Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
auf Ibiza. Gaby hatte uns in ihre uralte Finca eingeladen, damit wir in Ruhe ein paar Nummern für mein Soloprogramm schreiben konnten. Das waren unglaublich schöne und lustige Tage, die ich nie vergessen werde. Wir haben nur gelacht, gegessen und bis tief in die warmen Nächte über Gott und die Welt gesprochen. Magisch.
Gaby erinnert sich immer wieder gerne an den einen Abend, als ich unten am Tor in der tiefroten Abendsonne mit Claudia telefoniert habe. »Da sah der Till mit seinem nackten Oberkörper in der untergehenden Sonne aus wie ein alter Silberrücken (sie spielt damit auf meine leichte Körperbehaarung an)!« Doch das Wichtigste an diesem Telefonat war, dass Claudia mir damals im August 2004 mitgeteilt hat, dass sie wahrscheinlich schwanger sei! Das habe ich natürlich Gaby beim Abendessen zugeflüstert, und wir haben uns so sehr gefreut.
Als meine Tochter Zita dann im Mai 2005 zur Welt kam, riefen mich Gaby, Töne und Jonas genau in dem Augenblick an, als ich nachts völlig übermüdet, aufgewühlt und glücklich nach der Geburt nach Hause fuhr. Allerdings war ich auch sehr besorgt, weil es nach unendlich langer Qual für Claudia einen ziemlich schnellen Kaiserschnitt gegeben hatte und die kleine Zita dann auch erst mal zur Überwachung in einen Brutkasten musste. Also schlief meine arme Frau narkosetrunken und nicht ansprechbar in ihrem Krankenbett, und das Kind war auch nicht wirklich »greifbar« für mich. Und obwohl mir alle Ärzte versicherten, dass in ein paar Stunden alles problemlos vorbei wäre, ging ich doch sehr emotional, mit sehr gemixten Gefühlen nach Hause, als das Handy klingelte. Erst waren die Jungs dran, fröhlich und gut gelaunt. Dann bekam Gaby den Hörer in die Hand und fragte mich mit sehr sanfter und einfühlsamer Stimme, wie es mir gehen würde und was denn mit Claudi und dem Kind wäre. Und während ich also verwirrtes Zeug stammelte, hatte sie mit ihrer großen Einfühlsamkeit, ihren hochsensiblen Antennen und ihrem mütterlichen Instinkt sofort gemerkt, dass ich wirklich am Limit war und redete beruhigend auf mich ein. Sie sprach mich in ihre Arme und lockte mir die Angst- und Stresstränen aus der Seele. Nachdem ich mit ihr gesprochen hatte, war ich ruhig und gefestigt und schlief zu Hause befreit ein.
Dieses Gespräch am Telefon werde ich nie vergessen. Und wieder kann ich nur sagen: was für eine liebe, tolle Frau. Wenn ich damals geahnt hätte, dass ich ein weiteres Telefongespräch über Gaby und eines mit Gaby auch nie vergessen würde, dann hätte ich … Aber was hätte ich schon verhindern können? Und wie sagte schon meine Oma immer: »Hättste, wennste, wäre …!«
Das Jahr 2005 hatte für mich seinen Höhepunkt, als ich im Dezember meinen vierzigsten Geburtstag feierte. Wir mieteten einen kleinen Club mit einem wunderschönen Saal und ließen es krachen. Das Büfett war sensationell, ich spielte mit meiner Band und vielen Musikerfreunden und war überglücklich. Der einzige Wermutstropfen war für mich, dass Töne, Jonas, Gaby und Atze nicht kommen konnten, weil sie alle »auf Tour« waren oder »Promoauftritte« hatten. Nur Jonas und Töne wollten später noch vorbeikommen.
Sie kamen dann auch um 21.00 Uhr und hatten noch ein paar Überraschungsgäste im Gepäck … Frau Köster, Donald und Atze! Die Überraschung war natürlich perfekt gelungen, und ich wusste mal wieder, warum ich Gaby und meine Jungs so liebte! Deswegen war es für Claudi und mich auch klar, dass wir sie in den Weihnachtsferien auf Ibiza besuchen wollten. Was sowieso eigentlich kein großer Akt war, da Claudias Mutter in der Nähe der spanischen Hafenstadt Denia wohnt, was natürlich bedeutete, dass wir einfach mit der Schnellfähre rüberschippern konnten. Gesagt, getan.
Zita blieb bei Oma, und wir gingen an Bord und stiegen zweieinhalb Stunden später in Ibiza-Stadt an Land. Das war wie ICE fahren. Gaby ließ es sich natürlich nicht nehmen, uns selber um 22.30 Uhr abzuholen. In der Finca stand das Essen schon auf dem Tisch, und wir lachten und redeten bis tief in die Nacht. Herrlich.
Der nächste Tag begann mit Frühstück und Wandern am Meer bei Sonne und strahlend blauem Himmel. So hätte es endlos weitergehen können, aber leider mussten wir abends wieder nach Denia zurück, da Claudias Mutter sich schließlich auch noch um ihre Kinder kümmern musste. Also bestiegen wir bei recht stark aufkommendem Seegang eine mittelgroße Fähre, und das Desaster nahm seinen Lauf. Im
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