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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Abgeordnetenhauses«, las Markby neugierig auf einem der Sarkophage, und ihm fiel auf, dass der Staub erst vor kurzem abgewischt worden war. Er runzelte die Stirn und hob den Blick. Über den Sarkophagen, in zwei langen Nischen, die sich über die Wände zogen, standen Reihen von Büsten, staubbedeckt und nicht besonders gut gearbeitet. Die Atmosphäre war unglaublich bedrückend und anachronistisch. Die frische Luft von der offenen Tür trug nur wenig dazu bei, den abgestandenen, muffigen Geruch zu vertreiben. Markby schnupperte. Er identifizierte Staub und Feuchtigkeit, zerfallenden Mörtel und Verwesung, kurz, all die Gerüche, die zu einer Krypta gehörten. Und darüber hinaus noch etwas anderes. Kerzenwachs. Barney, der ihn beobachtet hatte, deutete zur Decke.
    »Dort oben.« Auf einem der Simse stand ein Kerzenstummel. Markby blickte sich um und bemerkte einen zweiten, auf einem Unterteller, der auf einem Sarkophag stand.
    »Was halten Sie davon?«, erkundigte sich Barney rau.
    »Schwarze Magie?« Markby ging zum andern Ende der Krypta, wo der Altar stand. Der Staub darauf war seit Jahren nicht mehr aufgewühlt worden.
    »Nein«, sagte er.
    »Irgendetwas anderes.« Er kehrte zu einem der Sarkophage zurück und betrachtete ihn genauer. An einer scharfkantigen, rechtwinkligen Marmorecke befand sich ein dunkler Fleck, und im hellen Lichtschein der offenen Tür bewegten sich zwei oder drei blonde Haare in der Zugluft. Vorsichtig berührte Markby den Fleck mit dem Zeigefinger. Er war klebrig. Der Chief Inspector hielt den Zeigefinger an die Nase und roch daran. Blut. Markby richtete sich auf und trat zurück, und dabei bemerkte er ein Glitzern in einem Riss zwischen den Platten, auf der Rückseite des Sarkophags. Vorsichtig umrundete er den Steinsarg und hebelte das Objekt mit einer dünnen Taschenmesserklinge aus dem Ritz. Es war ein billiges Goldkettchen, zerrissen, mit einem kleinen, L-förmigen Talisman daran. Hinter ihm sagte Barney unvermittelt:
    »Das gefällt mir nicht!« Markby wirbelte herum.
    »Sie haben den Wagen nicht gesehen? Er muss hier gewesen sein, irgendwo unter den Bäumen.«
    »Es war dunkel!«, protestierte Crouch.
    »Ich hab doch nicht nach einem Wagen Ausschau gehalten! Ich habe nicht damit gerechnet, irgendetwas Außergewöhnliches zu sehen! Möglich, dass unter den Bäumen ein Wagen stand. Falls ja, brannten keine Lichter. Wie hätte ich ihn sehen können?«
    »Schon gut, Barney, beruhigen Sie sich!« Markby steckte die Goldkette in eine kleine Plastiktüte. Barney beobachtete ihn stirnrunzelnd.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Wahrscheinlich etwas sehr Hässliches. Sie bleiben besser in der Nähe, Barney. Sie müssen Ihre ganze Geschichte noch einmal erzählen. Wir müssen ein Protokoll aufnehmen, das Sie anschließend unterschreiben. Sprechen Sie mit niemandem über diese Sache, außer mit der Polizei. Ganz bestimmt nicht mit der schwatzhaften Mrs. Pride!«
    »Als würde ich mit Mrs. Pride schwatzen!«, erregte sich Barney.
    »Ich rede so schon kaum mit ihr, aber es schreckt sie nicht ab, dennoch zu kommen!« Markby rief vom Wagen aus die Spurensicherung, dann setzte er sich hin und dachte nach, was er als Nächstes unternehmen sollte. Er würde auf jeden Fall nach Park House gehen und die Besitzer informieren müssen, dass ihr Mausoleum abgeriegelt und niemand in seine Nähe gelassen werden würde. Er würde wegen der unverschlossenen Tür nachhaken müssen und fragen, wo die Schlüssel aufbewahrt wurden. Er musste Turner aufgabeln. Er warf einen Blick auf seine Uhr und sah bestürzt, dass es bereits nach dreizehn Uhr war. Wenigstens war Turner jetzt schon auf der Station in Bamford.

    »Ich bin froh, dass Sie anrufen, Sir!«, kam ihre Stimme verzerrt aus dem Hörer.
    »Als ich heute Mittag auf die Wache kam, warteten ein Mr. und eine Mrs. Wills. Ihre Tochter Lynne ist verschwunden. Sie haben die Nachrichten im Radio gehört und befürchten, es könne die Leiche ihrer Tochter sein. Die allgemeine Beschreibung, die die beiden abgegeben haben, scheint jedenfalls zu passen.«
    Lynne. Ein Halskettchen mit einem L-förmigen Talisman daran.
    »Gut. Sie bringen die Wills besser zum Leichenschauhaus. Falls die Identifikation positiv verläuft, bringen Sie sie zurück zur Wache und warten dort auf mich. Ich komme auf dem schnellsten Weg hin.«
    »Jawohl, Sir«, sagte sie tonlos. Er hatte ihr eine unangenehme Aufgabe zugewiesen. Es war immer eine schlimme Sache, Verwandte um die

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