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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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cetera, et cetera! Er wollte »abgehört« werden und fragte am Abend vorher, wann er denn morgens in die »Maske« müsste – für Schminke, Perücke und Schnäuzer! Perfekt verkleidet und geschminkt verschwand mein Kind also in den Kindergarten, wo eine große Karnevalsveranstaltung stattfinden sollte. Und dann passierte das große Unglück: Die anderen Kinder dachten, er sei ein oller Opa und fanden seine Verkleidung doof und blöd. Ich glaube, sie haben ihn sogar richtig aufgezogen mit seinem Opa-Look! Donald war fix und fertig, er weinte stundenlang und war nicht mehr zu beruhigen, aber durch gar nichts! »Die anderen Jungs sind Cowboy und Polizisten und Soldaten und alle viel zu doof und die Weiber bloß alle Prinzessin«, heulte er entsetzt und schluchzte wie ein Schlosshund! Es brach mir fast das Herz, den kleinen Schatzek so weinen zu sehen. Ich versuchte ihm zu erklären, dass es nicht immer einfach ist, wenn man anders sein will als die anderen! Aber so traurig er auch war: Polizist und Cowboy kamen für meinen Sohn nicht in Frage.
    Als ich Jahre später in Hamburg den »Bullenbraut«-Krimi drehte, wollte er unbedingt Ägypter werden – aber nicht mit Blau und Gold, sondern ein »Arbeiterägypter«! Schön und gut, aber wie sieht denn bitteschön ein ganz normaler Arbeiterägypter aus?
    Er fragte mich natürlich auch, wie denn so die Menschen in Hamburg verkleidet wären. Als ich ihm recht lakonisch erklärte, dass ich in der ganzen Zeit nur eine schwarz gekleidete Frau mit einer roten Pappnase gesehen hatte, fragte Donald mich völlig fassungslos: »In welchem Land bist du denn da? Das kann ich nicht glauben!« Aber ich habe nun mal keinen verkleideten Menschen in Hamburg gesehen, und das Kind war darüber einfach nur entsetzt. Er machte sich daraufhin an die Aufgabe, seinen Arbeiterägypter in die Praxis umzusetzen: ein Gewand aus einfachem Baumwollnessel und schön braun, dazu alte Latschen! Aaaaha! Aber Leute, wie das Kind darauf kommt, ein Arbeiterägypter zu werden, das will mir bis heute einfach nicht in den Schädel. Das war aber auch schon vor dem Schlaganfall so, nur dass das klar ist! Und ein Ende der obskuren Verkleidungen ist auch nicht in Sicht: Inzwischen war er auch noch Paris Hilton, dafür musste natürlich ein Stoff-Tinkerbell in eine kleine Handtasche genäht werden und ein pinkfarbenes Handy musste her! Als ich im Krankenhaus war, brachen im wahrsten Sinne alle Dämme, denn er ging als Cindy aus Marzahn im umgeschnallten, geliehenen Fatsuit! Letztes Jahr war er dann vergleichsweise harmlos eine Wahrsagerin mit Plexiglaskugel. Mannomann! Ich bin sehr gespannt, ob ich neugierig bin, was da noch so alles auf uns zukommt! Die Wildecker Herzbuben? Bernd, das Brot?
     
    Donalds Verhältnis zu anderen Kindern war jedenfalls im Gegensatz zu seinen Verkleidungen sehr unkompliziert: mit anderen Kindern kam er immer gut aus, auch in anderen Ländern. Als Donald ungefähr zwei Jahre alt war, verbrachten wir einen Urlaub auf Gomera. Dort lernte er ein etwa gleichaltriges Mulattenmädchen namens Zita kennen (lieber Till, sie hieß wirklich so, das ist wieder mal ein »Zufall« in unserer Freundschaft, was?) Die beiden freundeten sich ruckizucki an, und Zita besuchte uns von da an häufig in unserem Ferienhaus. Es war ziemlich heiß, und die Sonne briet in bester »Sengemann & Söhne«-Tradition selbst die härtesten Steine al dente, also holten wir eine Art Plastikwanne aus dem Schuppen raus und ließen die Kinder vergnügt darin baden, bis ihnen Schwimmhäute wuchsen. Hinterher fragte ich Donald interessiert, ob ihm denn an der kleinen Zita nichts aufgefallen sei? Daraufhin schaute mich der kleine Kerl nur fragend an und sagte: »Die war ein bisschen schmutzig, aber sehr lieb«! Die Kleine hatte zwei Mamas, sie lebte bei einem Lesbenpärchen, bestehend aus einer hellen und einer dunklen Frau. Die war aber nicht, wie man vermuten könnte, die leibliche Mama, nein – die helle war Zitas Mutter. Sie hatte wohl mal als Entwicklungshelferin in Afrika gearbeitet und hat sich ein schnuckeliges Projektandenken mit nach Hause gebracht!
    Die andere kleine Zita, die Tochter von meinem Freund Till, mochte Donald auch immer wahnsinnig gerne, weil er sich wirklich Zeit nahm und eine Engelsgeduld aufbrachte, um mit dem damals zweieinhalbjährigen Wirbelwind zu spielen. Sie taufte ihn damals Döner-alt, darüber amüsieren wir uns heute noch wie Bolle! Entschuldigen Sie den kleinen Einschub, aber das fiel

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