Ein schöner Ort zu sterben
versprechen.«
»Der Commissioner wird sich wohl kaum sprechen lassen«, belehrte ihn Emmanuel. »Gestern Nacht hat ein Mitglied der Kommunistischen Partei den Mord an Captain Pretorius gestanden. Die Jungs von der Security Branch haben ein unterschriebenes Geständnis. Mit denen legt sich keiner mehr an.«
Winston sah aus, als sei ihm speiübel. »Verdammter Mist.«
»Ich nehme das als Ausdruck Ihres ehrlichen Bedauerns für das, was Sie getan haben«, bemerkte Emmanuel und bedeutete Winston, das Büro zu verlassen. »Leider kommt Ihre Reue für den armen Kerl zu spät, aus dem man mit den Fäusten ein Geständnis herausgeprügelt hat. Und für Davida kommt sie auch zu spät. Zwei andere Menschen werden also den Kopf für Sie hinhalten, aber daran sind Sie ja gewöhnt, nicht wahr, Winston? Dass andere die Zeche zahlen.«
»Von Davida wollen diese Leute doch gar nichts«, begehrte Winston auf. »Warum sollten Sie sie denn festhalten?«
»Sie ist ein Tauschobjekt«, erklärte Emmanuel. »Sie wollen sie gegen ein Beweismittel eintauschen, das ihre Version des Verbrechens torpedieren könnte.«
»Ich sage es ihnen …« Winstons Gesicht war aschfahl. »Ich gestehe alles, wenn Sie Davida nur freilassen. Sogar schriftlich.«
»Wartet«, meldete sich King von der Tür. »Ich zahle diesen Leuten einen anständigen Preis dafür, dass sie verschwinden. Wie viel, glauben Sie, muss man denen in die Hand drücken?«
»Es mag Ihnen schwer fallen, das zu verstehen«, antwortete Emmanuel und ließ sich in den Bürostuhl fallen, »aber hier geht es nicht ums Geld. Diese Männer glauben, dass sie die Zukunft Südafrikas sichern. Ihr Bakschisch bedeutet denen gar nichts. Nicht, wenn sie einem Kommunisten den Prozess machen können.«
»Jeder ist bestechlich«, konstatierte King voller Überzeugung.
»Na schön.« Emmanuel nahm den Hörer ab. »Dann gehen Sie und Winston doch dort rein und bieten Ihnen ein Schmiergeld an. Mal sehen, was passiert.«
Die beiden Kings starrten ihn misstrauisch an. Sie sahen zu, wie ihm das Blut vom Kinn auf den geschundenen Oberkörper tropfte.
»Können Sie etwas für Davida aushandeln?« Winston wurde rot angesichts seiner eigenen Feigheit.
»Ich versuche es«, antworte Emmanuel, nahm den Hörer ans Ohr und wählte die Nummer von Major van Niekerk. »Und jetzt raus hier. Alle beide.«
Emmanuel schob einen Flügel des Fensters auf und lehnte sich heraus, um einmal tief durchzuatmen. Die Sonne stand über dem Horizont, ihr goldenes Licht schien auf den sich dahinschlängelnden Fluss und die flachen Hügel. Es würde wieder ein schöner Tag werden, mit Wildblumen und neugeborenen Springböcken. Hinter ihm öffnete sich die Bürotür, doch er drehte sich nicht um. Er hatte im Moment weder das Herz noch die Courage, jemandem in die Augen zu sehen.
»Er gibt die Beweise nicht für mein Mädchen her, richtig?«, fragte Mrs. Ellis.
»Nein«, antwortete Emmanuel. »Macht er nicht.«
Van Niekerk war so unverblümt gewesen, dass es schon an eine Beleidigung gegrenzt hatte. Von diesem Handel hatte er nichts. Warum sollte er denn ein erstklassiges Erpressungsinstrument gegen ein verängstigtes Mädchen austauschen? Über ein Hausmädchen und eine Köchin verfügte er bereits. Für noch eine Nicht-Weiße hatte er keine Verwendung.
»Sie werden sie schon nicht umbringen«, war das grausame Fazit des Majors gewesen. »Ich habe mir die Fotos angeschaut. Alles, was diese Männer ihr antun könnten, kennt sie doch sowieso schon. Meine Güte, klinken Sie sich da aus und verschwinden Sie einfach.«
Bei van Niekerk konnte Emmanuel sich das nur zu gut vorstellen. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, konnte er einfach gehen und einen hilflosen Menschen im Stich lassen. Das war seine Stärke, und die würde ihn bis ganz nach oben tragen.
»Was kann ich tun?« Wie so viele Gewaltopfer blieb auch die Haushälterin selbst in ihrer Machtlosigkeit noch demütig. »Was muss ich tun, um meinem Mädchen zu helfen?«
Emmanuel hörte das Klirren von Besteck. Es roch nach frisch gebrühtem Kaffee. Er sah auf die Uhr. Halb sieben. Ihm blieben noch drei Minuten, um zu einer Entscheidung zu kommen. Sollte er van Niekerks Rat beherzigen und weiter auf der Pyramide des Bösen aufsteigen? Oder hier bleiben und im Kampf um die gerechte Sache untergehen?
Er wandte sich zu Mrs. Ellis um. Sie hatte ihm einen Becher Kaffee und ein in Dreiecke geschnittenes Schinkensandwich mitgebracht. Das reichte, um einen Funken zu
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