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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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gemischtrassiger Ladenbesitzer war. Ein halber Malaie, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Quatsch«, sagte Dickie. »In dem ist doch kein Tropfen malaiisches Blut. Schau ihn dir doch mal an! Der ist so weiß, weißer geht’s nicht!«
    »Das hat ja den Skandal erst ausgelöst.« Ganz in Erinnerungen versunken, zündete Piet sich noch eine Zigarette an. »Das halbe Land dachte, die Version des Vaters sei nichts als eine Lüge, und die andere Hälfte hielt die Mutter für eine Hure. Noch während des Verfahrens hat die Seite des Vaters die beiden zur Adoption freigegeben. Eine Afrikaander-Familie, die nicht wollte, dass man Cooper und seine Schwester in ein Waisenhaus für Farbige steckte, hat die beiden dann aufgenommen. Bis zum Ende Ihrer Schulzeit haben Sie in einem anständigen Afrikaander-Haushalt gelebt, nicht wahr, Sergeant? Wahrscheinlich haben Sie sogar mit all den anderen Voortrekker-Scouts bei der Grote Trek-Gedenkfeier ihre Fackel ins Feuer geworfen.«
    Emmanuel nickte. Langsam kehrte Gefühl in seine Zunge zurück. Er würde in den nächsten paar Minuten eine ganze Reihe von Brücken hinter sich abreißen, aber die Konsequenzen scherten ihn nicht, solange Davida unversehrt hier herauskam und er mit ihr gehen konnte. Piet kniff die Augen zusammen und warf die Geheimakte auf den Boden.
    »Mag sein, dass Ihre Mutter einen Malaien gevögelt hat«, entschied er, »aber in Ihnen selbst ist auch nicht ein Tropfen braunes Blut.«
    »Beweisen Sie es«, entgegnete Emmanuel.
    Es entstand eine Pause, während Lapping das Problem von allen Seiten bedachte.
    »Interessant«, sagte er schließlich. »Wenn Sie ein Halbblut sind, können wir Sie nach dem Unsittlichkeitsgesetz nicht belangen. Das heißt aber noch lange nicht, dass Ihr Leben nicht doch vor die Hunde geht. Ich werde Ihrer Behauptung nachgehen und Ihre rassische Neueinstufung beantragen.«
    »Nur zu«, ermunterte ihn Emmanuel.
    »Dann verlieren Sie Ihren Posten«, meldete sich Paul Pretorius. »Sie verlieren Ihr Heim und Ihre Freunde. Alles.«
    »Das verliert er auch, wenn er wegen Unsittlichkeit belangt wird.« Lieutenant Lapping umkreiste Davida und dachte dabei laut weiter. »Aber so bewahrt er sich selbst und das Mädchen wenigstens vor einem Gerichtsverfahren und wäscht sie beide von aller Schuld rein. Sie haben kein Gesetz gebrochen. Gar nicht dumm.«
    »Er versucht doch nur, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.« Dickie war wütend. »Er spielt nicht sauber. Sieh ihn dir doch mal an! Das ist ein Weißer.«
    »Das glaube ich auch«, entgegnete Piet ruhig. »Aber wir haben keine Möglichkeit, das zu beweisen, weshalb der Sergeant ja auch beschlossen hat, uns das Dossier zu übergeben. Indem er behauptet, kein Weißer zu sein, ist er fein raus. Er kriegt kein Gefängnis und kann so viele schwarze Muschis rammeln, wie er nur will. Richtig, Detective Sergeant?«
    Emmanuel zuckte die Achseln. Sein Leben ging gerade den Bach runter, und Piet hatte nichts Besseres zu tun, als sich vorzustellen, wie er sich in irgendeiner Kaschemme voller schwarzer Frauen vergnügte. Eigentlich war das nicht weiter überraschend. Schwarze und Farbige hatten mehr Vergnügen am Leben – dachten jedenfalls die Weißen. Er würde seine Arbeit, seine Schwester und sein Leben vermissen.
    »Er kommt so einfach davon?« Paul Pretorius konnte es nicht fassen. »Die rassische Neueinstufung reicht nicht als Strafe für Louis.«
    Piet drückte mit dem Schuh seine Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an, so als sei es der Sauerstoff und nicht das Nikotin, der sein Blut vergiftete. Er nahm einen tiefen Zug, bis die Zigarettenspitze rot glühte.
    »Sergeant Cooper vergisst, dass Nicht-Weiße vom Gesetz nur wenig Schutz erfahren.« Der Lieutenant reichte die Zigarette an Paul weiter. »Jetzt sind wir leider gezwungen, die Strafe für das, was Louis widerfahren ist, sofort zu vollziehen. Und zwar die extremste körperliche Bestrafung.«
    Verdammt, dachte Emmanuel. Gab es denn vor Piet Lappings nicht enden wollenden Brutalitäten überhaupt kein Entrinnen? Da sah er, wie der Geheimpolizist vor der Tür herumfuhr und die Hand an die Waffe legte.
    »Was ist los?«, brüllte er den Flur hinunter.
    »Lieutenant Lapping?« Aus dem Wohnzimmer kam die angsterfüllte Stimme von Mrs. Ellis.
    »Mummy …«, flüsterte Davida, doch da presste ihr Dickie schon die Hand vor den Mund.
    »Ja?« Piet spitzte seine wulstigen Lippen. Der Klang einer weiblichen Stimme versetzte dem Hochgefühl, dass

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