Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
Vom Netzwerk:
Zuknöpfen sparte er sich. »Während ich noch meine Flaschen einpackte, kam Captain Pretorius rein, und ich versteckte mich hinter der Theke. Ich wollte nicht, dass er mich sah, weil ich dachte, dann würde er mir die Flaschen abnehmen.«
    »Weiter.« Emmanuel spürte, das Donny immer aufgewühlter wurde.
    »Der Captain ging wieder, und ich blieb da. Ich dachte, ich lasse ihm ein bisschen Vorsprung, damit er sich seine Würmer besorgt und angeln geht. Dann bin ich raus auf den Kaffernpfad. Die Sonne war schon untergegangen, also habe ich mir Zeit genommen. Als ich an die Abzweigung kam, die zum Krankenhaus führt, sah ich hinter einem Baum den Polizeiwagen stehen. Da habe ich mich versteckt und darauf gewartet, dass er wegfährt.« Donny zog sich das Hemd eng um die Brust. »Ich habe nicht spioniert. Nur gewartet, dass er wegfährt, das war alles. Ich schwöre.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich Schritte gehört. Als ich aufsehe, steht er direkt vor mir und richtet seine Taschenlampe auf mich. ›Spionierst du mir etwa nach, Donny P‹, fragt er. Ich sage: ›Nein, Captain, so was würde ich nie machen. Im Leben nicht.‹ Er lachte, und ich habe mir fast in die Hosen gemacht. Er hatte was von …«, Donny kämpfte mit seinem geringen Wortschatz, »… von einem Stein an sich. Hat nicht etwa rumgebrüllt, nichts dergleichen. Ich sage noch: ›Hören Sie, Captain …‹, und baaf!«
    Donny riss den Kopf herum, um den Schlag gegen seinen Kopf vorzuführen. »So eine hat er mir verpasst, und dann prasselten seine Fäuste auf mich ein. Er schlägt mich, bis ich am Boden liege, und zerrt mich an den Haaren. Er sagt mir: ›Das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was du abkriegst, wenn ich dich noch mal beim Nachspionieren erwische.‹ Ich habe ja gar nicht spioniert, aber trotzdem sagte ich nur: ›Ja, Captain.‹ Er reißt mich hoch und klopft mir ein bisschen Staub vom Hemd, so als wäre ich ganz von selbst hingeflogen. Dann hebt er meine Flaschen auf und gibt sie mir. ›Vergiss die nicht, die kannst du heute Abend brauchen‹, sagt er mir. ›Danke, Captain‹, habe ich ihm geantwortet und bin weggehumpelt, so schnell ich konnte.«
    »Um wie viel Uhr waren Sie zu Hause?«
    »Weiß ich nicht«, greinte Donny. »Er hat mich geprügelt wie einen Hund. Alle Knochen taten mir weh. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie lange ich aus der Stadt zurück gebraucht habe.«
    »Besitzen Sie eine Uhr?«
    »Die ist kaputt.«
    »Besitzen Sie ein Gewehr?«
    »Ja, natürlich.« Donny zeigte auf ein Sims hinter dem Spülbecken. Emmanuel stand auf und holte die Waffe. Er zog den Schlagbolzen zurück und war nicht überrascht, als die ganze Mechanik auf den Boden klackerte.
    »Haben Sie noch andere Waffen?«
    »Nein.« Donny zeigte auf die Kleine auf dem Sofa. »Die da ist ziemlich gut mit der Steinschleuder …«
    Emmanuel stellte das Gewehr zurück an seinen Platz und setzte sich wieder in den wackeligen Stuhl. Der Anblick von Donny, der nichts an seinem nackten Leib trug als ein gähnend offenes Hemd, ging ihm auf die Nerven.
    Er legte sich beide Handflächen auf die Augen, Ehe er sich versah, würde Donny wieder von der Liste der Verdächtigen rutschen. Der Mörder war geduldig und umsichtig vorgegangen. Donny Rooke war ein wandelnder Scherbenhaufen. Sein Körper, sein Grips und sein Schuppen – alles war im Eimer. Der Mann wäre imstande gewesen, einen Flachmann neben der Leiche zu hinterlassen, auf dem sein Name und seine Adresse eingraviert waren.
    »Sie waren wütend auf Captain Pretorius, weil er Ihnen eine Tracht Prügel verabreicht hat. Sie wollten es ihm heimzahlen. Sie wollten Rache.« Emmanuel machte stur weiter.
    »Ich wollte so weit weg von ihm, wie ich nur konnte. Etwas war …«, wieder das Ringen mit den Wörtern, »… komisch an ihm. Anders.«
    »Sind Sie ihm gefolgt?«
    »Damit ich mir noch eine Tracht Prügel einhandle? Schönen Dank. Ich bin schnurstracks nach Hause und habe die Tür verrammelt.«
    Emmanuel sah hinüber zum älteren der beiden Mädchen. Sie war ausgekochter als die meisten Gangster, mit denen er es in Jo’burg zu tun hatte. Er hielt sich an ihre jüngere Schwester, ein stilles Persönchen, das unter einer ausgefransten Flickendecke kauerte.
    »Ich bin Detective Cooper«, sprach er sie an. »Wie heißt du?«
    »Marta.« Ihr Stimmchen war kaum vernehmbar.
    »Hat Donny dir erzählt, wie er sich verletzt hat, Marty?«
    »Ja.«
    Die Halbwüchsige kaute auf ihrer Unterlippe, bevor sie weitersprach. »Er

Weitere Kostenlose Bücher