Ein schöner Ort zu sterben
Blick zu und sah, dass sie verstanden hatte. Sie beide würden aus diesem Zimmer marschieren und wegrennen.
»Sie lassen ihn gehen?« Paul Pretorius trat vor und zeigte mit einem anklagenden Finger auf den pockennarbigen Lieutenant. »Sie haben uns versprochen, dass er kriegt, was er verdient.«
Piet griff nach Pauls Finger und drehte ihn, bis er ihn ausgekugelt hatte.
»Wir lassen ihn gehen, weil Ihr Pa seine Hosen nicht anbehalten konnte und dieser aalglatte van Niekerk es beweisen kann.«
»Das ist eine Lüge!« Paul brach vor Schmerzen der Schweiß aus. »Er lügt.«
Piet ließ Pauls ausgerenkten Finger los. »Ich habe auch überlegt, ob er vielleicht lügt, aber irgendwas hat er in den Fingern, dieser van Niekerk. Ich habe es an seiner Stimme gehört: den Spaß, den es ihm machte, Macht über uns zu haben. Über mich.«
Dickie bemühte sich um einen halbwegs brauchbaren Gedanken. »Vielleicht ist er einfach ein guter Lügner«, sagte er.
»Sieh dir mal die Fakten an«, antwortete Piet geduldig. »Van Niekerk kennt meinen gottverdammten Namen und weiß, wo ich stecke, obwohl davon selbst der Colonel keine Ahnung hat. Den Kerl darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich kann es nicht riskieren, davon auszugehen, dass er uns nur etwas vormacht.«
Emmanuel marschierte an den streitenden Geheimpolizisten vorbei und hielt Davida die Hand hin, die schon auf der Stuhlkante hockte und es kaum erwarten konnte wegzukommen.
»Lass uns gehen«, sagte er.
Sie stand auf, nahm seine Hand und umklammerte sie ganz fest. Als Emmanuel sich schon zur Tür wandte, sah er, dass Piet sie mit einem heimtückischen Blick anstarrte. Das war gar nicht gut. Emmanuel ging weiter. Lieber Gott, bitte. Die eingeschlagene Tür war schon so nah. Nur noch ein paar Schritte.
»Wie süß«, knurrte Piet. »Wie Sie die Kleine gerade angesehen haben. Man könnte meinen, Sie haben sie wirklich gern.«
Emmanuel spürte, wie ihm Davidas Hand entglitt, als Piet sie ruckartig zurück ins Zimmer zerrte und seine Arme wie einen Ring um sie legte. Davida wand sich und trat, doch der übelriechende Mann mit dem zerklüfteten Gesicht ließ sie nicht los.
»Tun Sie das nicht!« Emmanuel hörte, wie flehend seine eigene Stimme klang, und versuchte es erneut, diesmal entschlossener. »Lassen Sie sie los, Lieutenant!«
»Die Abmachung«, antwortete Piet, »galt nur für Ihre Freilassung. Das Mädchen behalten wir.«
»Nein!« Davida krümmte sich und versuchte sich aus der Umklammerung zu winden, aber Piets Bullenkraft und seiner Erfahrung, wie man mit aufsässigen Gefangenen umsprang, hatte sie nichts entgegenzusetzen. »Lassen Sie mich los!«
Als wäre sie ein leerer Wäschekorb, hob Piet sie einfach hoch und warf sie zurück aufs Bett. Die Federn quietschten, als er sich blitzartig auf sie schwang und ihre Arme über dem Kopf niederdrückte.
Sofort war Emmanuel bei ihm. Er entlockte seinem lädierten Körper eine letzte Kraftreserve und schlug, so fest er konnte, auf Piets Kopf ein. Keine Reaktion. Sein zweiter Schlag landete schon in der Luft, weil Dickie und Paul sich auf ihn warfen und ihn auf den Sessel schleuderten. Die dunkle Angst aus seinem Traum fraß an ihm und türmte sich immer weiter auf, als er mit ansehen musste, wie sich Davida unter dem Gewicht des Lieutenants aufbäumte.
»Gut …«, sagte Piet, als Davida sich wand und gegen das Innere seiner Schenkel presste. »Ich mag heißblütige Frauen und ein bisschen Rauferei.«
»Sie haben doch, was Sie wollten!«, schrie Emmanuel ihn an. »Das Mädchen ist für Sie von keinerlei Nutzen.«
»Ich will die Fotos. Die Fotos gegen das Mädchen, das ist der Handel.«
»Und wenn van Niekerk sie nicht hergibt?«, fragte Emmanuel. Das war durchaus möglich. »Was dann?«
»Tja …« Piet drückte Davida seinen Daumen in den Mund und presste mit Gewalt ihre Lippen auseinander. »Dann können Sie sich entweder verpissen oder hier bleiben und zusehen, wie ich sie bearbeite. Das liegt ganz bei Ihnen, Sergeant.«
»Nein!« Emmanuel kämpfte gegen die Muskelpakete der Buren an, konnte sich aber nicht befreien. »Tun Sie das nicht!«
»Sie können sich gar nicht vorstellen«, antwortete Piet keuchend, während der Körper unter ihm sich weiter aufbäumte und wand, »wie exquisit meine Arbeit sein kann. Ich werde Seiten an dieser Frau entdecken, die Sie sich gar nicht vorstellen können. Ich werde sie aufbrechen und ihre Seele berühren.«
»Bitte …« Davida krümmte sich von dem
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