Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
viele Mentholzigaretten pro Tag, dass bald alle Mentholvorkommen der Erde aufgebraucht sein müssten und es bald deswegen nur noch künstliche Pfefferminzbonbons gibt! Und Schmidt ist trotzdem asbach-uralt! Und Jopi Heesters? Genau, auch geschenkt! Hat mit 100 das Rauchen aufgegeben, der Schelm! Jimi Hendrix ist mit 27 Jahren nicht an Drogen gestorben, sondern weil er beim Kotzen auf dem Rücken gepennt hat! Und jetzt noch mein Lieblingsspruch in diesem Kontext: Der Marlboro-Mann ist nicht an Lungenkrebs gestorben. Der hatte ’ne Pferdeallergie!
Machen wir uns nix vor, es ist doch so mit dem »Youth-Zitat«: Der vermeintlich endlich reife und gebildete Geist will nicht wie Streuobst auf der Wiese liegen mit Wurmstich und faulen Druckstellen, sondern lieber wie früher knackig, fest und leuchtend am Baum hängen! Ältere Intelligenzbestien im Jugendwahn mit der Vorstellung, dem unvermeidbaren Übel des körperlichen Alterns davonlaufen zu können! Jawollski, Freunde der tanzbaren Volksmusik, da heißt es tapfer wie Carmen durch den Nebel waten und sich schon mal unbedingt hinter die getackerten (ich war jung …) Ohrlöcher einen Zettel stecken: »Älterwerden ist nicht für Feiglinge!« Da ist mir mal wieder der gute, alte Bob Dylan lieber, der sagt einfach nur: »But I was so much older then, I’m younger than that now.« Genau! Ich habe auch mit 20 Jahren geglaubt, ich wäre sooooo schlau und sooo erwachsen und würde es naturellement besser machen als diese komischen Erwachsenen. Geschenkt. Die Erkenntnis, dass es leider nicht immer so klug war, was man verzapft hat, und die Tatsache, dass das Altkluge größtenteils durch einen frischen, jugendlich offenen Geist (naja, in vielen Dingen jedenfalls!) ersetzt wurde, ist mir oft Trost genug!
Ich denke oft – gerade besonders durch den Schlaganfall –, dass es ungemein wichtig ist, dass wir unsere Erinnerung behalten und niemals vergessen. Wir müssen sie pflegen, denn wir können sie ja nicht noch einmal erleben. Was weg ist, ist weg. Und glauben Sie mir: Wie oft habe ich wegen dieses Buches hier gesessen und mich gefragt: Wie war das denn noch mal? Und wie oft habe ich mich dabei erwischt, dass tief in mir drin eine Erinnerung ist an Dinge, die ich nicht mehr wissen will. Oder ich denke mir, dass ich das unmöglich schreiben kann, weil es mich und andere Personen zu sehr verletzen würde. Erstaunlich ist, dass ich dann viel später manche dieser Gedächtnisbomben doch gehoben und in diesem Buch verarbeitet habe, weil ich begriffen habe, dass das Schreckliche oft seinen Schrecken verliert, wenn man es sich genauer anguckt. Oder aufschreibt. Quasimodo ist hässlich, aber nach einer Viertelstunde sieht er schon fast so aus wie Onkel Heinz … nur, dass der nicht so schöne Zähne hat.
Sehen Sie? Immer ran an den »Feind«. An den Schweinehund, den inneren! Graben Sie mal in alten Schlachten, die Sie geschlagen haben! Aber immer schön vorsichtig!
Denn es gibt natürlich auch immer wieder diese Punkte im Leben, an denen man ahnt: »Wieso, weshalb, warum?«, aber die Seele sagt: »Schön, liebe Gaby. Du meinst also, du könntest das alles … Du hast deine Ängste halbwegs im Griff, du schwingst hier dicke Reden, Marke ›Hallihallo, ich bin trotz allem froh‹ … dann werde ich, dein innerer Schweinehund, mal ein paar neue Fässer aufmachen. Mal gucken, ob du dann immer noch so gut drauf bist.«
Wie ich das denn schon wieder meine? Ganz einfach. Ich bin ja auch oft rausgegangen, trotz Rollstuhl … habe mir viele Konzerte von Künstlern angeschaut, die ich lustig finde und auch persönlich mag. Zum Beispiel Willy Astor, Mike Krüger, Atze Schröder. Beim Atze-Konzert in Köln hat es mich dann erwischt. Ich meine: so richtig erwischt! Ich fühlte schon während Atzes Auftritt, dass ich ein bisschen traurig und wehmütig wurde. Die Atmosphäre, das Lachen, die vertrauten Gesichter meiner Agentur um mich herum … und dann kam dieser beschissene eine Satz, der mich so dermaßen abgeholt hat, dass ich mich so zusammennehmen musste, um nicht sofort loszuheulen. Das Drama entwickelte sich so: Es gibt diese Stelle in Atzes Programm »Revolution«, da sagt der Meister der Pointenkanone, er werde sehr häufig gefragt, warum er das hier eigentlich alles macht. Dann fingen zehntausend Menschen in der Köln-Arena an heftigst zu klatschen … Der Schelm mit der Lockenpracht auf dem Schädel grinste breit und sagte schlicht und einfach: »Ah! Jetzt weiß ich es
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