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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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nachdem sie sich begrüßt hatten. »Können Sie mir sagen, wer es ist, ohne auf ihn zu zeigen?«
    Anton nickte, er hatte sofort verstanden. Rasch ließ er seine Augen über die Menschenansammlung schweifen. »Unter dem Baum da rechts von Ihnen, er kondoliert gerade der Familie. Der Blonde im Safarianzug.«
    Sofort hatte Emmanuel ihn entdeckt. Der Mann verströmte die unaufgesetzte Lässigkeit, die nur Menschen zueigen war, die auf einem Haufen altem Geld saßen. Der maßgeschneiderte Khakianzug hatte was. Er verlieh dem Mann den ländlichen Charme eines Menschen wie du und ich, ohne dabei seinen gehobenen gesellschaftlichen Status zu mindern.
    »Woher hat er sein Geld?«
    »Zuckerfabriken und neuerdings auch eine Wildfarm.«
    Emmanuel beobachtete, wie Elliot King die Reihe der Familienangehörigen abschritt und dabei Hände schüttelte. Die Frostigkeit der Pretorius-Männer schien sogar die Mittagshitze um ein paar Grad zu senken. Selbst Louis gelang ein verächtlicher Blick.
    »Was ist da los?«, fragte Emmanuel.
    »Captain Pretorius hat King vor etwa einem Jahr die alte Farm seiner Familie verkauft. Jetzt glauben sie, dass King den Captain beim Preis übers Ohr gehauen hat.«
    »Und? Hat er?«
    Anton zuckte die Achseln. »Der Captain hat sich nie über die Summe beschwert, nur seine Söhne.«
    »Und was wurde daraus?«
    »Nur heiße Luft. Dummes Geschwätz von den Brüdern, King sei ein Schwindler. Aber King ist zu mächtig, als dass sie sich mit ihm anlegen könnten. Die Pretorius-Brüder haben es nicht gern, wenn sie nicht ihren Willen bekommen.«
    »Wissen Sie, wie es ist, wenn man mit ihnen überkreuz ist?«
    »Jeder in Jacob’s Rest kann davon ein Lied singen. Ich bin da keine Ausnahme«, erwiderte Anton.
    Emmanuel wollte gerade nach Einzelheiten fragen, als zwei Neuankömmlinge bei der Familie seine Aufmerksamkeit erregten. Die Männer trugen Bürstenhaarschnitte und waren vom Schlag Kommandosoldat. Sie hatten sich in billige Baumwollanzüge gezwängt, die bestenfalls für Aussagen vor Gericht und für Zellenverhöre taugten. Beide kamen ihm vor wie Paradebeispiele im Kapitel Justizwillkür des Polizeihandbuchs. Für die Rolle des verständnisvollen Bullen, der einem Häftling mit Einfühlungsvermögen und Raffinesse ein Geständnis entlockte, kamen beide wohl kaum in Frage. Die Kerle konnten nur von der Security Branch sein.
    »Sind das Freunde von Ihnen?«, fragte Anton.
    Emmanuel sprang vom Kotflügel und half dann Anton herunter. Die Menschenmenge umspülte sie wie ein dunkles Meer, in dem man die Haie bislang nicht sah. Emmanuel atmete einmal tief durch. Zwei Tage. Das reichte, um die Leute für den Einsatz auszusuchen, ihnen ihre Instruktionen zu geben und sie loszuschicken. Die Geheimpolizei hatte also nicht die geringste Absicht, hier nur Zaungast zu sein. »Ein spezielles Interesse« war nur der Blödsinn, dem man van Niekerk aufgetischt hatte, damit er Ruhe hielt, während die anderen ihre Truppen aufmarschieren ließen.
    »Die kenne ich nicht«, antwortete Emmanuel. »Aber ich habe das Gefühl, die beiden werden sich uns allen noch früh genug vorstellen.«
    Anton schluckte. »Muss ich mir Sorgen machen, Detective?«
    »Sind Sie politisch engagiert? Gehören Sie der Kommunistischen Partei oder einer Gewerkschaft an, die gegen die Gesetze der National Party ist?«
    »Nein«, antwortete der Farbige hastig. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass mir das gefällt, was da abläuft, aber ich habe noch nie was dagegen unternommen.«
    »Sind Ihre Ausweispapiere in Ordnung?«
    »Soweit ich weiß.«
    »Dann sorgen Sie dafür, dass das so bleibt«, riet Emmanuel. »Die Geheimpolizei ist hier, um politische Aktivisten ausfindig zu machen. Und wenn die Geheimpolizei etwas sucht, dann findet sie es auch immer.«
    »Habe ich auch schon gehört«, antwortete Anton leise. Wenn die Geheimpolizei so mächtig war, dass sie sogar einem weißen Polizisten Angst machte – was für eine Chance hatte dann ein Farbiger?
    »Sie wissen, wie das Spiel läuft, Anton. Spielen Sie einfach mit.«
    »Sie sind ein komischer Kauz«, entgegnete Anton scherzend. »Was wissen Sie schon davon?«
    »Ich wurde hier geboren. Jeder in Südafrika muss wissen, wo sein Platz ist. Einige sind Bauern, und andere …« Emmanuel unterbrach sich und nickte in Richtung von Elliot King, der gerade zu einem am Straßenrand geparkten Landrover mit Verdeck marschierte, »… einige sind eben Könige. Wir sehen uns später.«
    Anton nickte zum

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