Ein Schöner Ort Zum Sterben
unerschütterliche Antwort. Helen sah auf ihre Uhr.
»Ich muss mich mit dem Essen beeilen. Ich muss um eins auf der Wache sein, und ich kann es mir nicht leisten, zu spät zu kommen, nicht gleich zu Beginn meiner Dienstzeit in Bamford.« Sie zerschnitt den golden gebackenen Teigmantel und spießte ein Stück Dorsch auf ihre Gabel.
»Zwei Schellfisch, eine Zervelat!«, rief eine Stimme, und die Friteuse zischte und entließ einen Schwall Hitze und Dampf. Meredith schüttete großzügig Gewürzessig über ihren Fisch.
»Wie kommt es eigentlich, dass dieser Essig in den Schnellrestaurants anders schmeckt als alles, was man zu kaufen bekommt?«
»Ich hab mal einen Wirt gefragt. Er hat gesagt, es komme daher, dass es kein normaler Essig sei, sondern irgendein zusammengemischtes Zeugs.« Helen legte ihre Gabel ab.
»Hören Sie, Meredith, ich kann verstehen, dass Sie es als peinlich empfinden, wenn ich direkt neben Ihnen wohne. Falls es Sie tröstet, auch ich empfinde es als peinlich. Schließlich ist Alan Markby mein Chef.«
»Kommen Sie, es ist nicht Ihre Schuld. Außerdem spielt es genau genommen keine Rolle. Wir sind alle drei erwachsene Menschen und sollten doch wohl in der Lage sein, gegenseitig unser Privatleben zu respektieren! Außerdem – ich weiß nicht, was Mrs. Pride Ihnen erzählt hat, aber die … die Freundschaft zwischen Alan und mir hat keinem von uns die Selbstständigkeit genommen. Er hat seinen Beruf, ich habe meinen. Wir haben nicht vor, daran etwas zu ändern. Falls Mrs. Pride etwas anderes erzählt hat, dann hat sie sich geirrt.« Helens graue Augen richteten sich über den dicken Rand der Steingut-Tasse nachdenklich auf.
»Ich verstehe …« Aber was sie genau verstanden hatte, das sagte sie Meredith nicht.
»Zwei Dorsch mit Chips!«, rief die Stimme an der Friteuse.
»Hier, mein Süßer!« Der Kunde nahm sein Paket mit gebackenem Fisch und wandte sich von der Ladentheke ab. Das führte dazu, dass er Meredith direkt ins Gesicht sah. Er zögerte und kam dann an ihren Tisch.
»Hallo, Josh!«, sagte Meredith überrascht.
»Fisch zum Mittagessen?«
»Ja. Wir – meine Tante und ich – essen samstagmittags immer Fisch. Ich gehe ihn holen …« Der Junge scharrte mit den Füßen und blickte verlegen zu Helen, die er nicht kannte.
»Ich möchte Sie nicht beim Essen stören, aber war Katie heute Morgen bei Ihnen?«
»Ja, war sie«, sagte Meredith und musterte ihn neugierig. Er errötete.
»Hat sie erzählt, dass sie nach Frankreich muss? Sie will nicht, wissen Sie, und ihre Eltern versuchen, sie dazu zu zwingen! Das heißt, ihre Mutter versucht es.«
»Sie hat darüber gesprochen, Josh, und ich kann dir nur das sagen, was ich auch ihr gesagt habe: Es hat nichts mit mir zu tun. Sie muss es allein mit ihrer Familie klären. Falls Katie und du irgendeinen Plan ausgeheckt habt, der mich mit einbezieht, dann … dann … nun, das kommt überhaupt nicht infrage, verstehst du?«
»Aber Sie kennen Katies Familie nicht!«, sagte der Junge halsstarrig.
»Nein, ich kenne sie nicht, und das ist nur einer der zahlreichen Gründe, aus denen ich mich nicht einmischen kann. Ich nehme an, du möchtest auch nicht, dass sie nach Frankreich geht. Kommt das daher, dass sie es nicht will, oder hast du eigene Gründe?«
»Ich bin nicht selbstsüchtig!«, rief er mit erhobener Stimme, dach als er Helens interessierten Blick bemerkte, presste er die Lippen zusammen. Dann richtete er sich auf und umklammerte die warme Packung mit dem Fisch.
»Ich muss jetzt gehen, oder das hier wird kalt! Tut mir Leid, dass ich Sie belästigt habe! Wie Sie gesagt haben, Sie können nichts daran ändern. Aber irgendjemand muss doch etwas unternehmen!« Er rannte aus dem Geschäft. Helen hob fragend eine Augenbraue.
»Was hatte das alles zu bedeuten?«
»Ich weiß es selbst nicht so genau! Aber ich beginne zu vermuten, dass es in unserer Stadt eine ganze Menge junger Leute mit großen Problemen gibt!« Meredith schüttelte den Kopf.
»Ich kann ihnen nicht helfen! Warum um alles in der Welt kommen sie zu mir?«
»Wichtig ist«, sagte Helen Turner,
»dass sie überhaupt zu einem Erwachsenen gehen, wenn sie ein Problem haben. Bevor es zu spät ist.« Sie sah erneut auf ihre Uhr.
»Meredith, ich muss jetzt wirklich los. Tut mir Leid, dass ich so in Eile bin. War mir wirklich eine Freude, mit Ihnen zu reden!«
»Rufen Sie mich doch einfach an, wenn Sie Zeit haben«, sagte Meredith.
»Aber ich muss Sie warnen – kann sein,
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