Ein Schöner Ort Zum Sterben
nach Freiern ist!‹, dann wäre wahrscheinlich am nächsten Tag ihr Vater hier gewesen und hätte mir Prügel angedroht oder mich vor Gericht gezerrt! Selbst wenn ich Recht gehabt hätte, wie soll ich es denn beweisen? Und wenn ich mich geirrt hätte, was dann? Es hätte sich rasch herumgesprochen, und all ihre Freundinnen hätten sich angegriffen gefühlt! Ich könnte mich genauso gut auf eine schwarze Liste bei der Hälfte aller jungen Leute in der Stadt setzen!« Er zögerte, runzelte die Stirn und zeigte dann mit einem kurzen Stummelfinger auf Markby.
»Hören Sie, Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass ich Provision von den Mädchen kassiert habe, oder? Weil ich das nicht getan habe, und das Gegenteil können Sie nicht beweisen!«
»O nein!«, flüsterte Daphne.
»Nein, so etwas hätte Terry niemals getan! Es ist wirklich so, wie er gesagt hat, Mr. Markby. Es gefiel uns nicht, aber wir konnten nichts dagegen tun. Wir sind neu im Geschäft, und wir können es uns nicht leisten, Kundschaft zu vergraulen. Und wir wussten nicht mit Sicherheit, was diese jungen Mädchen gemacht haben! Es hat nur so ausgesehen, aber wir konnten sie wohl kaum ohne einen stichhaltigen Beweis beschuldigen! Sie sind Polizist, Sie wissen doch, wie das ist!«
»Hören Sie, Mr. Markby.« Reeves’ Tonfall wurde beschwörend.
»Sobald wir eine Chance gehabt hätten, das Geschäft ein wenig aufzubauen und Stammgäste zu gewinnen, hätte ich etwas dagegen unternommen! Dann wäre ich auch in der Lage gewesen, sie aus meinem Lokal zu werfen. Daph und ich, wir haben noch einiges vor mit diesem Pub. Aber dazu mussten wir kurzfristig erst einmal Geld verdienen, verstehen sie? Um den Umbau zu finanzieren und leben zu können. Und Geld stinkt bekanntermaßen nicht! Wenn jemand zu uns kommt, sich ein paar Drinks kauft, vielleicht sogar ein paar Mahlzeiten an der Theke, und sich nicht danebenbenimmt oder vielleicht eine Schlägerei vom Zaun bricht, dann können wir nicht mehr verlangen. Was die Leute sonst noch tun, ist ihre private Angelegenheit und hat nicht das Geringste mit uns zu tun!« Markby seufzte. Die Reeves hatten also beide Augen zugekniffen, um des lieben Geschäfts willen. Das Traurige war, dass Reeves ohne jeden Zweifel die Wahrheit sagte. Er und seine Frau hatten Pläne mit dem Silver Bells. Sobald das Lokal einigermaßen etabliert war, hätten sie die Kundschaft kritischer unter die Lupe genommen. Doch die Ereignisse waren ihnen zuvorgekommen.
»Das hätten Sie mir gleich erzählen können«, brummte Markby.
»Ich werde jemanden vorbeischicken, der Ihre Aussagen zu Protokoll nimmt. Und wenn es noch etwas gibt – und sei es nur das geringste Detail! –, dann sagen Sie es lieber gleich! Es ist von größter Bedeutung, dass wir die betreffenden Mädchen identifizieren. Vergessen Sie nicht …«, bei diesen Worten erhob er sich,
»als Ergebnis der Aktivitäten, die Sie in Ihrem Lokal geduldet haben, ist eines der Mädchen gewaltsam zu Tode gekommen! Sie war erst vierzehn Jahre alt, Mr. Reeves. Ich schlage vor, Sie achten in Zukunft sehr viel gründlicher auf das Alter der Gäste, die bei Ihnen verkehren. Ich gestehe zu, dass Sie möglicherweise nicht erkannt haben, wie jung sie war, nach ihrem Aussehen und der Kleidung zu urteilen. Aber sollte ich herausfinden, dass Sie in Zukunft auch nur einem minderjährigen Gast Alkohol ausschenken, dann, glauben Sie mir, sorge ich dafür, dass Sie Ihre Lizenz verlieren!«
»Jawohl, Sir«, antwortete Reeves überraschend kooperativ. Daphne begann leise zu weinen. Sie tat Markby leid, doch war er auch wütend, weil ihr Ehemann sich durch ihre Feigheit nur noch bestärkt gefühlt hatte. Sie trug ohne Zweifel einen Teil der Schuld. Als er das Pub verließ, hörte er hinter sich die ersten schrillen und grollenden Worte eines sich anbahnenden Streits. Keiner von beiden war wohl bereit, die Schuld zu teilen, und versuchte nun, sie protestierend auf die Schultern des anderen zu schieben.
Am gleichen Dienstag, um vier Uhr nachmittags, kam der Minibus mit den Schülern aus den Privatschulen der Umgebung auf dem Market Square an und entließ seine Fracht.
Die Kinder und Jugendlichen verteilten sich lärmend und gingen allein oder in Zweier- und Dreiergruppen in verschiedene Richtungen davon. Katie Conway blieb alleine. Es gab keine allgemeine Regelung, wer sie nach dem Ende der Schule im Stadtzentrum abholte und nach Park House brachte, im Gegensatz zu dem morgendlichen
»Schulweg«, den Maria
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