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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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merkwürdige Dinge gesehen.«
    »Tatsächlich?« Markby beugte sich vor. Die Bewegung ließ ihn augenblicklich deutlich spüren, dass sein Magen unbehaglich voll war.
    »Aber ich geniere mich ein wenig, darüber zu reden. Bestimmt halten Sie mich für einen Dummkopf, oder vielleicht sagen Sie auch, ich war betrunken! Aber ich war nüchtern! Vielleicht ein wenig angedudelt, aber nicht so sehr, dass ich Dinge sehe, die es in Wirklichkeit nicht gibt!«
    »Erzählen Sie mehr!«, lud Markby ihn ein.
    »Ich glaube, was auch immer Sie gesehen haben, war tatsächlich da.«
    »Also schön. Doch zuerst Ihr Pärchen im Silver Bells. Ich glaube, ich habe das Mädchen gesehen – und den Mann auch. Nicht, dass ich sie als Pärchen im gewöhnlichen Sinne des Wortes beschreiben würde. Sie sind nicht zusammen gekommen, aber sie sind zusammen gegangen.« Markby seufzte und zog das Bild aus der Tasche. Er reichte es Barney.
    »O ja«, sagte Crouch und gab es zurück.
    »Das ist sie. Ich weiß keinen Namen. Sie kommt aus Bamford, bestimmt. Normalerweise war sie immer mit ihren Freundinnen da. Es war immer das gleiche Geschäft.«
    »Geschäft?«
    »O ja«, sagte Crouch einmal mehr.
    »Wer sie wollte, musste für sie zahlen.«
    »Sie war sehr jung«, hörte Markby sich protestierend sagen.
    »Ein Schulmädchen, wahrscheinlich gerade erst vierzehn!«
    »Ich urteile nicht«, entgegnete Crouch.
    »Ich beobachte. Nehmen Sie mein Wort dafür, sie ging auf den Strich!« Er schob seinen Stuhl zurück.
    »Ich kenne ihren Namen nicht, und ich weiß auch sonst nichts über sie. Genauso wenig wie über den Mann. Vielleicht hab ich ihn vorher schon mal gesehen. Ein Einzelgänger. Ein Träumer vielleicht? Irgendein trauriger Fall, so viel steht fest.«
    »Mord ist kein trauriger Fall, Mord ist grausam und brutal!«, sagte Markby scharf.
    »Was sonst haben Sie noch gesehen, Barney?« Auf Crouchs Gesicht breitete sich eine Mischung aus Verlegenheit und Schläue aus.
    »Es war nicht im Pub. Es war auf dem Heimweg. Kommen Sie mit, ich zeig’s Ihnen. Ein kleiner Spaziergang ist gut für die Verdauung.«
    Er führte Markby in Richtung Stadt zurück und bewältigte den Anstieg trotz seines Alters sehr flott. Er musste, schätzte Markby, um die Siebzig sein. Markby hatte nicht bemerkt, wie steil der Anstieg war, doch als sie oben angekommen waren, schmerzten seine Beine, und in seinem Magen schwappten die Nierchen und Würstchen und das Bier. Er war heilfroh über die steife Brise, die den Schweiß von seiner Stirn vertrieb.

    »Hier«, sagte Barney und deutete, wie es schien, ins Nichts.
    »Dort drüben. Wissen Sie, was das ist?« Markby sah hin. Er registrierte flechtenüberwachsene Torpfosten ohne Tor dazwischen, einen schmutzigen Weg voller Blätter und ein Gebäude, das in der dunklen Lücke zwischen den Bäumen schwer auszumachen war. Es sah aus wie eine kleine Kapelle.
    »Das Mausoleum der Devaux«, sagte Barney.
    »Damals ließ man sich mit Stil beisetzen. Nicht auf dem Stadtfriedhof, beim gewöhnlichen Volk. Sie zogen es vor, in der Nähe der Ländereien ihrer Vorfahren zu bleiben, von wo aus sie ein Auge auf ihre Erben werfen konnten. Das kleine Gebäude ist 1778 errichtet worden. Großartige Zeiten, Markby. Niemand machte einem Gentleman einen Vorwurf daraus, wenn er sein Geld ausgab, wie es ihm gefiel. Wäre ich damals auf der Welt gewesen und hätte das nötige Geld gehabt, ich hätte mir selbst ebenfalls so ein prachtvolles Monument errichtet. Sehen Sie es einmal so; denken Sie an die Arbeit, die dadurch für Maurer und Steinmetze geschaffen wurde, für die Bildhauer und den Poeten, der ein hübsches kleines Totengedicht schreiben durfte! Vor dem Krieg stand zwischen den Pfosten ein schönes schmiedeeisernes Tor, nach alten Fotografien zu urteilen. Vor meiner Zeit hier.« Markby blickte sich um und versuchte einzuschätzen, wo sie waren. Park House lag ein wenig weiter zur Linken. Das Mausoleum, falls es tatsächlich eines war, befand sich ganz am Rand des Anwesens. Es sah vollkommen verwahrlost und verlassen aus. Doch Barney überquerte nun die Straße, und Markby folgte ihm.
    »Ich würde es Ihnen nicht zeigen oder auch nur darüber reden, Chief Inspector«, fuhr Barney fort,
    »wenn ich nicht gestern wieder hergekommen wäre, nur um meine eigene Neugier zu stillen, und das dort gesehen hätte.« Er deutete auf tiefe Reifenspuren, die sich in die Blätter und den Matsch auf dem Weg gegraben hatten.
    »Die haben mir verraten, dass ich nicht

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