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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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hat gesagt, Captain Pretorius hat die Scheiße aus ihm rausgeprügelt. Hat ihn grün und blau geschlagen, ohne Grund.«
    »Was hat Donny gemacht, als er letzten Mittwoch nach Hause gekommen ist?«
    »Hat sich ins Bett gelegt und geheult. Am Schluss haben wir ihm noch eine zweite Flasche gegeben, damit er einschläft, weil er so viel Krach gemacht hat.«
    »Er ist nicht noch mal weg?«
    »Nein. Er war zu besoffen, um aufzustehen.«
    »Mir tat alles weh«, mischte sich Donny zu seiner Verteidigung ein. »Ich hab immer noch Probleme mit dem Arm, wo er mich geschlagen hat. Gucken Sie mal hier!«
    Emmanuel sah dem Rotschopf zu, wie er versuchte, seinen rechten Arm über die Schulter zu heben. Er hatte keinen Zweifel, dass Donny ordentlich durchgewalkt worden war und dass die kaputten Fingerknöchel an den Händen des Captains eins zu eins auf diese Abreibung passten.
    »Warum haben Sie das alles nicht gestern erzählt? Sie haben doch Ihre Verletzungen und außerdem auch noch Zeugen, die Ihre Geschichte bestätigen können.«
    Donny lachte in leiser Verbitterung auf. »Wer hätte mir denn schon geglaubt, dass er mich grundlos verprügelt hat? Ein ›guter Mensch‹ wie er, der nie in Anwesenheit von Frauen geraucht oder geflucht hat. Immer nett zu jedermann. Und ich, ich bin ein Nichts. Die ganze Stadt hätte mich ausgelacht und mich einen Lügner genannt.«
    »Lügen Sie denn?«
    »Nein. Und wenn Sie Captain Pretorius an diesem Abend gesehen hätten, wüssten Sie Bescheid.« Donny ging auf die Knie und riss sich das Hemd vom Leib, um seine furchtbare Notlage zu unterstreichen. »Ich habe ihn auf dem Kaffernpfad zum letzten Mal gesehen und bin direkt nach Hause gegangen. Und mehr wusste ich nicht, bis einer von den farbigen Jungs Marta erzählt hat, dass er tot ist. So wahr mir Gott helfe.«
    Emmanuel bezweifelte, dass Gott und Donny miteinander Umgang pflegten, aber sein Bauchgefühl hatte sich mittlerweile zu einer annähernden Gewissheit verdichtet: Dieser erbärmliche Kerl, der da vor ihm kniete, war aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der Mörder.
    »Constable Shabalala, was glauben Sie? Sagt unser Freund hier die Wahrheit?«
    Shabalala blickte sehr mitleidvoll auf die nackte Gestalt. »Ich glaube nicht, dass dieser Mann den Captain hätte töten können. Dieser Mann ist nicht stark genug, um sich zu behaupten.«
    »Das stimmt. Sehen Sie mich nur an.« Donny sprang auf und präsentierte seinen hageren Körper. »Sehen Sie? Ich habe ja kaum Muskeln. Nie im Leben war ich mit so einem Kraftprotz wie dem Captain fertiggeworden.«
    »Ziehen Sie sich wieder an, Donny. Das war es nicht, was Shabalala meinte.«
    Emmanuel warf dem schwarzen Polizisten einen raschen Blick zu. Sie verstanden sich. Körperlich war der Mörder nicht sonderlich stark gewesen, das wussten sie beide. Shabalala hatte eine mentale Stärke gemeint, eine innere Härte. Der verschlossene Constable war ihm immer noch ein Rätsel. Nie steuerte er freiwillig irgendwelche Informationen bei, und seine Meinung sagte er nur, wenn man ihn ausdrücklich dazu aufforderte. Emmanuel spürte Shabalalas Widerstand, seine Weigerung, sich in die Sache hineinziehen zu lassen.
    »He, Sie da!« Das ältere Mädchen ärgerte sich, dass man sie links liegen ließ. »Stimmt das, was man über euch Engländer sagt? Dass ihr es gern mit Jüngelchen treibt?«
    »Halt sofort die Klappe, verstanden!« Mit geballten Fäusten sprang Donny auf seine Frau zu, so als wolle er zuschlagen. Sie starrte ihn nur verächtlich an.
    »Setzen Sie sich wieder hin!«, befahl Emmanuel ihm ruhig. Der Schuppen und seine Bewohner gingen ihm allmählich unter die Haut. Er hob ein Baumwollkleid auf, dass achtlos zu Boden geworfen worden war, und reichte es der Älteren Sie stand auf und stellte sich dabei vor ihm zur Schau. Der flache Bauch und die hohen Brüste, das erdbeerfarbene Büschel, das ihre Muschi bedeckte. Am fesselndsten aber war die kecke erotische Einladung, die in ihren glitzernden dunkelbraunen Augen lag.
    Emmanuel sah an dem Mädchen vorbei Shabalala an. »Wir müssen zur Beerdigung.« Auf schamlose junge Dinger reagierte seine Libido nicht.
    »Yebo«, stimmte der schwarze Polizist erleichtert zu. Auch ihm setzte der dreckstarrende Schuppen langsam zu.
    Emmanuel fixierte wieder Donny: »Wenn ich noch einmal hierhin zurückkommen muss, dann kriegen Sie die doppelte Packung von dem, was Captain Pretorius Ihnen verabreicht hat, das schwöre ich Ihnen.«
    »Selbstverständlich, Detective.«

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