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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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irgendwie auch verstanden habe. Keine bunte, auffällige Promi-Mama sollte ich sein, sondern unauffällig normal wie die Mamas seiner Mitschüler. Kinderlogik, die in unserem Beruf weit verbreitet ist. Also bin ich seinem Wunsch nachgekommen und habe mich wie eine normale, bürgerliche Mutti verkleidet und vor der Schule auf meinen stolzen Sohn gewartet. Als er nach der Einführungsstunde wieder vor mir stand, fragte ich ihn natürlich – wie sich das für eine gute Mutti gehört –, wie es ihm denn gefallen habe. Mit völligem Ernst guckte mich mein Sohn an und antwortete staubtrocken: »Ganz gut. Aber morgen geh ich mal nicht hin. Vielleicht übermorgen wieder.« »Übermorgen« machte sich dann auch mein voller Promifaktor mit seinen bizarren Nebenwirkungen für Donald bemerkbar. Obwohl er sich nie beschwert hatte, erzählte er mir erst neulich diese kleine, große Geschichte: Ich hatte ihn zur Schule gebracht, und er sprang aus dem Auto und lief auf den Eingang zu. Als er wieder umdrehen wollte, weil er mich noch mal herzen und verabschieden wollte, war ich schon von einem Dutzend Fans umlagert, und es gab für ihn kein Durchkommen mehr.
    »Da war ich damals sehr traurig drüber«, sagte er, und als er es mir erzählte, versuchte er es distanziert rüberzubringen, aber ich konnte in seinen Augen sehen und am Klang der Stimme hören, dass es ihn sehr verletzt haben musste.
    Aber je älter er wurde, desto besser wurden seine Tricks, um unsere Privatsphäre ab und an zu schützen. Zum Beispiel im Urlaub hat Donald sich gerne mit mir auf Sächsisch unterhalten. Das haben wir oft und gerne auf dem Hippiemarkt auf Ibiza gemacht, damit wir einfach in Ruhe und unbehelligt die Stände durchstöbern konnten. Denn gerade im Urlaub und mit einer Kamera bewaffnet verlieren viele Fans manchmal ihre letzten Hemmungen und schrauben sich die dicksten Dinger raus. Ich werde nie vergessen, wie wir am Strand lagen – ich mit Sonnenbrille auf dem Kopf und die Kopfhörer eingestöpselt. Und wie ich da so nichtsahnend in der Sonne döste, näherte sich mir ein deutscher Bewunderer meiner Kunst, nahm mir den Hörer vom Kopf und blökte mir völlig erstaunt ins linke Ohr: »Haaaalllo, machen Sie Ferien hier?« Ich antwortete nicht ganz wahrheitsgemäß: »Nein, ich mache hier gerade die Kanalisation neu! Was haben Sie denn gedacht, wonach das hier aussieht?« Im selben Urlaub verfolgte mich ein deutscher Tourist sogar mit seiner Videokamera bis vor die Tür der Damentoilette des Restaurants. Auch er bewies überraschenderweise viele, offensichtlich jedoch leider stillgelegte oder nicht brauchbare Intelligenzreserven mit der Lieblingsfrage aller Promi-Urlaubs-Entdecker: »Was machen Sie denn hier?« Ich sagte: »Sie werden es nicht glauben, aber ich habe gerade auf der Toilette Madonnas neue CD eingesungen! Und wenn Sie noch ein bisschen Zeit und Geduld haben, dann kann ich die Kloszene ja für Sie noch mal nachstellen!« Das Einzige, was meinem großen Fan dazu einfiel, war: »Machen Sie Urlaub?« Ich schickte ihm ein letztes »Menschen wie ich machen keinen Urlaub« über die Schulter und ließ ihn einfach mit seiner Kamera da stehen.
    Leute, meine Familie hat was mitgemacht manchmal, aber wir haben es meistens mit Humor genommen und sind locker geblieben. Selbst Heiko, der sächsische Tourist mit dem großen, grünen Gummikrokodil auf dem Arm, konnte uns nicht wirklich erschüttern mit seiner im reinsten Dialekt vorgetragenen Bitte, ob er nicht mal von mir ein Video machen könnte.
    Ich habe meinem kleinen Sohn immer versucht zu erklären, was das alles auf sich hat mit dem Unterschreiben auf Wursttüten, Bierdeckeln, T-Shirts, und dass wir auch dankbar sein sollten, dass wir ein so schönes Leben führen können. Und alles in allem hat sich Donald trotz meines Berufes und seiner Nebenwirkungen ganz normal entwickelt – soweit das bei der erblichen Vorbelastung halt möglich ist! Er hat als Kind immer ganz fasziniert gesagt: »Guck mal, da sind wieder die Gaffer!« Und oft genug hatte ich auch den Eindruck, dass er das gut fand, dass die Leute
mich
so gut finden. Kinder sind ja sowieso gerne stolz auf ihre Eltern.
    Wie gesagt: Ich habe ihm immer versucht, mit auf dem Weg zu geben, dass wir dafür dankbar sein sollten, dass mich die Menschen mögen. Aber ich habe ihm auch immer versucht zu vermitteln, dass sich das auch jederzeit ändern kann und man sich deswegen nicht allzu viel darauf einbilden sollte. Wichtig ist doch, dass

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