Ein Schöner Ort Zum Sterben
sage, nicht wahr, Liebes? Kommen Sie, entspannen Sie sich einfach. Sie werden sich schon bald viel besser fühlen.« Zitternd und von Groll erfüllt, sank Adeline in ihre Kissen zurück.
Adelines Tochter hatte ihre überstürzte Flucht die Treppe hinunter und in die große Halle fortgesetzt und blieb erst atemlos stehen, als eine Stimme rief:
»Hey, aufgepasst, Kind!«
Katies ohnehin rotes Gesicht wurde noch röter.
»Ich bin kein Kind!«
»Tut mir Leid …«, sagte Maria Lewis trocken. Sie klimperte mit einem Schlüsselbund.
»Ich habe nach dir gesucht, weißt du? Dein Vater hat mich gebeten, dich nach Bamford zu bringen, damit du den Schulbus noch erwischst.« Katie starrte die schlanke Gestalt vor sich mit zunehmendem Groll an.
»Warum kann Daddy mich nicht fahren?«, fragte sie streitlustig.
»Er muss ein paar wichtige Anrufe erledigen. Er hat einen arbeitsreichen Tag vor sich. Was das betrifft, ich auch! Warum schnappst du dir jetzt nicht deine Schulsachen und beeilst dich ein wenig, hm?« Katies Augen funkelten, und sie warf das kastanienbraune Haar herausfordernd in den Nacken. Sehr langsam und deutlich sagte sie:
»Ich mag dich nicht, Maria.« Die persönliche Assistentin ihres Vaters seufzte.
»Wenn du erst ein wenig älter bist, Sweetheart, dann wirst du herausfinden, dass die eine Hälfte dieser Welt die andere hasst. Wir müssen trotzdem irgendwie miteinander zurechtkommen.«
»Ich muss überhaupt nicht mit dir zurechtkommen!« Maria schwieg mit zusammengepressten Lippen. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Du bist eine verzogene Göre, weißt du das? Ich kann es kaum abwarten, dass du für ein Jahr nach Paris gehst. Ich glaube nicht, dass ich es noch viel länger mit dir und diesem Wrack aushalten würde, das sich deine Mutter nennt!«
»Dann verschwinde doch!«, rief Katie herausfordernd.
»Und du hast nicht das geringste Recht, so über meine Mutter zu reden.«
»Es mag dir vielleicht nicht gefallen, und ich schätze, deiner heiligen Mama gefällt es ebenfalls nicht – aber dein Vater braucht mich!« Der Stahl in Marias Stimme brachte Katie zum Schweigen. Maria nutzte ihren momentanen Vorteil aus und fuhr fort:
»Können wir dann jetzt fahren? Auf mich wartet Arbeit, und du musst noch bis zum Sommer in die Schule.« Katie wandte sich um und marschierte hoch erhobenen Hauptes durch die Halle davon. Hinter Maria sagte eine Stimme leise:
»Das war überhaupt nicht nett von Ihnen, Mrs. Lewis. Katie ist ein unglückliches junges Mädchen.« Maria drehte sich um und sah Prue Wilcox oben am Treppenabsatz stehen.
»Denken Sie, ich bin gemein zu ihr? Dort draußen wartet eine ganze Welt, die eines Tages noch viel gemeiner sein wird! Es wird Zeit, dass sie damit umzugehen lernt und einsieht, dass sich nicht alles nur um sie dreht wie hier zu Hause!« Brüsk marschierte sie hinter Katie her zur Haustür. Hinter ihr murmelte Prue:
»Hätte ich Zeit, mir wegen dir Gedanken zu machen, würde ich das tun.« Von oben erklang Adelines Stimme. Prue wandte sich um und stieg wieder die Treppe hinauf.
»Aber ich habe keine …«
Alan Markby, Detective Chief Inspector und Leiter des Bamford Criminal Investigation Department, saß in seinem Wagen und starrte missmutig durch die Windschutzscheibe auf die entlaubte Hecke, die die niedrige Mauer entlang des Polizeiparkplatzes überragte. Fingerkrautbüsche. In jedem Frühling schnitt er persönlich die Hecke mit aller Sorgfalt zurück. Im Lauf der Zeit hatte er ihre Länge verdoppelt, indem er immer wieder Setzlinge herausgeschnitten und entlang der Mauer angepflanzt hatte, bis sich die Hecke fast um den gesamten Platz herum zog. Im Sommer wurde er durch die gelblichen Blüten belohnt, die ihn anzulächeln schienen.
Und wie sah sie jetzt aus! Nur ein paar vereinzelte Blätter bedeckten die wintrig nackten Zweige! Statt Blüten schmückten leere Zigarettenschachteln und Pommes frites-Tüten die schmalen Zwischenräume zwischen den Ästen. Nächtliche Zecher hatten sogar ihre leeren Bierdosen in die Hecke geworfen!
Die kleine Quelle stetigen Ärgers wich noch tieferem Brüten, hervorgerufen durch die letzte entmutigende Unterhaltung mit Markbys neuem direkten Vorgesetzten, Superintendent Norris. Superintendent McVeigh, mit dem Alan stets sehr gut zurechtgekommen war, hatte seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten und saß nun in Bournemouth, wo er das Meer sehen und Mrs. McVeigh in den Wahnsinn treiben konnte.
Norris, McVeighs Nachfolger, war ein
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