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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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griechische Mutter voller Sympathie für meinen kleinen blonden Engel (es gibt halt nicht so viele blonde Griechenkinder), dachte aber gar nicht daran, Zeus aus der Patsche zu helfen. Also nahm die bärtige Oma wieder kurzentschlossen das Heft des Handelns in die schwielige Hand und verstaute das schnell stillgelegte Radio kurzerhand in der Familienkühltasche. Da kannte sie aber den teutonischen Starrsinn meines Sohnes nicht, er krabbelte sofort wieder rüber auf die Decke, machte die Tasche auf und kippte ohne zu zögern den kompletten Inhalt auf die Decke. Schnappte sich schwuuppdiwupp das Radio, floh auf unser Handtuch zurück und sah Papa Zeus unbeeindruckt und triumphierend beim Schmollen zu! Die Frau beteuerte per Handzeichen immer wieder, dass das alles kein Problem wäre, aber ich wollte nicht weiter stören und versuchte zu vermitteln, dass ich sowieso dringend weg müsste, weil mir das mittlerweile doch sehr peinlich war. Außerdem hatte ich auch ein bisschen Schiss vor der Oma.
    Was lernen wir daraus? Der griechische Mann hat offenbar Respekt vor seiner Mutter. Und da die deutsche Touristin Gaby Köster ebenfalls in das gleiche Horn stieß, packte ich also hastig unsere Sachen, und wir zogen eine Badebucht weiter, in der Hoffnung, dass diese dann eine radiofreie Zone war.
     
    Ich war damals schon immer halb verängstigt, begeistert und gleichzeitig auch sehr fasziniert von der Sturheit, die Donald an den Tag legen konnte. Oder von seinem originellen Umgang mit Sprache. Als Kind wurde er natürlich wie alle Kinder oft gefragt: »Wie heißt du?« Und das Kind sagte: »Donald.« Als einer Person, an die ich mich leider nicht mehr namentlich erinnern kann (was mir etwas leid tut, denn ich fand die Frage von ihr sowieso etwas bekloppt) das nicht reichte und fragend nachsetzte: »Und wie wirst du gerufen?«, antwortete mein kluges Kind völlig selbstverständlich: »Donald, komm mal bitte!«
    Es ist mir natürlich klar, dass der liebe Donald viel von meinen verrückten Genen abbekommen hat! Ich war als Kind auch berüchtigt für meine verbalen Ausrutscher. Als ich ungefähr sechs Jahre alt war, bin ich irgendwann mal voller Wut zu meiner Mutter in die Küche gestampft und habe lauthals gefordert: »Ich möchte jetzt endlich mal wissen, wer meine richtigen Eltern sind!« Da keiner meiner Eltern blonde Haare hatte, war in mir der furchtbare Verdacht aufgekeimt, man hätte mich adoptiert. Meiner Ansicht nach konnte es da nicht mit rechten Dingen zugehen. Meine arme Mutter ist fast in Ohnmacht gefallen und hat diesen Spruch bis heute nicht vergessen. Was wiederum auch nicht so schlecht ist, weil wir ihn somit zum Besten geben können. Mein Donald bringt zu meiner Begeisterung auch oftmals solche Megaklöpse.
    An einem sehr heißen Sommertag, als das liebe Kind von mir schon circa sechs Eis spendiert bekommen hatte, gelüstete es dem Schleckmonster noch nach einem siebten Eis, und als ich ihm diesen Wunsch zu seinem Entsetzen unnötigerweise verweigerte, warf er sich auf den Fußboden im Supermarkt und brüllte mit voller Verzweiflung: »Ich hatte noch niemals ein Eis in mein ganzes Leben!« Toll. Die gleiche Nummer mit dem exakt selben Satz – nur das Wort »Eis« wurde gegen das schöne Wort »Spielzeug« ausgetauscht – brachte er dann im Spielzeugladen. Wenn das nicht clever ist, dann weiß ich es aber mal auch gar nicht, Freunde des gepflegten Wutanfalls! Aber eigentlich waren Supermärkte sein bevorzugtes Terrain für spontane Unmutsäußerungen. Noch ein kleines Beispiel? Noch weniger begeistert war ich auf jeden Fall auch von Kommentaren wie diesem – in einem Supermarkt stand ich mit meinem drei Jahre alten Kind in der Schlange und vernahm voll peinlichem Entsetzen den leicht bewundernd und gleichzeitig faszinierten, angeekelten Ausruf meines Sohnes: »Iiiiih, Mama, guck mal die hässliche, alte Dame hat ganz lange Titten!« Das war einer dieser Momente, wo ich wirklich auch selber sprachlos war, was nicht allzu häufig vorkommt. Gott sei Dank war ich zu dieser Zeit noch nicht ganz so prominent wie zu »Ritas Welt«-Zeiten.
     
    Das waren harte Zeiten für meinen Sohn, und er bekam manchmal auf unliebsame Art zu spüren, was es heißt, wenn viele wildfremde Menschen Mutti aus dem Fernsehen kennen. Als Donald eingeschult wurde, wünschte er sich von mir, dass ich ein weißes Hemd und eine ganz normale Jeans anziehe. Er wollte auf jeden Fall, dass ich wie eine ganz »normale« Mutter aussehe, was ich

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