzt, du Clown! Hör’ mal wacker auf mit dem Driss! Wer bist du? Und was willst du?«
»Gaby, sind Sie noch dran? Ich bin es wirklich!!!!«
»Ja klar. (Ich war mir schon nicht mehr so sicher, ob er es nicht doch war, also hab ich mal lieber ’nen Gang zurückgeschaltet und etwas höflicher gefragt) Wo brennt es denn?«
Er: »Ich habe eine tolle, neue Show. Und dich habe ich auch schon gesehen, ich finde dich sehr lustig! Am besten kommst du heute um 15 Uhr in mein Hotel und guckst dir mit mir den Pilot, also die Testsendung an!«
Da ich mittlerweile dann doch ziemlich überzeugt davon war, dass es sich wohl wirklich um den wahnsinnig bekannten Rudi-»Am laufenden Band«-Carrell handelte, sagte ich noch eine Spur freundlicher zu, mich mit ihm zu treffen! In völliger Ahnungslosigkeit stiefelte ich also alleine ins Hotel zu Rudi, und nach einer freundlichen Begrüßung sahen wir uns den Piloten der Sendung an, die später »7 Tage, 7 Köpfe« heißen sollte!
Ich hatte vom Fernsehen ungefähr soviel Ahnung wie Barbie vom Petting auf dem Rücksitz in Kens Plastikauto. Also hielt ich schön meine Klappe und machte einen auf locker und lässig. Nachdem der Pilot zu Ende war, fragte er: »Du bist sehr lustig, kannst du so was im Fernsehen machen?« Ich sagte wahrheitsgemäß: »Keine Ahnung, wächst mir Gras aus der Tasche? Ich habe so was noch nie gemacht, ich habe keinen blassen Schimmer!« Aber das war Rudi egal, er hatte schon längst eine Entscheidung für sich gefällt und sagte nur: »Du machst das einfach und nächstes Jahr im Februar gehen wir auf Sendung!!! Du hörst dann von mir!«
Ja, Leute! So war das! Zack, zack, in Sack!!!!! So schnell und unkompliziert war mein Vorstellungsgespräch beim großen Showmaster Carrell für seine neue Sendung »7 Tage, 7 Köpfe«! Verrückt. Selbst heute bin ich immer noch erstaunt, wie banal einfach das alles ablief damals. Und im Februar ging es dann auch wie angekündigt los! Nach der ersten Sendung ging ich über den Flur zurück in meine Garderobe. Rudi ging neben mir und hakte sich fürsorglich bei mir am Arm ein: »Du warst super!!! Aber sag’ mal, hast du Angst vor mir?« Da hätte ich mich schon wieder wegschreien können! Ich sagte: »Hörense mal, hast du keinen Spiegel Zuhause?« (Hierzu muss man wissen: Rudi war nicht sehr groß und eher sehr zart, also nicht gerade eine »Kante«, vor der man Angst haben müsste!!!) Ich klapp’ dich in der Mitte zusammen und nehm dich unter den Arm! Du solltest Angst vor mir haben!»
Das gefiel Rudi. Da er meistens von Kuschern umgeben war, mochte er es sehr, wenn man sich nicht von ihm einschüchtern ließ! Ich glaube, behaupten zu können, dass ich eine der wenigen aus unserem Team war, die Rudi auch mal die Meinung sagen konnte! Er war dann zwar manchmal auch stocksauer auf mich und wütend, aber er wusste auch immer, dass ich es ehrlich meinte und aufrichtig zu ihm war!!!! Das mochte er, und das war dann natürlich auch gut für mich.
Falls sich jetzt einer fragt, warum Rudi mich fragte, ob ich Angst vor ihm hatte – das ist eine berechtigte Frage! Denn Rudis Wutausbrüche waren legendär, und es gab viele Menschen, die ein Lied singen konnten über das, was passierte, wenn es zum Beispiel in den Proben nach Rudis Meinung nicht professionell genug zuging. Kleines Beispiel: Rudi wollte wie so oft zum Abschluss der Sendung einen kleinen Sketch machen, für den er eine Flasche Mineralwasser brauchte. In der Probe stand jedoch keine Wasserflasche an Rudis Platz. Auf seine schon relativ scharfe Frage, wo denn die Flasche wäre, durfte eigentlich nur schleunigst eine Flasche kommen, aber auf keinen Fall eine beschwichtigende Antwort wie: »Steht dann nachher da, Rudi!« Da konnte der gute Rudi echt abgehen wie
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